China steht kurz davor, die Internet-Supermacht USA hinter sich zu lassen. Mit mehr als 56 Millionen Breitband-Usern ist man mit den rund 60 Millionen US-amerikanischen Nutzern schon fast gleichgezogen. Zusätzliche Breitband-Impulse werden durch die olympischen Spiele 2008 in Peking erwartet. Denn die chinesische Regierung plant, bis zur Eröffnung jeden Haushalt der Hauptstadt mit einem Breitband-Anschluss auszustatten. Insgesamt hatten Ende März 2007 weltweit rund 1,1 Milliarden Menschen einen Zugang zum Internet. 300 Millionen davon waren über Breitband online, so die neueste Statistik des Marktforschungsinstituts Point Topic.
„Es war nur eine Frage der Zeit, bis China zu den USA aufschließt. Dass es – nicht zuletzt durch die staatlichen Investitionen in Breitband-Infrastruktur – so schnell geht, hatten wir aber nicht erwartet“, sagt Point-Topic-Analystin Katja Müller. Von der relativen Verbreitungsdichte der USA mit 53 Prozent sind die Chinesen mit rund 14 Prozent zwar noch weit entfernt. Die großen Wachstumsraten lassen aber keinen Zweifel aufkommen, dass China zur Internet-Großoffensive ansetzt – mit all den kritisierten Implikationen, wie staatlicher Zensur und Überwachung der Webaktivitäten seiner Bürger.
„Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass Chinas Regierung längerfristig mit der Kontrolle der Webaktivitäten seiner Bürger Erfolg haben wird. Die Welt des Internets steht einer derartigen Vorgangsweise entgegen“, kritisiert Müller den zum Teil zweifelhaften Gehorsam von Webgiganten wie Yahoo oder Google aus wirtschaftlichen Überlegungen heraus. Als Widerspruch sehen die Branchenanalysten auch den starken Trend der Chinesen zu sozialer Interaktion über Chaträume und Instant-Messaging-Plattformen bei gleichzeitiger versuchter Kontrolle dieser Aktivitäten durch staatliche Organe.
Während das westliche Europa, Nordamerika und High-Tech-Länder wie Südkorea federführend bei der Breitband-Verbreitung sind, liegen Entwicklungs- und Schwellenregionen wie Afrika oder Indien aufgrund fehlender Festnetzinfrastruktur weit zurück. Als Ausweg aus der Webmisere sehen Experten allerdings die Verbreitung mobiler Technologien wie UMTS oder Wimax. „Mobilfunknetze sind ungleich schneller und billiger aufzuziehen als Festnetz- oder Kabelinfrastruktur. Das hat sich auch in den osteuropäischen Ländern gezeigt“, so Müller. So würden etwa in Tschechien rund zehn Prozent aller Breitband-User die Dienste über ihr Mobiltelefon in Anspruch nehmen.
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