OS X 10.9 Mavericks: mehr Leistung, weniger Verbrauch

Statt Raubkatzen dient ein Surfspot vor der kalifornischen Küste als Namensgeber für das neue Apple-Betriebssystem. Doch das ist natürlich nicht alles, was die zehnte Variante von Mac OS X, das erstmals 2011 erschien und der Mac-Gemeinde Unterstützung für preemptives Multitasking und Protected Memory brachte, an Neuerungen zu bieten hat. Apple hat OS X 10.9 Mavericks nicht nur in Sachen Oberfläche aufgehübscht und um sinnvolle Apps wie iBooks und Karten ergänzt, sondern vor allem unter der Haube gründlich renoviert. Ziel war es offenbar, das Mac-Betriebssystem reaktionschneller und besonders engergieeffizient zu gestalten. Dazu kommen zahlreiche neue Techniken zum Einsatz.

Compressed Memory

Compressed Memory dient dazu, den Mac reaktionschnell zu halten, indem nicht benötigter Speicher komprimiert wird, sodass mehr physikalischer Speicher für aktive Anwendungen zur Verfügung steht. Sobald Arbeitsspeicher von Programmen genutzt wird, beginnt die Technik damit, zuletzt verwendete Zellen zu komprimieren und zusammenzufassen. Komprimierung und Defragmentierung sorgen laut Apple dafür, dass der tatsächlich genutzte Speicher um die Hälfte schrumpft, was aktiven Anwendungen zugute kommt. Sobald ein Programm auf komprimierte Daten zugreifen möchte, werden die Informationen dekomprimiert. Dieser Vorgang soll nur wenige Millionstel Sekunden dauern, was auch daran liegen dürfte, dass die Technik – anders als Virtual Memory – sämtliche Recheneinheiten des Prozessors nutzt.

Damit arbeitet Compressed Memory nicht nur schnell, sondern belastet die CPU ingesamt nur wenig, wodurch sich ein weiterer Vorteil ergibt: Der Energiebedarf ist deutlich niedriger als beisielsweise beim Auslagern von Arbeitsspeicher auf das Storage-Medium. Im Vergleich zu Mountain Lion soll Mavericks aufgrund dieser Technik schneller aus dem Standbymodus aufwachen und unter Belastung deutlich reaktionsschneller sein.

App Nap

Als weitere Maßnahme zur effizieten Ausnutzung der Energie dient App Nap. Passive Anwendungen versetzt die Technik in ein „Nickerchen“ und regelt den Bedarf für CPU-Zeit und I/O-Kommunikation. Durch die Reduzierung von Timer-Request an die CPU verlängert sich die Idle-Phase des Prozessors, wodurch dieser viel Energie sparen kann. Das gleiche Verfahren kommt bei I/O-Anfragen zur Anwendung. Dadurch erhöhen sich die Chancen, dass die I/O-Kommunikation aktiver Anwendungen nicht von „schlafenden“ Programmen gestört werden. Zudem wird die Priorität von Hintergrund-Anwendungen reduziert, sodass sie weniger Rechenleistung erhalten. App Nap sorgt laut Hersteller dafür, dass der Energiebedarf der CPU um bis zu 23 Prozent sinkt.

App Nap: Die Aktivitätsanzeige informiert darüber, welches Programm gerade ein Nickerchen macht.

Timer Coalaescing

Timer Coalescing, eine Art Gleichschritt für Programme, ist ein weiterer Baustein von Mavericks für einen besonders energieffizienten Betrieb. Anwendungen und Hintergrundtasks nutzen in der Regel unterschiedliche lange Intervalle, um bestimmte Aufgaben zu erledigen. Auch können sie zu unterschiedlichen Zeitpunkten beginnen. Damit werden die Ressourcen des Systems fast kontinuerlich belastet. Durch das Verschieben von Startzeitpunkten bringt Mavericks die unterschiedlichen Tasks in Gleichklang und sorgt dafür, dass die CPU länger im Idle-Modus bleibt, was Energie einspart. Apple spricht in diesem Zusammenhang von einer um bis zu 72 Prozent reduzierten CPU-Aktivität.

Ohne Timer Coalescing steht die CPU durch die unterschiedlichen Tasks fast kontinuerliche unter Belastung. Mit Timer Coalescing hält Mavericks Anwendungen im Gleichschritt: Der Prozessor wird dadurch energieffizient ausgelastet.

Energiesparmodus in Safari

Den Nickerchen-Modus für Apps nutzt der Apple-Browser auch für Webseiten. Hierbei werden nicht-aktive Tabs in eine besonders energiesparende Betriebsart versetzt. Zudem sorgt der in Safari integrierte Power Saver dafür, dass im Batteriebetrieb rechenintensive Animationen wie Flash auf Webseiten zunächst nicht starten, sondern stattdessen nur ein Vorschaubild eingeblendet wird. Erst wenn der Nutzer der Ausführung zustimmt, startet das Plugin mit der Ausführung. Dabei differenziert Safari zwischen dem Hauptteil einer Webseite, der nicht von den Stromsparmechanismen betroffen ist, und angrenzenden Bereichen. Nur Inhalte am Rand werden von Power Saver vor der Ausführung gestoppt. Wer möchte, kann diesen Mechanismus unter Safari-Einstellungen-Erweitert auch deaktivieren (Plug-Ins zum Stromsparen stoppen). Außerdem lässt sich die Ausführung von Internet-Plug-Ins auf bestimmte Webseiten begrenzen (Einstellungen-Sicherheit-Internet-Plug-Ins).

Energieeffiziente Videowiedergabe

Last but not least spart OS X 10.9 Mavericks auch bei der Wiedergabe von Videos Energie. Und zwar dadurch, dass wesentliche Teile des Decodings von der effizienteren Grafikhardware ausgeführt wird.

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Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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