Bericht: Telekom stellt Produktion des „Merkel-Handy“ ein [UPDATE: Dementi]

Nach Informationen des NDR wird die zuständige Tochter Trust2Core aufgelöst. Grund ist offenbar die geringe Nachfrage aus dem Ministerium. Von geplanten 5000 Krypto-Handys wurden bisher angeblich nur 600 verkauft. Die Telekom hat den Bericht inzwischen dementiert.

Offenbar aufgrund mangelnder Nachfrage will die Deutsche Telekom die Fertigung des als „Merkel-Handy“ bekannt gewordenen abhörsicheren Smartphones mit der Sicherheitslösung Simko 3 (sichere mobile Kommunikation) einstellen. Die zuständige Tochter Trust2Core soll aufgelöst werden, wie ein Telekom-Sprecher ohne Angabe von Gründen gegenüber dem NDR bestätigte.

Bundeskanzlerin Merkel zeigt auf der CeBIT 2013 ihr neues Smartphone von Blackberry und Secusmart (Bild: Deutsche Messe AG).Bundeskanzlerin Merkel zeigt auf der CeBIT 2013 ihr neues Smartphone von Blackberry und Secusmart (Bild: Deutsche Messe AG).

Im März 2013 hatten T-Systems und Secusmart den Zuschlag des Beschaffungsamtes für die Lieferung von insgesamt knapp 10.000 Hochsicherheitshandys erhalten. Zum Stückpreis von rund 2500 Euro sollten sie jeweils 5000 dieser Geräte bereitstellen.

Wie NDR Info erfahren haben will, wurden seitens der Telekom bisher aber nur rund 600 der Krypto-Handys an die Regierung verkauft. Die modifizierten Samsung-Galaxy-Modelle S2 und S3 seien in den Ministerien einfach nicht gefragt, weil sie zu langsam seien und zu wenig Speicherplatz böten.

Deutlich beliebter seien hingegen die sicheren Smartphones des Düsseldorfer Konkurrenten Secusmart auf Basis des Blackberry Z10, von dem angeblich schon 2500 in deutschen Ministerien und Behörden im Einsatz sind. Die darauf installierte Secusuite for Blackberry 10 kombiniert die Secusmart Security Card, die Plattform Blackberry 10 sowie weitere Komponenten von Secunet und Sirrix. Durch die Security Card sind selbst Versand und Empfang von Dokumenten der Geheimhaltungsstufe „VS-NfD“ zulässig (Verschlusssache – nur für den Dienstgebrauch).

Ende Juli hatte Blackberry bekannt gegeben, seinen langjährigen deutschen Verschlüsselungspartner Secusmart übernehmen zu wollen. Aktuell prüft das Wirtschaftsministerium noch, ob die Übernahme eventuell die Sicherheitsinteressen der Bundesrepublik gefährdet. Denn mit dem Zukauf bekäme der kanadische Hersteller Zugriff auf die Technik, die deutsche Politiker vor Abhörangriffen schützen soll. Und Kanada gehört neben den USA, Großbritannien, Australien und Neuseeland zu den sogenannten „Five Eyes„-Nationen, die untereinander Geheimdienstinformationen austauschen.

Vor diesem Hintergrund ist die Bundesregierung offensichtlich an einer weiteren Zusammenarbeit mit der Telekom in Sachen verschlüsselter Telefonie interessiert. Das bestätigte ein Ministeriumssprecher gegenüber dem NDR. Wie diese Kooperation im Detail aussehen soll, sei aber noch unklar. Die Telekom selbst sucht offenbar nach Alternativen zur bisher eingesetzten Microkernel-Technik von Simko 3. Ein Sprecher des Bonner Konzerns erklärte, man prüfe derzeit mit Partnern „die Weiterentwicklung zukünftiger Lösungen für die sichere mobile Kommunikation“. Man werde aber definitiv weiter in Krypto-Telefonie investieren.

UPDATE 13.05 Uhr

Die Deutsche Telekom hat den Bericht des NDR dementiert. Die bisher mit der Entwicklung betraute Tochter Trust2Core werde zwar geschlossen, die Mitarbeiter aber von der Telekom übernommen. „Wir halten die Lieferfähigkeit für Simko 3 aufrecht.“, teilte ein Unternehmenssprecher mit.

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Themenseiten: BlackBerry, Datenschutz, Deutsche Telekom, Smartphone, T-Systems, Überwachung

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