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Die Tücken der Prospekte: Achtung beim PC-Kauf

Zu viel Geiz ist gefährlich: Wer beim PC-Kauf nicht aufs Kleingedruckte achtet, erwischt zuletzt oft ein Gerät, das gar nicht seinen Anforderungen entspricht. ZDNet verrät, worauf man bei Angeboten achten sollte.

Anfang dieser Woche bot eine große Elektromarkt-Kette einen PC von Hewlett-Packard an. Auf dem Bild konnte man, oben auf der Laufwerksschublade, „DVD+RW“ lesen. Doch der nebenstehende Text machte klar, dass nur ein CD-Brenner und ein DVD-Leselaufwerk enthalten war. Und irgendwo stand: „Abbildung ähnlich.“

Es war womöglich nicht einmal Absicht, aber klar ist, dass man als potentieller Käufer den Texten in Computerprospekten nicht genug Aufmerksamkeit widmen kann. Das Bild zählt kaum. In fetten Balken stehen hier die Stärken des Gerätes verzeichnet, weitere Merkmale finden sich kleingedruckt, und eine Vielzahl technischer Details wird verschwiegen. Chipsatz oder Mainboard werden so gut wie nie erwähnt, ebensowenig wie der Speichertyp, die Rotationsgeschwindigkeit oder Lautstärke der Festplatte. Stattdessen steht da bisweilen „24 Monate Garantie“ – zu denen die Hersteller ohnehin verpflichtet sind. (Genau genommen wird ein Unterschied zwischen Garantie und Gewährleistung gemacht.)

Die folgenden Hinweise sollen Ihnen helfen, die Tricks der Verkäufer, Werbestrategen und Prospektmacher noch besser zu durchschauen, falls Sie in nächster Zeit ein PC-System erwerben möchten.

Prozessortakt ist nicht so wichtig

Zu den verfügbaren Informationen in Werbeprospekten zählt grundsätzlich der Prozessortyp und -takt. Lassen Sie sich von Angaben wie „echte 2,53 GHz“ nicht verunsichern. Tests von ZDNet haben immer wieder belegt, dass AMDs Selbsteinstufungen wie „2600+“ durchaus vertrauenswürdig sind. Ein Athlon XP/2600+ zum Beispiel ist einem 2600 MHz-Prozessor von Intel durchaus vergleichbar.

Bedenken sollte man auch, dass die Gesamtperformance bei weitem nicht allein vom Prozessortakt abhängt. Neben Festplatte, Chipsatz, Speicher, Frontsidebus spielt etwa auch der Cache eine wichtige Rolle.

Vergangene Woche schrieben die Werbetexter eines Elektromarktes „echte 2,20 GHz“ – bei einem Celeron-PC. Da der Celeron nur 128 KByte Level2 Cache besitzt, ist er aber in der Praxis merklich langsamer als ein Athlon XP/2200+ (256 KByte L2-Cache) oder ein Pentium 4 (512 KByte L2-Cache).

Herz und Nieren

Die offene Frage jedes PC-Käufers, die kein Werbeprospekt behandelt, ist: Werde ich das System aufrüsten können, wenn ich es jetzt kaufe? Wie lange wird es aktuell sein, wie lange kann es durch relativ preisgünstige Upgrades aktuell gehalten werden? Dies hängt in hohem Maße vom Mainboard und Chipsatz ab. Wie viele PCI-Steckplätze besitzt es, wie viele Speicher-Steckplätze, welcher Frontside-Bus wird unterstützt? Wie viel PCI-Steckplätze, wie viele Speicher-Slots sind besetzt?

Sind die Speicherbänke bei einem 256 MByte-RAM-Intel-System beispielsweise mit zweimal 128 MByte besetzt? Dann wird man die alten Speichermodule ersetzen müssen, sobald man aufrüsten möchte, denn Intel-Chipsätze bieten meistens nur zwei Speicher-Steckplätze. Hätte der PC-Hersteller ein 256 MByte-Modul verwendet, hätte man es einfach ergänzen können.

Wer ein Intel-System kaufen möchte und zukünftige Prozessor-Upgrades nicht ausschließen will, sollte beispielsweise grundsätzlich bis Mai warten. Denn zukünftige Pentium-4-Prozessoren mit Hyperthreading werden einen Frontsidebus mit 200 MHz (Quadpumped entspricht das 800 MHz) besitzen. Das bedeutet: Es bedarf eines neuen Chipsatzes. Kein aktuelles Board, nicht einmal mit Intel-Chipsatz, kommt in Frage. Und wer AMD-Plattformen bevorzugt, wird spätestens für den im Herbst erscheinenden Hammer ein neues Bord benötigen. Über solche Limits der Aufrüstbarkeit muss man sich von vorneherein klar sein.

Ein Problem der fehlenden Angaben zu Mainboards und Chipsätzen ist freilich auch: Diese Informationen lassen sich kaum bekommen. Im Laden stehen Verkäufer bei solchen Fragen vor Rätseln, und im Web gibt es keine Zusatzinformationen. Wer sein System mehr als zwei, drei Jahre nutzen möchte, ist gut beraten, gar nicht erst beim Elektromarkt zu kaufen – oder auf ein solides Angebot (etwa mit Intel 845GE/PE-Chipsatz oder Nvidia Nforce2; siehe ZDNet Mainboardtests zu warten.

Grafik

Viele Verkäufer geben den Hersteller der Grafik an und die Speichergröße – das war’s.

Achten Sie auf Stichworte wie „integrierte Grafik“, „onboard“ oder „embedded“. In diesem Fall belegt der Grafikchipsatz Hauptspeicher, und die angegebene Größe wird womöglich gegen die Geschwindigkeit des Systems verwendet. Eine AGP-Karte ist in fast jedem Fall besser. Die Leistungsfähigkeit der unterschiedlichen Grafikchipsätze kann man dem Techexpert-Vergleich entnehmen. Nur wenige davon sind mit unterschiedlich großem Speicher lieferbar. Die Leistungsunterschiede zwischen Marken verschiedener „Hersteller“ (diese sind teilweise nur OEM-Partner und Zwischenhändler) kann man vernachlässigen: Entscheidend ist der Chip.

Komponenten

Manchmal liest man Markennamen in den technischen Daten, als wären es Features: „Toshiba DVD-Brenner“ oder „Nvidia-Grafik“. Natürlich sind nicht alle Produkte von Toshiba oder Nvidia oder irgendeinem Hersteller gleich stark. Ignorieren Sie diese Angaben, es sei denn, Sie können die exakte Modellbezeichnung ermitteln. Dann kommen Sie am besten zu ZDNet und suchen nach einem Testbericht.

Besonders bei Komponenten gilt: keine Kompromisse. Hier sollte man nicht für Geräte zahlen, die man nicht benötigt, oder umgekehrt ein System scheinbar billig kaufen und dann jede Menge nachrüsten müssen. Vor der Suche nach dem idealen PC macht man am besten eine Liste, die minimale Festplattengröße und benötigte Laufwerke festhält. Das gilt natürlich erst Recht für Paket-Preise (PC plus Drucker, PC plus Bildschirm, auch PC billiger mit AOL-Vertrag). Lassen Sie sich nicht durch Angebote überreden. Entscheiden Sie vorher, was Sie brauchen.

Für die diversen Anschlüsse ist folgendes wichtig: Achten Sie darauf, dass die von Ihnen benötigten Ports vorhanden sind. Sie brauchen ein Modem? Kaufen Sie einen Rechner mit Modem. Ebenso für Netzwerk, USB, Parallelport, Speicherkarten. Andersherum gesehen: Wenn weder Ihr PDA noch Ihre Digicam eine Compact-Flash-Karte benutzt, brauchen Sie keinen Compact-Flash-Einschub. Und wenn Sie ihn eines Tages doch brauchen, können Sie ihn günstiger nachrüsten. Nicht benützte Features sind keine Pluspunkte.

CD- und DVD-Laufwerke sind oft laut. Wer ein leises System benötigt, sollte sich vorher informieren (siehe ZDNet CD-/DVD-Tests). Wenn bestimmte Brenn- oder Lesegeschwindigkeiten wichtig sind, können Sie sich auch hier vorab festlegen. Schneller Laufwerke sind tendenziell lauter als langsame.

40 GByte Festplatte sind derzeit absolut ausreichend, wenn man keine Filme schneidet. Schließlich werden Sie Ihre Fotos ohnehin regelmäßig auf CD oder DVD archivieren wollen. Größere Festplatten sind Luxus. Bis Sie den vielen Platz benötigen, fallen die Preise weiter. Warten Sie im Zweifel lieber ab.

Fazit

Ein Großteil der Schnäppchenangebote, die sich jeden Tag in Prospekten finden, ist tatsächlich billig: Die Komponenten werden in großen Mengen aufgekauft, oft als Einzelexemplare. Neben der Gefahr, Geld für Features zu bezahlen, die man dann nicht nutzt, handelt es sich bei Sonderangeboten oft genug um Lockangebote in niedriger Stückzahl.

Weiterführende Hinweise:

Alles über Prozessoren
Festplatten und Controller im Test
Rubrik Monitore

ZDNet.de Redaktion

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