Laut einer Studie des Beratungsunternehmens A.T. Kearney sinken die Mobilfunktarife voraussichtlich 2011 unter die technischen Erstellungskosten von Mobilfunkminuten von ungefähr 8,8 Cent. Die Marge der Mobilfunkanbieter, die heute durchschnittlich noch rund 16 Prozent beträgt, würde damit auf Null sinken. Schon 2012 müsste ein Anbieter theoretisch sieben Prozent pro Handygespräch draufzahlen. Laut der Berater könnten Mobilfunkunternehmen ihr Geschäft künftig nur mit Kooperationsmodellen profitabel gestalten.
Bisherige Sparstrategien hätten überwiegend bei den Zugangsnetzen, dem Bindeglied zwischen Mobiltelefonen der Kunden und Kernnetzen des Anbieters, angesetzt. Mobilfunkunternehmen wenden dafür rund ein Drittel ihrer gesamten Betriebskosten auf und binden rund 80 Prozent des investierten Kapitals.
„In den letzten fünf Jahren haben die Mobilfunkanbieter die Kosten pro Kunde im Bereich der Zugangsnetze schon um mehr als ein Drittel gesenkt. In vielen Fällen sind nun allerdings die klassischen Methoden der Prozessverbesserung ausgereizt“, sagt Hagen Götz Hastenteufel, Partner bei A.T. Kearney. „Neue strukturelle Ansätze zur Effizienzsteigerung sind dringend nötig, wenn die Anbieter nicht vom Markt verschwinden wollen.“
A.T. Kearney sieht die gemeinsame Netznutzung als ein Mittel, die Margen auf dem hart umkämpften europäischen Mobilfunkmarkt behaupten. Damit ließe sich die Kosteneffizienz im Netzwerk um bis zu 59 Prozent erhöhen. Außerdem gelinge Newcomern im Markt mit „Network Sharing“ ein schnellerer Markteintritt. Etablierte Anbieter könnten damit Mittel freistellen, die sie benötigen, um in die vierte Mobilfunkgeneration zu investieren. Diesbezüglich seien die Anbieter in Großbritannien, Spanien und Schweden ihren europäischen Kollegen bereits ein gutes Stück voraus.
Den mit 69 Prozent größten Einspareffekt erzielen Mobilfunkprovider durch das gemeinsame Anmieten physischer Sendeplätze. Errichten und Inbetriebnahme einer neuen Anlage ist mit einem Partner um durchschnittlich 31 Prozent preiswerter. Die Kosten des laufenden Betriebs können um bis zu 40 Prozent sinken. Kooperierenden Unternehmen fällt es laut den Ergebnisse der Studie außerdem leichter, ihre Netzabdeckung zu optimieren und die vorhandenen Kapazitäten auszunutzen. Und sie sparen bei Unterhaltung und Wartung der Anlagen sowie bei den Stromkosten.
„Der Schritt zum Network Sharing ist allerdings nur dann angebracht, wenn das eigene Netzwerk nicht mehr dazu taugt, sich entscheidend vom Wettbewerber abzusetzen“, schränkt Hastenteufel ein. Das sei jedoch immer öfter der Fall.
Während vor wenigen Jahren Sendeleistung und Netzabdeckung noch als wichtige Differenzierungsmerkmale gegenüber Endkunden und als gute Argumente galten, um Premiumpreise durchzusetzen, habe sich das Bild heute geändert: „Als Alleinstellungsmerkmal kann die Netzqualität nur noch selten herhalten. Sie liegt in den reifen Mobilfunkmärkten bei fast allen Providern nach beträchtlichen Investitionen auf einem hohen und oft sehr ähnlichen Niveau“, sagt Hastenteufel.
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