Die Deutsche Telekom hat auch nach dem Ende der bekannt gewordenen Übernahmegespräche weiterhin Interesse an einem Kauf des britischen Mobilfunkanbieters O2. Das erfuhr das „Handelsblatt“ aus unternehmensnahen Kreisen. Die Deutsche Telekom sowie KPN hatten gestern in einer Mitteilung an die Londoner Börse bestätigt, dass sie Gespräche über einen gemeinsamen Kauf von O2 geführt, diese aber inzwischen ergebnislos beendet haben. Damit reagierten die beiden Unternehmen auf einen Zeitungsbericht, wonach die Telekom O2 übernehmen und die deutsche Tochter an KPN verkaufen wollte.
Das britische Börsenrecht bindet die beiden Interessenten allerdings nur sechs Monate lang an ihre Erklärung. Zudem gibt es eine ganze Reihe von Ausnahmen, auch vorher wieder aktiv zu werden, ohne gegen die Erklärung zu verstoßen – etwa wenn ein weiterer Konkurrent ein Angebot für O2 abgeben würde. „Neben O2 bleiben in Europa nicht mehr viele Mobilfunkgesellschaften übrig, die man kaufen könnte“, sagt Analyst Frank Rothauge von Sal. Oppenheim.
Als möglichen Kaufpreis wurde eine Summe von 14 Milliarden britischen Pfund (umgerechnet rund 20 Milliarden Euro) genannt. Laut KPN konnten sich beide Bieter jedoch nicht über die Bewertung der deutschen Landesgesellschaft O2 Germany einigen, die an KPN gegangen wäre. Die Niederländer hätten sie mit ihrer bereits im deutschen Markt tätigen Tochter E-Plus vereint. Experten schätzen den Wert der deutschen Landesgesellschaft von O2 auf rund 4,5 Milliarden britische Pfund.
In Deutschland wächst O2 derzeit schneller als die KPN-Tochter E-Plus – KPN wäre daher der Partner der ersten Wahl für die Telekom gewesen. „KPN hätte mit Abstand den höchsten Preis für O2 gezahlt, weil sie durch einen Kauf erhebliche Synergien heben können“, zeigt sich Frank Rothauge von der Investmentbank Salomon Oppenheim überzeugt.
In Großbritannien und Irland zählt O2 rund 16 Millionen Kunden, auf die es offensichtlich die Deutsche Telekom abgesehen hat. Die Telekom schaut sich nach Aussage von Vorstandschef Kai-Uwe Ricke nur nach Zukäufen in Märkten um, in denen sie – wie in Großbritannien – bereits präsent ist. Vergangene Woche hatte sie den österreichischen Mobilfunker Telering für 1,3 Milliarden Euro übernommen.
Der britische Mobilfunkmarkt ist hart umkämpft und sehr wettbewerbsintensiv. Experten erwarteten deshalb bereits seit langem eine Bereinigung. Auch Telekom-Chef Ricke hat in der vergangenen Woche erklärt, dass Großbritannien mit fünf Netzbetreibern „überbesetzt“ sei.
Ein Zukauf würde die Telekom stärken – ihre Mobilfunktochter T-Mobile kämpft seit Monaten gegen sinkende Umsätze und rückläufige Kundenzahlen in Großbritannien. Hält die Telekom an ihrem Ziel fest, O2 zu kaufen, benötigt sie aus kartellrechtlichen Gründen einen Abnehmer für die deutsche O2-Tochter: T-Mobile ist mit knapp 40 Prozent Marktanteil bereits Marktführer im deutschen Mobilfunkmarkt. Mit O2 kämen weitere 13,5 Prozent dazu, was die Kartellbehörden aller Voraussicht nach nicht genehmigen würde.
Neben Großbritannien ist T-Mobile vor allem in Osteuropa stark vertreten. Ein Zukauf dort ist aber kaum möglich, da die meisten Märkte nur mit drei Anbietern besetzt sind. Für T-Mobile dürfte es nicht allzu schwer werden, einen anderen Käufer als KPN für die deutsche O2-Sparte zu finden. Der deutsche Mobilfunkmarkt bietet verglichen mit den übrigen westeuropäischen Märkten noch Wachstumpotential. Denkbar wäre etwa ein Einstieg von France Télécom oder Telefónica. Die beiden Ex-Monpolisten haben in den vergangenen Jahren bereits versucht, sich in Deutschland aufzustellen, blieben aber erfolglos.
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Synergien
Synergien bedeuten heutzutage doch nur die Konkurrenz zum Wohle des Kunden zu plätten, bzw. dem eigenen Unternehmen einzuverleiben, sprich die Kunden zu kassieren, bei gleichzeitiger Gewinnmaximierung. Was dabei herauskommt ist auf dem Stromsektor wunderbar zu beobachten. EON, die einzige Energie, friss oder stirb. Ich will damit keine Werbung betreiben oder das Unternehmen madig machen. Aber maximaler Gewinn bei minimalstem Einsatz kann auch nicht das Maß der Dinge sein. Hintergrund: Unsere Stromausfälle toppen jetzt schon die auf Mallorca. Noch etwas: Synergien bedeuten auch Verluste von Arbeitplätzen. Nur bei dem Wort Investmentbank kriege ich schon einen dicken Hals.