Acht Anbieter von PC-Sicherheitssoftware und Andreas Marx vom Magdeburger Labor AV-Test haben sich in einem offenen Brief an die Stiftung Warentest gewandt. Darin fordern sie die Stiftung zu einem Dialog über deren Methoden auf, Antivirensoftware zu testen. Anlass ist ein Beitrag in der April-Ausgabe der Zeitschrift „test“ über einen Vergleich von 18 Antiviren-Programmen.
„Leider fehlt bei Ihrem Test eine detaillierte Beschreibung der Methoden, die uns helfen würde, Ihr Vorgehen besser zu verstehen. So könnten wir auch besser nachvollziehen, warum Sie ein bestimmtes Angriffsszenario zur Bewertung der Produkte gewählt haben. Dann lassen sich die Resultate richtig bewerten – aus unserer Sicht, aber vor allem auch aus Sicht der Verbraucher“, heißt es in dem Brief.
Die Stiftung Warentest hatte in der April-Ausgabe ihrer Zeitschrift „test“ einen Vergleich von 18 Antiviren-Programmen veröffentlicht. Nach Ansicht der Tester sind davon sind nur vier als „gut“ zu bewerten: die kostenpflichtigen Programme Avira Internet Security 2012, G Data Internet Security 2012 und Kaspersky Internet Security 2012 sowie ein kostenloser Virenschutz – Avira Free Antivirus. Besonders schlecht abgeschnitten haben Symantec Norton Internet Security 2012 Note 3,8), McAfee Internet Security 2012 (Note 4,0), Trend Micro Internet Security 2012 (Note 4,2) und Panda Internet Security 2012 (Note 4,4).
Es mag daher nicht verwundern, dass sich drei dieser vier Hersteller besonders schnell zu Wort meldeten und den Test heftig kritisierten: Ihrer Ansicht nach wurde die Stiftung Warentest mit veralteten, praxisfernen Testmethoden ihren Produkten insbesondere deshalb nicht gerecht, weil cloud-basierte und verhaltensbasierte Funktionen in weiten Teilen unberücksichtigt blieben.
Die Stiftung Warentest wollte dies nicht auf sich sitzen lassen: Ein Sprecher wies die Herstellerkritik gegenüber ZDNet zurück: Ein Großteil der Vorwürfe sei unberechtigt, der Test sehr wohl nach modernen Kriterien durchgeführt worden. Allerdings habe man zum besseren Verständnis in der Darstellung in der Zeitschrift diese nicht bis ins letzte Detail ausgeführt: Schließlich richte sich das Heft an Verbraucher, nicht an IT-Experten. Das ändere nichts daran, dass Experten die Tests durchführten – in diesem Fall in Zusammenarbeit mit der europäischen Verbraucherorganisation ICRT.
Der offene Brief, der ZDNet vorliegt, wurde nicht nur von den Verlieren des Warentest-Tests unterzeichnet, sondern auch von Firmen, die darin gar nicht vorgekommen sind oder mit „gut“ bewertet wurden. Unterzeichner sind Claus Meisel (Checkpoint), Klaus Jetter (F-Secure), Josef Pichlmayr (Ikarus), Magnus Kalkuhl (Kaspersky Lab), Toralv Dirro (McAfee), Markus Mertes (Panda Security), Stefan Wesche (Symantec), Raimund Genes (Trend Micro) und Andreas Marx vom Magdeburger Labor AV-Test.
Update 4. April, 13 Uhr 12: Inzwischen hat die Stiftung Warentest auf ihrer Website eine Stellungnahme zum Offenen Brief der Hersteller abgegeben. Sie legt darin noch einmal ausführlich ihre bereits in den Grundzügen gegenüber ZDNet dargestellten Ansichten zu den Testmethoden dar und begründet ihr Vorgehen näher. Außerdem greift sie zusätzliche Punkte der inzwischen detaillierteren Kritik der Hersteller auf. Zum Angebot der Hersteller, „die Testmethodik und die verwendeten Samples unter Einbeziehung einer unabhängigen und unbeteiligten Stelle zu diskutieren“ macht sie jedoch keine Aussagen.
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