Umfangreiche Installation
Heutige Programme sind fast immer mit Code überladen, doch ist Netscape 7 ein wirklich extremes Beispiel. Die Standardinstallation frisst 30 MB, während der Installer für den Mozilla-Browser, auf dem Netscape 7 basiert, mit 10 MB vergleichsweise schlank ist.
Deshalb sollte man unbedingt die benutzerdefinierte Installation wählen (die Auswahl wird in einem der ersten Bildschirme des Installer getroffen). Auf diese Weise kann man sich auf die wirklich benötigten Elemente konzentrieren. Bei der Testinstallation wurde zum Beispiel auf Java 2.0, Winamp und den RealOne Player verzichtet, wodurch die Downloadgröße auf handliche 15 MByte schrumpfte. Java und diverse Media Player sind auf den meisten PCs bereits installiert, also ist es nicht sinnvoll, sie erneut mit Netscape 7 herunterzuladen.
Abgesehen von seiner Größe sammelt der Netscape 7-Installer mit seiner allgegenwärtigen Werbung weitere Minuspunkte. Ständig werden AOL-Anzeigen eingeblendet, ein AOL-Shortcut wird direkt auf dem Windows-Desktop installiert, und sogar in der Favoritenliste des Internet Explorer prangt eine AOL-Anzeige. Natürlich muss auch eine kostenlose Software irgendwie ihre Entwicklungskosten decken, doch da ist der Ansatz der Freeware-Version von Opera viel sympathischer. Dieser Browser enthält nur eine Anzeige für Bannerwerbung. Der Internet Explorer verzichtet in Version 6 sogar komplett auf lästige Werbung.
Das Erscheinungsbild von Netscape
Die Benutzerschnittstelle von Netscape 7 unterscheidet sich kaum von Netscape 6 oder Mozilla 1.0. Die interessantesten Neuerungen stammen sogar direkt aus dem neuen Mozilla 1.1.
So hat Netscape zum Beispiel die praktischen Browsing-Register von Mozilla übernommen. Über die Registerblätter oben im Browserfenster kann man schnell zwischen verschiedenen Seiten wechseln. Das ist sehr praktisch wenn man in einer Sitzung regelmäßig bestimmte Seiten besucht zum Beispiel Suchmaschinen und Online-Broker. Netscape 7 hat dieses System sogar noch verbessert: Zum Öffnen eines neuen Registers klickt man einfach ein kleines Symbol links neben den Registern an.
Wenn mehrere Seiten in verschiedene Register geladen sind, können über die neue Option „Bookmark this group of tabs“ im Lesezeichen-Menü alle diese offenen Register als einziges Lesezeichen gespeichert werden. Beim Anklicken des Lesezeichens werden dann sämtliche Register gleichzeitig geöffnet. Zur Unterscheidung dieser Gruppen-Lesezeichen von einzelnen Adressen erscheinen sie im Lesezeichenmenü mit einem anderen Symbol: Bei einer Gruppe zeigt das Symbol nicht ein, sondern drei übereinanderliegende Lesezeichen. Die Register und Gruppen-Lesezeichen stellen zwar nur minimale Änderungen dar, doch sie erleichtern das Surfen in verschiedenen Websites und das Speichern mehrerer themenbezogener Seiten deutlich. Der Internet Explorer hat nichts Vergleichbares zu bieten.
Vor- und Nachteile
Mit Netscape Version 6 wurde der Browser von Grund auf neu konzipiert. Wie so häufig bei einem kompletten Neuaufbau, gingen dabei einige sinnvolle Funktionen der alten Version verloren.
Aber wenigstens eine der alten Funktionen taucht in Netscape 7 wieder auf: die Druckvorschau. Über das Menü Datei > Druckvorschau wird ein Fenster eingeblendet, in dem man die jeweilige Seite vor dem Druck einsehen kann. Über Formatierungsschaltflächen kann man zwischen Hoch- und Querformat wechseln oder zu breite Seiten auf Papiergröße skalieren. Direkt aus der Vorschau kann die Seiteneinrichtung aufgerufen werden, um etwa Kopf- und Fußzeilen mit Seitenzahl oder Titeln einzufügen.
Dieses Merkmal ist zwar praktisch, doch zeigt die Druckvorschau nicht immer eine präzise Darstellung der gedruckten Seite. So wandern in der Druckvorschau der Eingangsseite von News.com eine Reihe von Links vom unteren zum oberen Bildschirmrand, wo sie sogar den Seitentitel überdecken. Beim Ausdrucken der Seite ist aber alles wieder an der richtigen Stelle.
Leider fehlt eines der praktischsten Features von Mozilla 1.0 in Netscape 7 komplett. Wie in News.com dargestellt, kann Netscape im Gegensatz zu Mozilla lästige Popup-Anzeigen nicht automatisch ausblenden.
Verbesserungen bei E-Mail und IM
Die wichtigsten Verbesserungen von Netscape 7 liegen im E-Mail-Client „Netscape Mail“. Der Programmstart und das Scrolling in den Fenstern sind deutlich schneller geworden. Die neue Mail-Funktion ist insgesamt peppiger als bei Netscape 6. Sie scheint auch stabiler zu sein, da in Netscape 7 kaum Abstürze auftreten, im Gegensatz zum Netscape 6-Client, der ständig ohne Grund abstürzt. Da die wenigen Crashs in Version 7 hauptsächlich dann auftreten, wenn gleichzeitig Netscape und Mozilla ausgeführt werden, liegt die Ursache möglicherweise auch an anderer Stelle.
Praktisch ist die neue Quick Search-Funktion. Netscape sortiert die Mails automatisch nach den Betreff oder Adressen, die in das kleine Kästchen oberhalb der E-Mail-Liste eingegeben werden. Die Funktion ist außerdem sehr schnell – auf jeden Fall schneller als Microsoft Outlook.
Ebenfalls nützlich ist der deutlich verbesserte Instant Messaging (IM)-Client der Version 7. Der IM-Client von Netscape 7 ist wie in Version 6 standardmäßig auf den AOL Instant Messenger eingestellt. Doch unterstützt Netscape 7 jetzt auch ICQ. Leider können nicht beide IM-Systeme gleichzeitig verwendet werden. Wer mehrere Chat-Fenster in verschiedenen IM-Diensten braucht, benötigt eine andere Lösung, zum Beispiel Trillian.
Störend sind auch hier die ständigen Werbeanzeigen am unteren Fensterrand des IM-Clients. Diese kleinen Anzeigen sind zwar harmlos, sie werden aber ständig aktualisiert, so dass man auch ohne sonstige Aktivitäten mit einem Strom von Anzeigen überhäuft wird.
Leistung und Sicherheit
Die Leistung der Netscape-Browser blieb schon immer hinter der von Konkurrenzprodukten zurück. Das Öffnen neuer Fenster und die Anzeige neuer Webseiten dauert bei Netscape grundsätzlich länger als im Internet Explorer oder bei Opera. Die Leistungstests von Netscape 7 kommen zwar zu unterschiedlichen Ergebnissen, doch kann sich die neue Version jetzt gegen den Internet Explorer behaupten und hat bei einigen Merkmalen sogar die Nase vorn. Die Tests ergeben, dass die HTML-Ladegeschwindigkeit (die zum Laden einer einfachen Website benötigte Zeit) in Netscape etwa doppelt so lang ist wie im IE, aber das fällt bei den meisten Wählverbindungen oder langsamen Breitbandverbindungen kaum auf. Der IE ist beim Starten seines E-Mail-Clients Outlook Express immer noch einen Tick flinker als Netscape mit seinem Netscape Mail.
Bei komplexen HTML/DHTML/CSS-Seiten schneidet Netscape insgesamt etwas besser ab, das heißt der Browser zeigte die Seiten wie vom Designer gewünscht an. Estraten zwar ein paar kleinere Probleme auf (so wurden bestimmte Textfarben nicht korrekt wiedergegeben), aber insgesamt wurde Netscape – größtenteils dank seiner Mozilla-Engine – deutlich verbessert und verdient dafür eine gute Note.
Passwortschutz?
Sicherheitslücken, zum Beispiel der kürzlich entdeckte Fehler, durch den sich Internet-Piraten Zugang zu Kreditkartendaten verschaffen können, stellen beim Internet Explorer ein großes Problem dar. Bisher sind solche Probleme bei Netscape-Browsern noch nicht aufgetreten – wahrscheinlich wegen des geringeren Marktanteils von Netscape. Der Netscape-Browser kann natürlich trotzdem bislang noch unbekannte Sicherheitsmängel bergen.
Daher ruft der Password Manager von Netscape 7 ein wenig gemischte Gefühle hervor. Mit jeder Anmeldung bei einer Website (wie etwa beim Online-Banking) blendet Netscape 7 ein Popup-Fenster ein, in dem der Benutzer gefragt wird, ob er sein Passwort speichern möchte. Wird dies gewünscht, trägt der Browser beim nächsten Besuch der Seite den Benutzernamen und das Passwort automatisch ein. Die Passwörter werden also zusammen mit den Browser-Dateien gespeichert. Dies stellt ein mögliches Sicherheitsrisiko dar, weshalb grundsätzlich nur unwichtige Passwörter gespeichert werden sollten. Bei wichtigen Passwörtern, zum Beispiel für Online-Konten, sollte vorsichtshalber auf diese Option verzichtet werden. Der Internet Explorer 6 verfügt über ein ähnliches Passwort-Merkmal, für das ebenfalls gilt: Praktisch für einfache Anwendungen, aber tabu für wichtige Passwörter.
Deutlich punkten kann Netscape 7 allerdings mit seinem Cookie-Manager (Tools > Cookie Manager > Manage Stored Cookies). Ähnliche Werkzeuge in früheren Netscape-Versionen führten zu einem Labyrinth verschiedener Menüs mit unterschiedlichen Optionen zur Cookie-Verwaltung, doch der neue Manager ist viel übersichtlicher. Unerwünschte Cookies, die bestimmte Websites anlegen, können entfernt und Cookies für eine bestimmte Website blockiert werden.
Leider können nicht alle Cookie-Verwaltungsaufgaben in diesem Dialogfeld ausgeführt werden. Die Konfiguration der Cookie-Policen erfolgt weiterhin im Dialogfeld „Privatsphäre“ (Bearbeiten > Einstellungen). Hier kann zum Beispiel festgelegt werden, ob Cookies überhaupt akzeptiert werden sollen oder ob Netscape vor dem Akzeptieren neuer Cookies eine Warnmeldung anzeigen soll. Mittlerweile verfügt Netscape über ein erfreulich breites Spektrum an Cookie-Kontrollfunktionen. Die Cookie-Funktionen von Netscape sind etwas besser als die des IE 6. So können im IE über eine Schaltfläche alle Cookies auf einmal gelöscht werden, doch eine Auswahl einzelner Cookies wie in Netscape 7 ist nicht möglich. Stattdessen muss bei Verwendung des IE das Cookie-Verzeichnis auf der Festplatte gesucht werden, um die gewünschten Cookies dort manuell zu löschen.
Weiteres Verbesserungspotential
Die Vorabversion von Netscape 7 hat große Hoffnungen geweckt. Netscape baute auf dem schnellen und stabilen Mozilla-Browser auf und fügte mehrere interessante Features hinzu, darunter den kompatibleren IM-Client. Leider kamen auch eine Reihe von weniger erfreulichen Merkmalen hinzu, zum Beispiel die allgegenwärtigen Anzeigen. Außerdem wurde eine der besten Mozilla-Funktionen entfernt: die Möglichkeit, lästige Popup-Anzeigen auszublenden. Benutzer, die bereits mit Mozilla arbeiten, sollten dabei bleiben, es sei denn, sie benötigen mehrfaches IM. Wer den Internet Explorer verwendet, sollte wissen, dass Netscape 7 und IE 6 noch immer gleichauf liegen. Wer also mit seiner Version zufrieden ist, hat keinen Grund für einen Wechsel, es sei denn, man legt auf die praktische Registeransicht Wert. Ein grundsätzlicher Wechsel zu Netscape ist erst dann ratsam, wenn der Browser im Vergleich zu seiner Konkurrenz noch deutlich besser wird.
Bitte beachten Sie, dass der Test von unseren amerikanischen Kollegen stammt und mit der US-Version des Browsers durchgeführt wurde.
Download: Netscape 7
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