Der Umgang mit der Hauppauge WinTV Nova-t, die nur aus einem Tuner-Modul und einer Handvoll anderer Komponenten besteht, ist ein Kinderspiel. Sie verfügt nur über einen UHF-Antenneneingang und akzeptiert keine anderen Signalquellen. Diese TV-Karte installiert sich nicht als Video-Capture-Karte, sondern als Netzwerkkarte und stattet sich selbst mit einer privaten IP-Adresse aus. Die Karte selbst decodiert den Videostrom nicht, sondern stellt an ihrer IP-Adresse einfach einen unbearbeiteten Bitstream im Format MPEG-2 zur Verfügung. Die Videodecodierung wird von der mitgelieferten Software erledigt, die das Bild in einem VGA-Überlagerungsfenster darstellt.
Die Software selbst, die wie die Karte auch von der deutschen Firma Technotrend hergestellt wird, ist durchwachsen. Beim ersten Start scannt sie die für das jeweilige Gebiet zutreffenden Frequenzen (das Gebiet und den örtlichen Sender muss man aus einer Liste auswählen) und erzeugt eine Liste der verfügbaren Sender. Dies dauert einige Minuten und in der Zwischenzeit wird man beträchtlichem Fachchinesisch über PSI/SI-Tabellen, PAT, PMTs und SDT ausgesetzt. Danach ist man aber bereit zum Fernsehen. Klickt man auf einen Sender erscheint die kurze Meldung „Video noch nicht gestartet“ bevor sich die Karte auf den gewählten Sender einstellt: Das Umschalten dauert einige Sekunden – wie üblich bei digitalen Medien gibt es hier größere Verzögerungen.
Das Monitorbild stellt sich selbst auf das Seitenverhältnis des gesendeten Bildes ein und kann entweder als Fenster innerhalb der Anwendung, als frei schwebendes Bild auf dem Desktop oder als Vollbild betrachtet werden. Befindet man sich nicht nah genug an einer Sendestation, benötigt man eine externe Antenne. Bei guten Signalbedingungen ist die Qualität des Fernsehbilds allerdings hervorragend: Rauschen, Geisterbilder und Bildverzerrungen lassen sich gar nicht feststellen und die verschiedenen digitalen Artefakte aus der Frühzeit des Systems sind kaum wahrzunehmen. Es gibt Situationen, in denen sich Blockbildung feststellen lässt, vor allem bei Bildern mit einem hohen Rauschanteil, wie Schnee, Regen oder wenn ein Regisseur mit nachgebildeten atmosphärischen Störungen arbeitet. Insgesamt ist die Bildqualität aber bedeutend besser, als sie eine analoge TV-Karte in einer ähnlichen Installation liefern könnte. Wird das Sendesignal schwächer, kommen Bild und Ton ins Stocken: eine auf dem Bildschirm eingeblendete Signalstärkeanzeige wäre bei der Ausrichtung der Antenne enorm hilfreich (während des Scanprozesses bei der Einrichtung der Karte gibt es eine solche Anzeige, allerdings nicht wenn man bereits einen Sender schaut). Außerdem wird keine Fernbedienung mitgeliefert.
Weitere Ausstattungsmerkmale der Software sind: eine Funktion, mit der sich auf Knopfdruck aufnehmen lässt, dabei wird das von der Karte empfangene Signal einfach in einer Datei auf der Festplatte abgelegt und gleichzeitig angezeigt; digitaler Videotext und Unterstützung für interaktives Fernsehen. Die Software soll auch in der Lage sein, das empfangene Fernsehprogramm zu anzuhalten, indem das Bild eingefroren wird und der Rest des Programm für die spätere Betrachtung auf der Festplatte gespeichert wird, allerdings funktionierte dies auf dem Testsystem nicht. Obgleich die Software einen kleinen digitalen Programmführer (EPG) anzeigen kann, der darstellt, was momentan und als nächstes läuft, ermöglicht sie jedoch keine Aufnahmen per Zeiteinstellung oder auf dem Bildschirm eingeblendete Erinnerungen an Sendungen, die man nicht verpassen möchte. Kurz gesagt: Die mitgelieferte Software schöpft die Möglichkeiten des Digitalfernsehens nur wenig aus.
Während des größten Teils der Testphase war die Software alles andere als zuverlässig: Sie stürzte häufig ab, lief äußerst langsam, weigerte sich, die Sender umzuschalten, und verhielt sich im allgemeinen schlecht. Gegen Ende der Testphase erschien auf der Webseite von Hauppauge eine neue und sehr viel bessere Version der Software (Version 1.46) mit digitalem Videotext und erweiterten interaktiven Funktionen. Im Internet gibt es ausführliche Berichte und Hilfen für diese Karte, die auch von Linux gut unterstützt wird – hier lässt sie sich auch als Streaming-Video-Quelle einsetzen und ermöglicht so die Weiterverbreitung des empfangenen Videosignals über ein lokales Netzwerk (LAN).
Die Nova-t von Hauppauge ist eine gute Hardware-Lösung, die zu einem gewissen Maße von der mitgelieferten Software behindert wird. Für einen Preis von etwa 150 Euro ist sie jedoch die billigste Möglichkeit für den Empfang von Digitalfernsehen, und mit einer guten Antenne liefert sie sehr gute Bilder und hervorragenden Sound. Würde die Herstellerfirma die Anwendungsprogrammierschnittstelle (API) dieser Karte veröffentlichen, würde die Möglichkeit, anständige Funktionen für die Videoaufnahme auf Festplatte zu erhalten, dieses Produkt noch attraktiver machen.
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