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OpenOffice 1.0: Die Alternative zu MS Office

Nur die Firma SUN hat den Kampf noch nicht aufgegeben: Vor zwei Jahren gab das Unternehmen den Quellcode von StarOffice frei und fortan entwickelten rund 10.000 freiwillige Programmierer das Office-Paket weiter. Nach 18 Monaten steht nun ein komplett kostenloses Office-Paket für Privat- und Firmenanwender zur Verfügung. Sun selbst will eine angepasste Version – ein paar Features werden zusätzlich eingebaut – als Star Office 6.0 in Kürze auf den Markt bringen. Die Version mit SUN Logo soll aber Geld kosten: Privatanwender sollen rund 100 Euro zahlen, Firmenkunden will man Paketangebote machen.

ZDNet hat das neue OpenOffice unter die Lupe genommen, mit Microsoft Office XP verglichen und gibt Tipps, was man bei einem Umstieg beachten muss.

Free Download statt Zahlen

Schon bei der Beschaffung gehen die Unterschiede los: Wer Microsofts Einsteiger Paket „Office XP Standard“ mit Word, Excel, Powerpoint und Outlook installieren möchte, muss erst zahlen und zwar nicht knapp: Microsoft will rund 650 Euro für das Paket, bestehend aus mehreren CDs und einem dünnen Handbuch sehen. Die Installation wird dann durch ein Setup-Programm erledigt. Die Software wird online freigeschaltet. Ohne Freischaltung kann das Programm nur 50 Mal gestartet werden. Diese Online-Registrierung sorgt immer noch für Unbehagen bei den Anwendern, obwohl Microsoft immer wieder beteuert, keine persönlichen Daten zu übertragen.

Ganz anders bei OpenOffice: Statt zum Software-Händler führt der Weg hier in den Download-Bereich. Rund 54 MByte müssen dann auf den Rechner übertragen werden. Glücklich, wer DSL hat, denn dann dauert der Download nur knapp zehn Minuten. ISDN-Surfer müssen sich rund zwei Stunden gedulden. Die Server sind aber erfreulich schnell und liefern die Datei mit der vollen Bandbreite. Auf der Festplatte befindet sich dann eine ZIP-Datei, die zunächst in ein beliebiges Verzeichnis entpackt werden muss. Das Programm „Setup“ installiert das komplette Office-Paket dann leicht verständlich in knapp 10 Minuten. Das war’s. Eine Registrierung ist möglich, aber sie ist freiwillig.

Installationsumfang

Beide Pakete präsentieren dem Anwender nach dem Start verschiedene Programme, die er je nach Aufgabe einzeln starten muss. Bei Office XP stehen die Textverarbeitung Word, die Tabellenkalkulation Excel, die Präsentations-Software Powerpoint und Outlook, eine Software, um Termine, Adressen, E-Mails und Aufgaben unter einer gemeinsamen Oberfläche zu verwalten.

OpenOffice 1.0 stellt die Textverarbeitung Writer, die Tabellenkalkulation Calc, die Präsentations-Software Impress und das Malprogramm Draw zur Verfügung. Eine E-Mail-Terminkalender-Adressbuch-Aufgaben-Software wie Outlook fehlt bei OpenOffice.

Um den Programmstart zu beschleunigen, bieten beide Programme eine Schnellstart-Option an. Diese lädt schon beim Hochfahren des PCs Teile der Pakete in den Speicher, so dass der Start der Software schneller ist. OpenOffice installiert den Schnellstarter in den System-Tray, so dass man jederzeit schnell die jeweilige Applikation starten kann. Anders als bei Microsoft Office kann man aber auch aus jeder beliebigen Applikation ein neues Dokument in einer anderen Applikation starten. So ist es zum Beispiel möglich, in der Textverarbeitung durch Anklicken von Datei / Neu eine Präsentation zu beginnen oder auch eine Tabellenseite.

Das „Look & Feel“ ist bei beiden Programmen recht ähnlich. Umsteiger werden zwar an manchen Stellen verwundert suchen, bis sie eine Einstellung gefunden haben, im Großen und Ganzen ist der Umstieg aber recht einfach.

Rechtschreibkorrektur mittels SpellCheck

Schwierig wird es bei der Rechtschreibkorrektur: Da diese in StarOffice auch nicht von SUN, sondern von einem Dritthersteller stammt und von diesem gekauft werden muss, fehlt die Rechtschreibkorrektur im kostenlosen OpenOffice. Aber auch hierfür haben die Entwickler eine Lösung gefunden. Auf OpenOffice.org kann man – ebenfalls kostenlos – ein Tool herunterladen, mit dem man eine Rechtschreibkorrektur für die gängigen Sprachen nachinstalliert. Das kleine Tool kopiert die Dateien gleich ins richtige Verzeichnis und nach einem Neustart des Rechners steht die Rechtschreibprüfung zur Verfügung. Amüsant: Das Wort „OpenOffice“ ist unbekannt und wird deshalb rot unterkringelt. Auch sonst fehlen einige Wörter, die aber schnell hinzugefügt werden können.

Positiv fällt die Wortergänzung in OpenOffice auf: Lange Worte – die Wortlänge ist einstellbar – werden gespeichert und beim nächsten Mal automatisch angeboten. Die Funktion ist mit der Auto Complete Funktion des Internet Explorers vergleichbar und erweist sich nach einiger Eingewöhnung als sehr nützlich. Ebenfalls positiv ist der

Assistent: Statt einer wackelnden und oft aufdringlichen Büroklammer ist der Assistent aus OpenOffice eine Glühbirne, die dezent in der rechten unteren Ecke des Bildschirms erscheint.

Import von MS Office-Dateien

Auf vielen Festplatten lagern Unmengen Texte, Kalkulationen und Präsentationen im Format des Marktführers MS Office. Die Import-Funktion für die MS Office-Formate gehört damit zu den wichtigen Funktionen von OpenOffice. Kritisch wird es nur bei Makros, ansonsten lädt OpenOffice jede Datei im Microsoft-Format ohne Beanstandungen. In die Gegenrichtigung gibt es auch keine Probleme: Die Dateien werden ruck zuck exportiert und lassen sich in den Microsoft-Pendanten Word, Excel oder Powerpoint problemlos öffnen.

Ärgerlich ist nur ein Bug im „Datei / Speichern unter“ Dialog: Wer seine Texte standardmäßig im OpenOffice Format speichert und sie dann vor dem Versand in ein Microsoft-Format konvertieren will, muss die Dateiendung (.doc für MS Word Dokumente, .xls für MS Excel Dokumente und .ppt) manuell eingeben. OpenOffice behält dort – obwohl die „automatische Dateinamenserweiterung“ eingeschaltet ist – die OpenOffice-Dateiendungen bei. Dieser Fehler tritt aber nur auf, wenn man die Standard-Windows Dialogboxen benutzt und nicht die OpenOffice eigenen (Einstellbar unter Extras / Optionen / OpenOffice.org / Allgemein). Standardmäßig werden die Windows-Dialogboxen benutzt.

Wer lieber bei den Microsoft-Formaten bleibt, um sich die lästige Konvertierei zu ersparen oder, wenn andere Abteilungen im Unternehmen weiter die Microsoft-Software einsetzen sollen, kann dies bei OpenOffice unter Extras / Optionen / Laden/Speichern / Allgemein einstellen. Dann speichert OpenOffice alle Dateien automatisch in den Microsoft-Formaten und die Dokumente können problemlos an Kunden und Kollegen weitergeleitet werden. So merkt der Kunde auch nicht, dass Sie statt des teuren Office-Produktes in Wirklichkeit das kostenlose OpenOffice benutzten.

OpenOffice Support

Und wie steht es mit dem Support? Microsoft und Konkurrent SUN, der OpenOffice 1.0 unter dem Namen „StarOffice 6.0“ in den Handel bringen will, werben vor allem mit ihrem Support, den der Kunde im Fall von Schwierigkeiten erhält. Aber, Hand aufs Herz: Wie oft haben Sie in den letzten Monaten bei Microsoft angerufen, wenn Sie ein Problem mit Office XP hatten?

Wer schon einmal in eine Newsgroup reingeschaut hat und die Suchmaschine groups.google.com benutzen kann, wird auf den kostenpflichtigen Support gut verzichten können: In der deutschsprachigen Newsgroup de.comp.office-pakete.staroffice finden OpenOffice Anwender schnelle Hilfe. Hier lesen und schreiben zahlreiche User mit, die selbst seit Jahren StarOffice benutzen und zum Teil bei der Entwicklung von OpenOffice aktiv mitgewirkt haben. Wer bei Problemen lieber zum Hörer greift, findet auf OpenOffice.org eine Liste von Firmen, die kostenpflichtigen Support für das Office-Paket anbieten.

Zusammenfassung, Fazit, Download OpenOffice

Der Umstieg eines Office-Programmes geschieht nicht von heute auf morgen. Für den Privatanwender, der nur alle paar Tage einen Brief schreibt, ist der Wechsel zwar einfacher als für die Firma, die zahlreiche Vorlagen und Texte im Microsoft-Format besitzt. Dank der recht identischen Bedienungsoberfläche ist der Umstieg aber auch für nicht so versierte Anwender keine unüberwindbare Hürde. Auch Firmen müssen nicht tausende Euros in Schulungen investieren, in den meisten Fällen werden die Anwender kaum merken, dass sie plötzlich mit einer anderen Software arbeiten.

Privatanwender und IT-Entscheider sollten unbedingt einen Blick auf OpenOffice werfen. Sie werden, wie übrigens der Autor dieses Artikels, nach wenigen Tagen die Vorzüge von OpenOffice – zum Beispiel die Wortergänzung – schätzen lernen. Andere Sachen werden zunächst verwundern – so fehlt bei OpenOffice die aus Word bekannte normal.dot, alle Standard-Einstellungen erfolgen über das Menü Extras – doch auch dies ist schnell gelernt. Eine ausführliche FAQ auf OpenOffice.org gibt in solchen Fällen erste Tipps, weitere Hilfe findet man in der oben genannten Newsgroup.

Und wer seinem Boss nicht vermitteln kann, dass ein kostenloses Programm so gut ist wie das Office-Paket von Weltmarktführer Microsoft, sollte auf SUN StarOffice 6.0 warten. SUN will hier für die Firmen Support-Pakete anbieten, so dass man im Ernstfall eine namhafte Firma anrufen kann.

Neugierig? Laden Sie hier die neue Version von OpenOffice herunter!

ZDNet.de Redaktion

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