Jedes fünfte IT-Großprojekt wird vorzeitig abgebrochen. Nahezu jedes zweite Vorhaben dauert länger oder wird teurer als ursprünglich geplant. Grund für derartige Fehlkalkulationen sind neben einem mangelnden oder unterschätzten Risikomanagement vor allem auch Kommunikationsprobleme, die mit der Projektkomplexität wachsen. Das will die Strategieberatungsgesellschaft Roland Berger in ihrer Erhebung „Projekte mit Launch Management auf Kurs halten“ herausgefunden haben.
„Unternehmen unterschätzen häufig den Aufwand und die Komplexität, die mit einem Großprojekt verbunden sind. Außerdem ist oft falsch verstandenes Kostenbewusstsein ein Ausschlaggeber für eine nicht der Komplexität und dem Anspruch angemessene Projektmanagementstruktur“, sagt Claus Herbolzheimer, Studienautor und Projektmanager im Kompetenzzentrum InfoCom bei Roland Berger. Laut dem Experten müssen IT-Projekte hochprofessionell und sehr stringent geführt werden, um erfolgreich zu sein. Unternehmen, die noch nicht über die nötigen Erfahrungswerte verfügten, sollten sich zuvor darauf einstellen, dass das Management komplexe Sachlagen koordinieren und auf den Kern reduzieren müsse.
Für das Scheitern beziehungsweise den vorzeitigen Abbruch von IT-Großprojekten machen die Experten vor allem den fehlenden Projektstab verantwortlich. Existiere ein solcher nicht, könne auch kein angemessenes Risikomanagement und die operative Steuerung des Projekts umgesetzt werden, so Herbolzheimer. Eines der Hauptprobleme sei jedoch auch, dass Unternehmen häufig die negativen Folgen eines möglichen Scheiterns unterschätzten. Anstatt auch die indirekten Kosten mit in der Schadensbewertung zu berücksichtigen, konzentrierten sie sich fast nur auf direkte Kostenpositionen. Dies betreffe vor allem Imageschäden. Daher sei es wichtig, die Unternehmenskommunikation ins Projektgeschehen einzubinden. Der Vorteil liege darin, dass im Vorfeld Sprachregelungen und ein Kommunikationskonzept für den Notfall ausgearbeitet werden könnten.
Laut Herbolzheimer sollten Unternehmen daher fünf Leitsätze befolgen, um das Scheitern eines Projekts bereits im Voraus zu vermeiden. Einerseits sei eine integrierte Gesamtplanung wichtig. Diese sollte neben Soll- und Ist-Abgleichen auch ein Risikomanagement beinhalten. Aber auch ein auf mehrere Monate angelegtes Ressourcenmanagement sowie ein Top-Management-Reporting bilden dem Experten zufolge die Grundlage für den Erfolg. Zudem hält er es für wichtig, nicht noch während der Planung der Projekte auf sogenannte Best-Case-Planungsszenarien zu setzen. Stattdessen sollten sich Firmen eher um einen offenen und ehrlichen Umgang mit den Erwartungen des Kunden – im Idealfall noch während der Ausschreibung – bemühen.
Der dritte Expertentipp beinhaltet, dass kleinere Projekte geschnürt und Großprojekte aufgeteilt werden sollten. Auch die Nutzung ausgereifter Technologien und einer offenen Kommunikation mit klaren Entscheidungswegen wird empfohlen. „Alles in allem kann man das unter den Stichworten Transparenz und Verbindlichkeit zusammenfassen. Daran mangelt es in vielen IT-Großprojekten leider noch“, so Herbolzheimer.
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1 Kommentar zu Studie: Jedes fünfte IT-Großprojekt scheitert
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Gut!
Aber schade dass der Artikel, der unter anderem berechtigt mehr Transparenz im Projekt als kritischen Erfolgsfaktor darstellt, nicht gleich auch die 5 Kernaussagen der Verfasser klipp und klar zitiert.
Diese sind nach meiner Interpretation der Studie:
1.)Schlicht und ergreifend professionelles Projektmanagement sowie geeignete Mitarbeiter
2.)Ehrlicher Umgang mit dem Kunden (und sich selbst) bereits während der Ausschreibung (schade, dass das noch explizit Erwähnung finden muss…)
3.)Keep it plain & simple; sinnvolles Splitten größerer Aufgaben in Teilprojekte oder APs
4.) Keine Experimente im laufenden Projekt – bewährten Technologien/Practices den Vorzug geben
5.)Klar strukturierte und auch praktizierte objektive Kommunikation innerhalb des Projektes und zu seinen Schnittstellen/Stakeholdern
All das ist nicht neu, umso trauriger wenn es oft doch vernachlässigt wird.
P.S.: Die 30 Folien sind schnell gelesen – und durchaus lesenswert.