CNET: In einer idealen Microsoft-Welt gibt es allerdings keine große Auswahl. Man hat einfach die integrierten Produkte von Windows bis zu den Entwicklungstools, zu Präsentationsprogrammen, zu Dingen für Backend-SQL-Server etc.
Houston: Wenn ein Kunde eine Unternehmensanwendung auf Windows entwickelt, dann integriert sich diese Anwendung auch in eine Umgebung aus Windows-Plattformen. Egal ob man entwickelt oder kauft, man erhält immer dieselben Vorteile. Ich kenne kein anderes Betriebsystem, das dies bietet.
CNET: Und sie glauben nicht, dass sich dies jemals ändern könnte?
Houston: Das ist der Kern des Arguments. Microsoft ist eine Softwarefirma. Wir machen unseren Umsatz indem wir Probleme mit Hilfe von Software lösen. IBM entwickelt sich mehr und mehr zu einem Dienstleistungsunternehmen. Aber es ist sehr schwierig, gutes Geld mit Dienstleistungen zu verdienen und gleichzeitig Software zu schreiben, die dem Kunden einen Nutzen bietet.
CNET: Also geht es nicht so sehr um Microsoft gegen Linux, als vielmehr um einen Kampf zwischen Microsoft und IBM?
Houston: Meiner Meinung nach spielt Microsoft mit Windows gegen IBM mit Linux. Diese Paare gehören zusammen. Der Kampf wird sich um „out-of-the-box“ verfügbaren Nutzen gegen den aus Dienstleistungen erschaffenen Nutzen drehen. Und es geht um eine umfangreiche Partnergemeinschaft, die gegen IBM antritt, das selbst auch mitmischen möchte.
IBM setzt 250 Programmierer für das Engineering des Kernels ein. Ein großer Teil dieser Bemühungen wird aufgewandt um Konsistenz beim Engineering zu erzielen. IBM erkennt an, dass Linux diese Eigenschaften haben sollte, um auch im Unternehmen als Kernel akzeptiert zu werden. Aber sie investieren nur in einen sehr kleinen Anteil des Linux-Stacks. Die verbleibende Investition geht in Dinge wie WebSphere.
CNET: Welche potenziellen Risiken gibt es in dieser Entwicklung für Microsoft?
Houston: Die Herausforderung wird entstehen, wenn die Kunden beginnen, den Ansatz, dass Integration einen Wert darstellt, abzulehnen. Wir haben viel in ein integriertes Angebot investiert. Wir haben unseren Marktanteil Jahr für Jahr steigern können und haben Grund zu der Annahme, dass unser Ansatz der richtige ist. Sollte es letztendlich um diese beiden Alternativen gehen, werden wir gerne um unsere Kunden kämpfen.
CNET: Vor zwei Jahren konnten Sie noch gut argumentieren, dass zwischen Windows und Linux ein qualitativer Unterschied bestand. Jetzt dreht sich ihr Argument ausschließlich um Technologie, und es scheint, als wäre dies ein größeres Problem.
Houston: Ich glaube immer noch, dass Linux eine Erweiterung des Unix-Paradigmas ist. Es ist ein kommandozeilen-zentrierter Ansatz, der nicht unbedingt als anwenderfreundlich entworfen wurde. Der Windows-Ansatz ist da ganz anders. Ich denke, die Akzeptanz von Linux wird wahrscheinlich davon begrenzt werden, wie viele Firmen mit Unix zufrieden sind. Wird Linux die Leute als kostengünstigere Version von Unix ansprechen können? Ja. Die größte Herausforderung des Jahres 2003 wird für uns darin bestehen, mit Unix-Usern darüber zu sprechen, warum sie Windows auf Intel einsetzen sollten und nicht Linux auf Intel.
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