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Apples Panther auf dem Sprung

Am vergangenen Montag, 23.6., stellte Steve Jobs in seiner Eröffnungsrede der Apple-Entwicklerkonferenz so viele Produkte vor, dass sich die Besucher wie auf einer verspäteten Macworld Expo vorkamen. Neben den neuen Rechnern vom Typ Power Mac G5 führte Jobs auch das neue Mac OS X vor.

Die Version 10.3 mit dem Codenamen Panther wird, so viel steht nach dem ersten Kontakt fest, die minimale Veränderung der Versionsnummer Lügen strafen: Es ist ein recht deutlicher Einschnitt in der Geschichte von OS X. Die Update-Preise sollen ungefähr denen für den Vorgänger Jaguar (Version 10.2) entsprechen. Nach Jobs‘ Worten wird Panther erst zum Jahresende verfügbar sein, aber einige wichtige Punkte stellte er in seinem Vortrag doch vor, bevor er eine Vorab-Version für Entwickler austeilte.


Der Dateimanager Finder wurde in der Art des Windows-Startmenüs überarbeitet.

OS X 10.3 wird jede Menge Unterstützung für Datenaustausch mit Windows, Netzwerkverbindung, Drucken und sogar IPsec-basierte VPN-Verbindungen zu Windows-PCs bereithalten. In Zukunft sollen Mac-User keine Probleme mehr haben, wenn sie mit einem Mac auf ihre Desktop-Windows-Rechner zugreifen. Die wichtigsten Änderungen aber betreffen das Interface.

Fensterln bei Windows

Zu Panther gehört eine Überarbeitung des Dateimanagers Finder, in dem die Reihenfolge der Präsentation von Dateien, Ordnern und Anwendungen herumgedreht wurde. Statt wie bisher von rechts nach links navigieren zu müssen, wie in Jaguar, ist die Hierarchie jetzt von rechts nach links geordnet und beginnt mit Dateien, Ordnern und Befehlen. Das Menü an der rechten Seite erinnert stark an das Windows-Startmenü, und man kann Verknüpfungen mit Dateien oder Ordnern per Drag and Drop in dieses Menü einfügen. Auch ist es nun möglich, Dateien bestimmte Farbsymbole zuzuordnen, die Netzwerkumgebung oder den Computer zu durchsuchen – mit der „Instant Search“ auch nach bestimmten Dateinamen.


Fingerarbeit: Statt einer neuen Fenster-Management-Applikation setzt Panther nach wie vor auf das Tastaturkürzel Steuerung+Tab, um zwischen Anwendungen zu wechseln.

Wenn der Dateimanager ein wenig an Windows erinnert, bleibt Apples Antwort auf die Frage der Desktop-Verwaltung doch einzigartig. Eine neue, im Hintergrund laufende Applikation namens Exposé erlaubt es, mit einem Tastendruck sämtliche Fenster zu minimieren oder zu öffnen, alle Fenster einer bestimmten Anwendung zu zeigen, oder alle offenen Fenster vom Desktop zu entfernen. Man kann diesen Aktionen selbst Tastaturkombinationen zuweisen, die zweite Maustaste verwenden oder Maus und Tastatur kombinieren.

Für Haushalte mit mehreren PC-Benutzern bietet OS X jetzt auch schnellen Wechsel zwischen Benutzern, sodass man sein Profil einfach aus einem Menü in der oberen rechten Ecke wählen kann (gegebenenfalls muss noch das Passwort eingetippt werden). Apple hat dies im typischen Mac-Stil inszeniert: Wenn man den Benutzer wechselt, verwandelt sich der Desktop in einen dreidimensionalen Würfel und rotiert zum neuen Benutzer.

Beim Chat im Bild

Apple überarbeitet für Panther auch etliche Anwendungen. Die auf AIM basierende Chat-Applikation iChat bekommt Audio- und Video-Unterstützung spendiert, wie sie auch im neuesten Beta-Release von MSN Messenger 6 stecken. Dies wurde bei der Vorstellung des Betriebssystems als ein Video-‚Anruf‘ des früheren US-Vizepräsidenten und aktuellen Apple-Aufsichtsratsmitglieds Al Gore vorgeführt. So konnte dessen Gesprächpartner Jobs auch gleich die neue 200-Euro-Webcam namens iSight vorstellen. iChat AV, wie die neue Chat-Version heißt, gehört zum Lieferumfang von Panther und ist jetzt schon als öffentliche Beta verfügbar. Es soll auch für Nutzer von Mac OS X 10.2.5 und darüber erhältlich sein.


Die neue Version von iChat macht dem User gleich klar, welche seiner Freunde eine Webcam installiert haben.

Zu den ebenfalls verbesserten Kleinigkeiten gehört das jetzt schneller Mail-Programm, das jetzt außerdem Nachrichten hierarchisch nach Betreff ordnen kann. Adressen sind jetzt als Objekte zwischen Anwendungen verschiebbar. Jobs demonstrierte zudem die eingebaute Fax-Fähigkeit, ein neues Font-Management, schnellere PDF-Anzeige und FileVault, ein Programm für verbesserte Sicherheit und Verschlüsselung. Abonnenten von .Mac werden zuletzt auch noch eine verbesserte Version der Backup-Utility iDisk angeboten bekommen.

ZDNet.de Redaktion

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