OS X 10.10 Yosemite: Design erntet Kritik

Das stark an iOS angelehnte neue Design von OS X 10.10 Yosemite stößt auf Kritik. Anstoß nehmen Nutzer vor allem an der neuen Systemschrift und den transparenten Fenstern des Desktop-Betriebssystems. Beides scheint eher mit Macs zu harmonieren, die über ein Display mit „Retina“-Auflösung verfügen – dafür deutlich weniger mit der großen Mehrzahl der Geräte.

Helvitica Neue löst als Systemschrift den gewohnten Font Lucida Grande ab. Sie ist schlanker, sorgt aber nur bei Retina-Bildschirmen für optimale Lesbarkeit. Bei Apples Mobilgeräten ist Helvetica schon lange Standard – den Besitzern von weniger hoch auflösenden Desktops aber erscheint sie gedrängt, unsauber und weniger gut lesbar. Viele OS-X-Kunden empfinden den Verzicht auf Lucida Grande daher als einen Schritt rückwärts.

Yosemite übernimmt zahlreiche Designelemente von iOS. Dazu gehören die flachen Icons und die Pastellfarben des Mobilbetriebssystems. Auch die Werkzeugleisten, Menüs und Schaltflächen wurden überarbeitet und sollen ein einheitlicheres Look and Feel bieten als der Vorgänger Mavericks.

„Yosemite strebt ersichtlich eine viel elegantere, durchdachtere, unkompliziertere visuelle Darstellung an als das, was zuvor kam“, schreibt in einem Blogeintrag Khoi Vinh, der frühere Designchef von The New York Times Online. „In meinen Augen erreicht es diese Ziele nicht.“ Die Grundlagen dafür seien wohl vorhanden, aber noch in einer sehr rohen Form. Vinh erwartet, dass es weitere Versionen des Betriebssystems braucht, bis die visuelle Sprache voll ausgereift ist. „Derzeit sehe ich aber bei Yosemite fehlenden Schliff, eine Vielzahl unbeholfener Entscheidungen und unaufgelöster Spannungen.“

Als seine größte Beschwerde bringt der Designer vor, dass „dieser frische Farbanstrich sich schlecht auf den visuellen Kontrast auswirkt“. Interface-Elemente seien oft in so hellen oder kaum unterscheidbaren Farben gehalten, dass sie ständig ineinander „auslaufen“. Daraus ergebe sich ein ähnlicher Eindruck wie bei einem überbelichteten Foto.

In eine ganz ähnliche Richtung zielt die Kritik von Stephen Hackett, der sich auf 512 Pixels schon länger mit Feinheiten und Wandlungen von OS X beschäftigt. Er spricht sich nicht grundsätzlich gegen Transparenz aus, sieht durch sie aber vielfache Probleme hinsichtlich von Klarheit und Lesbarkeit verursacht: „iOS 7 führte diese Art von Transparenz ein, aber da iOS-Apps keine überlappenden Fenster kennen, ist es dort kein so großes Problem. Da OS X noch immer über ein Fenster-UI verfügt, hat die Transparenz hier einfach mit zu vielen problematischen Darstellungen zu kämpfen.“

Weniger differenzierte Äußerungen finden sich in einem Forum von Macrumors. Die Rede ist etwa von „unausgebildeten Designern ohne professionelle Beaufsichtigung“ bei Apple, die sich in „Design mit Photoshop“ übten. Ein Nutzer stellt eine zunehmende Simplifizierung von OS X fest als klare Ansage, den „Power-User zu ignorieren und sich auf den Massenmarkt zu konzentrieren“. Ein anderer möchte Apples Chefdesigner Ive in eine Kiste verpackt und an Microsoft geschickt wissen – „wo er hingehört“.

Ausdruck fand die Design-Kritik auch in einer Online-Petition an Apple. Sie wendet sich an CEO Tim Cook mit der Bitte um eine Option für Anwender, mit der sie zum vorherigen Design zurückkehren können. Eine Massenbewegung konnten die Petenten jedoch nicht auslösen und fanden bislang nur eine zweistellige Zahl von Unterstützern. Wer sich an den vielen durchscheinenden Oberflächen von OS X 10.10 Yosemite stört, kann aber zumindest diese einfach abschalten.

ZDNet.de Redaktion

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