Dramatische Preisrückgänge etwa im Speicherchip-Geschäft haben der Halbleiterindustrie das Jahr bisher kräftig vermiest. Die Wachstumsprognose für den Umsatz der Chipbranche ist von maximal zehn auf nur noch zwei Prozent reduziert worden.
Clyde Montevirgen, Analyst bei Standard & Poor’s, hat zwei Gründe für diese Entwicklung ausgemacht: „Die Ergebnisse der Chipunternehmen im ersten Quartal waren schwach, was sich negativ auf die Jahresergebnisse auswirkt. Zudem sind die Speicherchip-Preise kräftig gesunken.“ Dennoch könnten die meisten Firmen von ihrer operativen Kraft und dem verbesserten Produktmix profitieren und trotz der Chip-Krise Gewinne schreiben.
Die Absatzmärkte werden in diesem Jahr nach Prognosen der Marktforscher jedenfalls eine positive Entwicklung hinlegen, schreibt die Business Week. Die PC-Verkäufe etwa sollen laut IDC um elf Prozent steigen, der Handymarkt um zehn Prozent zulegen.
Auch im Bereich Verbraucherelektronik sind Zuwächse von sieben Prozent vorhergesagt. Montevirgen rechnet deshalb damit, dass viele Chipunternehmen trotz schrumpfender Preise profitabel bleiben – allen voran Intel, aber auch Microchip Technology oder Spansion. Intel hatte sich im September 2006 eine Restrukturierung verpasst und beginnt nun davon zu profitieren. Eine Herausforderung bedeuten die Marktaussichten dagegen für Intels Erzrivalen AMD sowie den Speicherchip-Spezialisten Micron.
Insbesondere die Speicherchip-Preise sind in den vergangenen Monaten kräftig unter Druck geraten. Im DRAM-Segment etwa verbuchten die Hersteller Preisrückgänge um bis zu 70 Prozent. „Wir haben in der ersten Jahreshälfte zwar traditionell ein tendenziell schwaches Preisumfeld. Dieses Jahr war der Preisverfall aber ausgeprägter als sonst“, erklärt Unicredit-Analyst Günther Hollfelder. Die Einführung von Windows Vista habe die saisonale Schwäche bei der PC-Nachfrage und den Kapazitätsanstieg in der DRAM-Produktion nicht kompensieren können.
Mittlerweile gibt es bereits erste Anzeichen für die erwartete Erholung des Marktes in der zweiten Jahreshälfte. Insbesondere das Back-to-School-Geschäft in den USA kurbelt die Nachfrage nach PCs und damit auch nach den DRAM-Chips in den kommenden Wochen an. Das wirkt sich auch positiv auf die Preise aus. „Die Spot-Preise sind bereits gestiegen, bei den Vertragspreisen ist Anfang Juni die Talsohle erreicht worden“, sagt Hollfelder, der davon ausgeht, dass sich die Stabilisierung fortsetzt.
Einen positiven Einfluss auf die DRAM-Erholung hat Hollfelder zufolge auch die neue Generation der Spielekonsolen wie die Xbox 360 und die Playstation 3, die mit DRAM-Chips ausgerüstet sind. Hier sollen die Einführung neuer Spiele sowie mögliche Preisnachlässe in der zweiten Jahreshälfte für einen Nachfrageschub sorgen. „Weil Spielekonsolen aber primär im Weihnachtsgeschäft verkauft werden, erhöht sich dadurch auch die Abhängigkeit des DRAM-Sektors von der zweiten Jahreshälfte“, so Hollfelder. Zusätzlich zu den ohnehin steigenden PC-Verkäufen sieht der Experte auch in Vista langsam einen unterstützenden Faktor für die Speicherchip-Industrie.
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