Angesichts einer Vielzahl ausgeklügelter Features werden anspruchsvolle Fotografen im semiprofessionellen Bereich sicher begeistert sein, für Anfänger ist diese Kamera jedoch aufgrund der vielen manuellen Einstellmöglichkeiten eine Nummer zu groß. Ambitionierte Fotografen, die gerne professioneller arbeiten würden, sollten über einen Kauf dieser Kamera nachdenken – sofern es ihr Budget erlaubt.
Design
Das magnesiumbeschichtete Gehäuse der Coolpix 5700 vermittelt einen stabilen Eindruck, das ergonomische Design bietet einen angenehmen und sicheren Halt. Mit einem Gewicht von nur 540 Gramm inklusive Batterien und Speichermedium gehört die 5700 zu den kompakteren Vertretern ihrer Klasse. Zwischen Griffmulde und Objektivfassung ist kaum Spielraum, dennoch finden nicht nur kleinere Hände eine angenehme Griffposition. Wenn man den EVF (TTL-Sucher) anstelle des schwenkbaren LCD-Displays bevorzugt, kann man den Fokus mit der kleinen Radtaste direkt neben dem Sucher justieren.
Wer gerade erst begonnen hat sich mit der Fotografie zu beschäftigen sollte nicht gleich zur 5700 greifen – man benötigt einige Grundkenntnisse, um mit der Kamera umgehen zu können. Wer sich bereits etwas intensiver mit der Materie befasst hat, dürfte vielleicht an den Vor- und Nachteilen dieser ausgereiften Digitalkamera besonders interessiert sein.
Auf den ersten Blick ist die Kamera relativ leicht zu bedienen – ohne viel einzustellen kann man im Automode sofort nach dem Auspacken loslegen. Bei genauerer Betrachtung wird allerdings klar, dass ein aufmerksames Studium des Handbuchs nötig ist, um das gesamte Potenzial der Coolpix 5700 nutzen zu können.
Oft benötigte Einstellungen lassen sich direkt über Buttons an der Kamera und an der Objektivfassung wählen, somit bleibt das lästige Scrollen durch Menüs erspart, wenn schnell eine Änderung vorgenommen werden soll. Trotzdem wäre noch weitere Buttons für Daueraufnahme-Modus, Weißabgleich und Belichtungsmessung wünschenswert. Der Funktions-Button lässt sich programmieren, um so auf eine der verschiedenen Funktionen via Knopfdruck direkt zuzugreifen. Besser wäre es aber, wenn sich sowohl Weißabgleich als auch Belichtungsmessung einzeln und direkt auswählen lassen könnten.
Mit wenigen Ausnahmen gestaltet sich die Bedienung der Kamera problemlos. Versucht man allerdings den Funktions-Button am oberen rechten Ende der Kamera mit dem Zeigefinger zu drücken, während man den direkt angrenzenden Drehknopf mit dem rechten Daumen bedient, benötigt es ein gewisses Maß an Fingerfertigkeit. Die an der Objektivfassung befindlichen Knöpfe sind ebenfalls schnell aus Versehen gedrückt, wenn die Kamera zum Fotografieren gehalten wird.
Obwohl die Bedienung der Kamera einen gewissen Ehrgeiz voraussetzt, sind die Einstellungen relativ leicht in den Menüs zu finden, wenn die Struktur einmal verinnerlicht wurde. Jedes Symbol wird eindeutig im oberen Bereich des Menüs beschrieben, Untermenüs sind durch Symbole und Text gekennzeichnet. Der Anwender hat die Möglichkeit, die meistgenutzten Einstellungen in drei verschiedenen Modi zu speichern.
Ausstattung
Wer der Coolpix 5700 nur ein hohes Maß an Einstellungsmöglichkeiten bescheinigt, untertreibt. Wenn man sich zu den erweiterten Menüs vorgearbeitet hat, entsteht der Eindruck eine digitale Spiegelreflexkamera in den Händen zu halten.
Eines der herausragendsten Features der 5700 ist sicher das 8fach-Zoom-Objektiv, das Brennweiten von 35 bis 205 Millimeter erlaubt (im Vergleich zu einer 35-mm-Kamera). Relativ schnell justierbar reicht das Spektrum von der maximalen Blende 2.8 bis zur minimalen Blende von f/8.0. Obwohl dies für Digitalkameras nicht ungewöhnlich ist, wäre es wünschenswert, wenn man hier bis f/11 gehen könnte. Nikon verwendet zum ersten Mal in der Coolpix-Serie ein Objektiv, das besonders geringe Dispersion bietet, was sich natürlich positiv auf Bildqualität und -schärfe auswirkt. Leider besitzt es weder Zoomring noch manuellen Fokus. Diese Funktionen werden über Drehknöpfe und Buttons kontrolliert.
Das gesamte Repertoire für Belichtung, Belichtungsmessung, Weißabgleich und Autofokus wird durch verschiedene hilfreiche Zusatzfunktionen abgerundet: So bietet die Kamera ein Tool zum Verbessern von Bildschärfe, Kontrast, Farbsättigung und zur Reduktion von Farbrauschen. Die zuletzt genannten Optionen, insbesondere die Kontrastkontrolle, ermöglichen eine Feineinstellung der Kamera direkt nach der Aufnahme von Bild zu Bild – auch wenn die meisten Anwender den PC zur Bildbearbeitung bevorzugen werden. Die Möglichkeit, individuelle Einstellungen zu speichern, um sie später für andere Aufnahmen einzusetzen, sollte man erst nach sorgsamer Prüfung der Bilder nutzen.
Für ein weiteres Debüt in der Coolpix-Serie sorgt der RAW-Modus als NEF-Format (Nikon Electronic Format). Bilder in diesem proprietären Format können nur mit dem mitgelieferten Nikon View 5.0 bearbeitet werden. Außerdem lässt sich eine NEF-Datei problemlos ins TIFF-Format konvertieren, optional kann die NEF-Datei gleich gelöscht werden. Der RAW-Modus bietet Platzersparnis im Vergleich zu TIFF: Auf einer 64-MByte-Speicherkarte kann man rund sieben Dateien im RAW-Format speichern, während bei TIFF bereits nach vier Aufnahmen Schluss ist. Sechs verschiede Bildgrößen in Verbindung mit drei Kompressionsarten geben dem Fotografen genügend Möglichkeiten, die richtige Qualität für den passenden Anlass zu finden.
Leistung
Die Geschwindigkeit der Coolpix 5700 ist nicht durchgängig überzeugend. Im Einzelaufnahmemodus ist eine Verschlussverzögerung praktisch nicht festzustellen, aber nur wenn der relativ langsame Autofokus ein Ziel gefunden hat. Der Blitz lädt sich sehr schnell wieder auf, die Zeit zwischen zwei Aufnahmen mit Blitz beträgt etwa drei Sekunden – auch hier kommt der Autofokus oft nicht schnell genug mit. Nach der Aufnahme benötigt die Kamera einige Zeit, bis das Bild gespeichert wurde. Mehrere Modi für Serienaufnahmen ermöglichen kürzere Abstände zwischen den Bildern, sind jedoch teilweise in Dateigröße – und somit Bildqualität – eingeschränkt.
ZDNet testete drei verschiedene Speicherkarten, um hochauflösende und unkomprimierte TIFF- und RAW-/NEF-Bilder festzuhalten – die Ergebnisse waren überraschend. Eine SanDisk 512 MByte Ultra-Karte ließ sich schneller als das mitgelieferte 16 MByte 8fach-Medium beschreiben, im Durchschnitt war die TIFF-Datei in 20 bis 23 Sekunden gespeichert, die RAW-Datei war bereits nach 12 bis 15 Sekunden „im Kasten“. Interessanterweise benötigte der Schreibvorgang auf einer älteren 124 MByte-Karte 57 Sekunden (TIFF) beziehungsweise 83 Sekunden (RAW). Somit fiel nicht nur die Schreibgeschwindigkeit deutlich geringer aus, die RAW-Datei benötigte mehr Zeit als die TIFF-Datei – sicher kein Ergebnis das man erwartet hätte.
Positiv: Im RAW-Modus lassen sich zwei weitere Bilder nach der eigentlichen Aufnahme erstellen. Ist der Puffer voll, dauert es entsprechend länger, bis die Aufnahmen auf die Speicherkarte geschrieben sind (zirka 13 bis 14 Sekunden pro Aufnahme).
Im LCD-Menü kann man zwischen zwei Zoom-Geschwindigkeiten wählen: Mit der schnelleren Einstellung lässt sich zügig zwischen Weitwinkel und Teleobjektiv wechseln. Es gibt außerdem eine Einstellung, die ein Zoomen mit fest eingestellter Blende ermöglicht, mit diesem Feature kann die Tiefenschärfe besser kontrolliert werden. Allerdings lässt sich die Kamera beim Scharfstellen viel Zeit, wenn man wenig kontrastreiche Szenen mit starkem Zoom fotografiert.
Das Umschalten zwischen dem elektronischen Sucher (EVF) und dem vollständig schwenkbaren LCD-Display erfolgt ganz einfach über einen einzigen Knopf. Einerseits überzeugten Schärfe und Detailtreue des Displays, mit 97 Prozent Abdeckung stellt das EVF unter sehr hellen Bedingungen jedoch eine nützliche Alternative dar. Wird der Auslöser nicht ganz gedrückt, erweist sich die „Autobrightening“-Funktion bei schwachen Lichtquellen als sehr hilfreich.
Bildqualität
Die Coolpix 5700 bietet im automatischen und manuellen Modus eine exakte Belichtung, sogar bei schwachen Lichtquellen. Die Tests ergaben, dass der Belichtungsumfang der Kamera überdurchschnittlich ist, wobei das Bild bei extremen Highlights teilweise an Detail verlor. Und obwohl die Coolpix 5700 in Extremsituationen etwas weniger detailreiche Aufnahmen produziert, liefert sie eine herausragende Performance, wenn es um scharfe Aufnahmen geht. Oberflächen wie Papier oder auch Nebelschwaden werden extrem detailgetreu abgebildet. Trotz des weiten Zooms treten nur sehr geringe Verzerrungen an den jeweiligen Grenzen des Objektivs auf.
Mit der Makrofunktion kann man sich dem Motiv bis auf zwei Zentimeter nähern, aber Vorsicht: Die Objektivfassung wirft einen Schatten, wenn man den integrierten Blitz bei kurzen Abständen verwendet. Dieses Problem betrifft nicht nur die 5700, im Handbuch befindet sich ein entsprechender Hinweis. Wer Nahaufnahmen von kleinen Objekten machen will, sollte über die Anschaffung eines externen Blitzes nachdenken. Ansonsten reicht der integrierte Blitz für eine gleichmäßige Ausleuchtung.
In den Tests war – wenn überhaupt – nur minimales Farbrauschen festzustellen, sogar bei Himmelsaufnahmen. Bei Rändern mit hohem Kontrast waren chromatische Aberrationen in Form von minimalen lila oder leicht grünlichen Lichthöfen zu erkennen. Diese farbigen Ränder traten bei höherer Kompressionsrate natürlich vermehrt auf, waren allerdings auch bei einigen hochauflösenden, unkomprimierten Aufnahmen zu erkennen.
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