Die Zeiten, in denen die Kommunikation über das Internet nur etwas für Computerfreaks war, sind vorbei. Einer Studie der Unternehmensberatung Accenture zufolge hat sich Voice over IP (VoIP) in deutschen Unternehmen bereits von der Nische hin zur Massenanwendung entwickelt: In jedem vierten Unternehmen werden bereits erste VoIP-Lösungen eingesetzt oder befinden sich im Testbetrieb. Die Studie geht davon aus, dass bei den Großunternehmen bereits eine VoIP-Durchdringung von 30 Prozent stattgefunden hat – weitere 41 Prozent davon wollen aufgrund zu erwartender Kostenvorteile innerhalb der nächsten zwei Jahre auf den VoIP-Zug aufspringen.
Zwei Hauptargumente, die für den Einsatz der IP-Technik bei Behörden und Unternehmen sprechen, sind Kosteneinsparungen und neue Dienste, die bestimmte Mehrwerte gegenüber der herkömmlichen Telefonie mit sich bringen. „Bis zum Jahr 2010 werden rund 40 Prozent aller Unternehmen ihre Daten- und Sprachnetze zusammengeführt haben. Weil die VoIP-Dienste relativ neu sind, sind die zu erwarteten Wachstumsraten in der Branche extrem hoch“, prognostiziert Professor Anatol Badach, Informatiker von der Fachhochschule Fulda.
„Bei keinem Netzwerkprojekt sollte der VoIP-Einsatz heute außer Acht gelassen werden“, rät der Hochschullehrer. So soll beispielsweise die Verwaltung von Mecklenburg-Vorpommern nach einem Beschluss der Landesregierung ab 2007 über das Internet telefonieren. Innenminister Gottfried Timm betonte, dass bei den Überlegungen zur Ablösung der alten Technik neben den technischen Vorzügen der IP-Telefonie insbesondere die damit verbundenen Einsparmöglichkeiten entscheidend waren: „Die Landesregierung wird künftig keine eigenen Telefonanlagen mehr betreiben und stattdessen die vorhandenen Netze in den Behörden sowie das Landesverwaltungsnetz Lavine für die Sprachkommunikation nutzen.“
Nach einer kürzlich von Integrated Research durchgeführten weltweiten Studie nutzen 78 Prozent der Großunternehmen IP-Telefonie, wobei dieser Massentrend keineswegs immer in veralteten TK-Anlagen begründet sei. Nathan Brumby, Geschäftsführer IP-Telefonie bei Integrated Research, sieht in der Studie die Ergebnisse einer Untersuchung aus dem Jahr 2004 bestätigt. Daraus sei bereits hervorgegangen, „dass die Schlüsselfaktoren für den Übergang zur IP-Telefonie einerseits Betriebskostenreduktion und andererseits die Wahrnehmung von IP-Telefonie als zeitgemäße Alternative aufgrund erweiterter Funktionen, wie etwa Videokonferenz, waren.“
Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt Helmut Reisinger, Geschäftsführer des Stuttgarter IT-Dienstleisters Nextiraone. Er bestätigt den enormen Anstieg von VoIP-Anschlüssen im Unternehmensbereich. „Die Treiber sind einerseits verbesserte Betriebskosten für ein einheitliches Netz, das sowohl den Datenverkehr als auch Telefonie sicher transportiert sowie vielfältige Möglichkeiten der Produktivitätserhöhung.“ Gerade erst hat Nextiraone die Stuttgarter Universität komplett mit IP-Telefonie ausgerüstet. Reisinger sieht durch die IP-Ausstattung für die Unternehmen Möglichkeiten, die Team-Produktivität zu erhöhen. Deutschland sei dabei in Europa auf einem guten Weg, die Ausstattungsquote der IP-Infrastruktur liege über der in Frankreich, sei jedoch geringer als im angelsächsischen Raum. „Eine Beschleunigung der VoIP-Ausbreitung ist deutlich zu spüren, da mittlerweile viele der im Jahr-2000-Boom erneuerten TK-Ausstattung in die Jahre gekommen sind und auch die technologischen Geburtswehen mittlerweile überwunden sind.“
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