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Adobe InDesign 2.0

Adobe Systems schuf InDesign, um Anwender von QuarkXPress abzuwerben, dem derzeit den High-End DTP-Markt dominierenden Programm. Die ersten InDesign-Versionen wurden nur halbherzig aufgenommen; das Programm verfügte nicht über genügend Funktionen und war den Aufwand nicht wert, Dateien aus Quark zu konvertieren. InDesign 2.0 jedoch ist eine ganz andere Sache. Adobe hat das Programm vollgepackt mit Tabellen, Transparenzkontrollen, Features für große Dokumente und Dateiausgabemöglichkeit in HTML und in XML (eine HTML-ähnliche Programmiersprache, die aber mehr Flexibilität als HTML bietet). Wir glauben, dass die neuen Features InDesign zur besten Wahl für die Erstellung von Vierfarb-Magazinen, Büchern und Unternehmensbroschüren machen, aber auch für Onscreen-Dokumente wie PDF-Dateien, e-Books und Webseiten. InDesigns vielfältige Ausgabe- und großartige Typografie-Tools haben es tatsächlich geschafft, dass das Programm

Nichts für Amateure

Für Anwender, die nach einem freundlichen Desktop-Publisher mit Assistenten, Vorlagen und kontext-sensitiver Hilfe suchen, ist das bestimmt nicht die richtige Layout-Anwendung. Das Programm lässt sich viel zu wenig an die Bedürfnisse der Anfänger anpassen. Adobes Standard-Benutzeroberfläche besteht aus einer kleinen Werkzeugleiste und einer Mischung von Paletten mit Karteireitern mit sehr kleiner Beschriftung, die nur Anwender mit ausgezeichnetem Sehvermögen gefallen dürften. Paletten können ineinander gesetzt und am Rand des Bildschirmbereichs verankert werden, einige Funktionen lassen sich mit Tastatur-Shortcuts aufrufen, aber das war’s auch schon. Benutzer anderer Adobe-Produkte, wie Illustrator und Photoshop, werden die Oberfläche jedoch angenehm vertraut finden.

Zur Erstellung eines Dokuments definiert man zuerst die gewünschte Größe der Seite, Ränder und Spalten, und platziert dann Text und Grafiken auf der Seite. Dafür können ganze Dateien importiert werden oder aber einfach Text eingetippt oder Zeichnungen mit Hilfe von Adobes flexiblen Illustrations-Tools erstellt werden. Im Gegensatz zu Quarks steifem Befehl „Platzieren“, der die Auswahl eines spezifischen Cursors und eine fertige Text- oder Grafikbox zur Aufnahme der Datei erfordert, erlaubt InDesigns einfacher Befehl „Datei“ > „Platzieren“ dem Anwender, unabhängig vom jeweils ausgewählten Werkzeug jeden Dateityp zu importieren und das importierte Material an jeder beliebigen Stelle abzulegen. Dieser Vorteil erspart dem Anwender zusätzliche Arbeitsschritte und eine Menge Zeit beim Importieren vieler Dateien. InDesign 2.0 importiert auch mit QuarkXPress erstellte Dateien problemlos – ein nettes Detail, das den Wechsel auf dieses Programm relativ schmerzlos vonstatten gehen lässt.

Wie man es von Adobe erwartet, sind InDesigns Typografie-Tools erstklassig. Zur Erzeugung der visuell ansprechendsten Schriften, die wir je gesehen hatten, verwendet das Programm einen speziellen Algorithmus, und InDesign erlaubt dem Anwender die Feineinstellung von Schriftart, Farbe und Spezialeffekten für die Stile der Zeichen und der Absätze. InDesigns Unicode-Unterstützung hat uns schwer beeindruckt: Wir fügten japanische Kana- und einige verschiedene Kanji-Schriftzeichen ein, ohne eine Extra-Software installieren zu müssen.

Mehr als immer nur Broschüren

Layout-Designer werden InDesigns neue „Tabelle und Buch“-Features lieben. Die Tabellenfunktionen erlauben das Erstellen und Formatieren von Tabellen und das Konvertieren von durch Tabellen begrenzten Texten aus Textverarbeitungen, Datenbanken und Tabellenkalkulationen. Diese Tabellen präsentieren tabellarisches Material nicht nur in einer sehr organisierten Form, sondern sind auch für die Erstellung strukturierter Webseiten sehr praktisch. Da InDesigns Web-Tools jedoch nur die Grundlagen enthalten (Rollovers oder andere nette Web-Komponenten lassen sich nicht kreieren), empfehlen wir, InDesign hauptsächlich für Papierdokumente zu verwenden, die auch im Internet veröffentlicht werden sollen.

Die praktische Buch-Palette gruppiert mehrere Dokumente in Listen und nummeriert die Seiten der Reihenfolge nach durch. Von dieser Palette aus lassen sich die ausgewählten Dateien drucken und für den Schriftsatz vorbereiten. Farben und die Stile der Absätze und Schriften lassen sich für das gesamte Buch synchronisieren, um durchgängige Konsistenz zu erreichen. Adobe hat die Möglichkeit hinzugefügt, Indizes und Inhaltsverzeichnisse zu erzeugen. Damit lässt sich eine Gruppe von Inhaltverzeichnissen als ein Stil abspeichern – ziemlich nützlich, wenn man in einem Buch verschieden Listenarten benötigt, zum Beispiel getrennte Listen für Abbildungen und Tabellen. Quark besitzt ein ähnliches und genauso nützliches Feature für große Dokumente. Jedoch sind weder InDesigns, noch Quarks Buch-Tools so mächtig wie die von FrameMaker, das Listen von importierten Dateien, Schriftarten, Markierungen und Querverweisen zusammenstellen kann.

Ausgereifte Tools

Obgleich InDesign kein Ersatz für ein voll ausgereiftes Illustrationsprogramm wie Illustrator oder CorelDraw ist, sind die enthaltenen Zeichenwerkzeuge (zu denen ein Bezier-Stift, Bleistift, Radierer, Weichzeichner und Schere gehören) doch für einfache Grafiken durchaus geeignet. Neu in der Version 2.0 sind die cleveren Transparenzkontrollen, mit denen man Schatten, Feathering und andere editierbare Transparenzeinstellungen auf Text, Grafiken und Bilder anwenden kann. Das Programm behält die Transparenz auch bei Illustrator- und Photoshop-Dateien bei und importiert und exportiert transparente Dateien im Format Acrobat 5.0 (PDF 1.4).

Vielfältige Veröffentlichungsarten

Für lange Zeit hat Adobe die Multipurpose-Trommel gerührt und behauptet, InDesigns Vorteil wäre seine Fähigkeit, Dokumente erstellen zu können, die sich sowohl zum Drucken als auch fürs Internet und für e-Book-Reader eignen. Bis jetzt scheint es, dass Adobe sein eigenes Versprechen erfüllt. InDesign erlaubt die Speicherung einer einzigen Datei in vielen verschiedenen Formaten: PostScript, PDF, HTML, XML und SVG (Scalable Vector Graphics, ein Format, mit dem sich ein Bild auf Bildschirmen beliebiger Größe und Auflösung betrachten lässt).

Auf dem besten Weg zur Perfektion

Was InDesigns größter Mangel ist? Seine Funktion zum „Suchen & Ersetzen“ erlaubt nur die Suche nach Text und Sonderzeichen. Es gibt keine Möglichkeit, wie beispielsweise bei FrameMaker nach einem bestimmten Stil zu suchen und ihn durch einen anderen zu ersetzen. Genauso wenig kann man nach Abbildungen, Tabellen oder Sonderformatierungen suchen. Wir vermissen auch die automatische Erstellung von Nummerierungen, Listen mit Aufzählungszeichen und Fußnoten – Objekte, die sich häufig in langen Dokumenten finden und deren Schriftsatz von Hand eine langwierige Aufgabe ist. Quark verfügt allerdings auch nicht über solche Features.

ZDNet.de Redaktion

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