Twitter hat mit scharfer Kritik auf Googles stärker personalisierte Suchergebnisse reagiert. Den Anfang machte Alexander Macgillivray, Chefjustiziar des Mikroblogging-Diensts, passenderweise mit einem Tweet: „Ein schlechter Tag für das Internet“, lautete seine knappe Einschätzung. Er verwies auf einen kritischen Blogeintrag von John Battelle und sagte mehr Meinungsstreit um Googles Verhalten voraus.
Anschließend legte Twitter mit einer offiziellen Erklärung nach. Seit Jahren hätten sich die Nutzer darauf verlassen, von Google zu jeder Zeit die relevantesten Ergebnisse zu erhalten, wenn sie etwas online suchten: „Oft wollen sie mehr über Weltereignisse und brandaktuelle Nachrichten erfahren. Twitter hat sich als wesentliche Quelle für Informationen in Echtzeit erwiesen dank seiner über 100 Millionen Teilnehmer, die täglich 250 Millionen Tweets zu praktisch allen Themen versenden. Wir haben wieder und wieder erlebt, wie Nachrichten zuerst bei Twitter auftauchen. Daher stellen Twitterkonten und Tweets oft die relevantesten Ergebnisse dar.“
Googles neuer Dienst „Search plus Your World“ erlaubt es Nutzern, die mit ihrem Google-Konto eingeloggt sind, zwischen personalisierten und „umfassenden“ Ergebnissen zu wechseln. Die personalisierte Suche macht unter anderem Bilder in Picasa sowie Google+-Einträge leichter auffindbar. Sie integriert beispielsweise den Eintrag eines Freundes, wenn er bei Google+ etwas zum jeweiligen Suchbegriff geschrieben hat.
Twitter befürchtet offenbar, dass die Informationen aus Tweets dadurch in den Hintergrund geraten: „Wir sind besorgt, dass es durch Googles Änderungen schwieriger für alle sein wird, diese Informationen zu finden. Wir glauben, dass das nachteilig für alle ist, für Medien, Nachrichtenorganisationen sowie die Nutzer von Twitter.“
„Wir sind überrascht über die Kommentare von Twitter über Search plus Your World“, antwortete Google via Google+ und verwies darauf, dass Twitter im letzten Sommer das Suchabkommen mit Google auslaufen ließ. Google hatte daraufhin seine Echtzeitsuche mit Ergebnissen von Twitter und anderen Social-Networking-Sites eingestellt. Verlängert wurde hingegen im September ein Suchabkommen zwischen Microsoft und Twitter, in dessen Rahmen Twitters Datenstrom „Firehose“ in die Suchmaschine Bing einfließt.
In einem Gespräch auf der CES in Las Vegas beteuerte Googles Chairman Eric Schmidt, sein Unternehmen bevorzuge Google+ keineswegs, sondern würde gerne mit Twitter und Facebook über eine Integration in die persönlichen Suchergebnisse sprechen. Ein Google-Sprecher erklärte gegenüber ZDNet: „Wir wollen helfen, die relevantesten Informationen von Ihren Freunden und sozialen Verbindungen zu finden, ganz unabhängig von der Site, auf der sie veröffentlicht wurden. Einige Sites (wie Twitter und Facebook) gewähren Google aber nicht den erforderlichen Zugang, so dass wir nicht alle diese Informationen anzeigen können. Der Eintritt in eine neue Ära der sozialen und privaten Datensuche erfordert enge Zusammenarbeit. Wir hoffen, dass andere Sites daran teilnehmen, damit wir unseren Nutzern die bestmögliche Erfahrung bieten können.“
Ein Klick lässt Nutzer zwischen der personalisierten und der Standardansicht wechseln (Bild: Google).
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