Telekombranche setzt neue Akzente beim Outsourcing

Jährliche Wachstumsraten von elf Prozent erwartet

Wenige Branchen haben sich in den letzten Jahren so stark gewandelt wie die Telekommunikation, und das europaweit – neue Technologien, neue Services, neue Marktmodelle. Gerade unter Mobilfunk-Anbietern scheint es in Mode zu kommen, sich zunehmend auf die eigene Marke zu konzentrieren und alles andere an Dienstleister auszulagern.

„E-Plus macht es allen vor: In einem 120-Millionen-Euro-Deal lagerte das Unternehmen 2004 seine komplette IT an Atos Origin aus – in diesem Umfang ein bahnbrechender Vertrag für die europäische Telekommunikationsbranche“, sagt Julia Reichhart, Senior Consultant bei Pierre Audoin Consultants (PAC). Doch E-Plus gehe noch einen großen Schritt weiter und habe Anfang März sein Mobilfunknetz an Alcatel-Lucent ausgelagert, also den Bau, Betrieb und die Wartung des Netzes. Dies ermögliche es dem Unternehmen, sich auf die Vermarktung seiner Marken zu konzentrieren. Zudem verspreche man sich davon langfristig enorme Kosteneinsparungen.

Für Outsourcing-Anbieter bedeute die größere Offenheit von Telekommunikationsunternehmen gegenüber anwendungsbezogenem Outsourcing und dem so genannten Business Process Outsourcing (BPO), dass ein riesiges Potenzial frei werde, während der viel reifere Infrastruktur-Outsourcing-Markt stagniere. Noch stecke allerdings BPO fast überall in Westeuropa in den Kinderschuhen. Einzig bei Abrechnungen werde es vielerorts gerne herangezogen, was sich deshalb anbiete, weil Billing-Systeme mehr und mehr auf internationaler Ebene standardisiert werden.

Dieser Prozess wird durch die Vereinheitlichung des europäischen Zahlungsraums (Single European Payment Area = SEPA) unterstützt, der es erlaubt, über Ländergrenzen hinweg die Zahlungsabwicklung und das Forderungsmanagement abzuwickeln. „Die Anforderungen sind für alle Beteiligten hoch, denn die Wertschöpfungsketten werden immer komplexer und eine Vielzahl von Partnern sind an der Erbringung der Leistung beteiligt. Insbesondere die Fähigkeit, standardisierte Abrechnungsprozesse in unterschiedlichen internationalen Märkten anbieten zu können, zählt zu einem der wichtigsten Kriterien, die ein guter Dienstleister im BPO erfüllen muss“, sagt Omar Khorshed, Vorstandchef des Düsseldorfer Abrechnungsspezialisten Acoreus.

Insgesamt erwartet PAC, dass der westeuropäische Telekom-Sektor in den nächsten Jahren mit am meisten in Outsourcing investieren wird und prognostiziert für die nächsten vier Jahre durchschnittliche Wachstumsraten von elf Prozent. Gute Geschäfte könnten nach Prognosen von Datamonitor die BPO-Dienstleister erwarten. Schon im vergangenen Jahr seien die Anbieter in diesem Segment weltweit mit 8,6 Prozent überdurchschnittlich gewachsen.

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