Microsofts Longhorn zwischen Innovation und Verzögerung

Ein vollständige Beta-Version von Longhorn wird nicht vor nächstem Jahr erwartet, und wann die Final-Version ausgeliefert wird, steht noch in den Sternen. Microsoft sprach anfangs von 2004, dann von 2005. Vor kurzem gab das Unternehmen bekannt, man werde erst auf den Markt kommen, wenn die Software vollständig fertig sei, was Spekulationen ausgelöst hat, es könne bis 2006 dauern, ehe Longhorn wirklich allgemein verfügbar sei.

Microsoft verwendet eine Reihe von Superlativen zur Beschreibung der Neuerungen, die Longhorn einführen wird, was einige Beobachter eine „Bet the Company“-Haltung nennen, weil Microsoft alles auf eine Karte setzt. CEO Steve Ballmer schrieb im Juni in einem Memo, dass Longhorn ein großer Wurf sei, „vielleicht sogar noch größer als die allererste Windows-Version.“

Longhorn markiert mehrere drastische Veränderungen für Microsoft. Als erstes wechselt das Unternehmen zu einem gänzlich neuen Dateisystem. Obwohl es auf dem derzeitigen NTFS-System basiert, stellt das neue WinFS-Dateisystem eine neue Art der Kategorisierung von auf Festplatten und anderen Medien gespeicherten Informationen dar. Unter Verwendung von Technologie relationaler Datenbanken, wie sie für die „Yukon“-Version von SQL Server verwendet wurde, soll WinFS Dateien mehr Informationen zuordnen können, was das Sortieren von Kalender-Informationen, Musikdateien und anderen Datentypen einfacher machen soll.

Das neue Betriebssystem ist auch ein wichtiger Schritt bei dem, was das Unternehmen „integrierte Innovation“ nennt: das Hinzufügen von Funktionen in einem Microsoft-Programm, die auch von anderen Programmen des Softwareriesen genutzt werden können. Das Unternehmen plant außerdem die Koordination mehrerer unterschiedlicher Projekte mit Longhorn, so einer neuen Version von Office, eines Teils der Server-Software und eines neuen Server-Betriebssystems, Longhorn Server.

Allerdings ist der Zeitrahmen, in dem Microsoft seine Bemühungen in dieser Richtung auch in bare Münze umsetzen kann, in den letzten Monaten zunehmend unspezifischer geworden. Das Unternehmen dürfte etwas präzisere Angaben zu seinen Plänen im Rahmen der Konferenz im Oktober machen.

Microsoft wird mehr tun müssen, als nur CDs zu verteilen und den Entwicklern einen Zeitplan zu nennen, sagt Michael Cherry, Analyst bei „Directions on Microsoft“. Er sagt, das Unternehmen wird belegen müssen, warum Longhorn sowohl das Warten als auch die Bemühungen lohnt, die Entwickler aufbringen müssen, damit ihre Software mit dem neuen Dateisystem und anderen Features funktioniert.

„Es gibt eine Botschaft, die Microsoft auf der Entwicklerkonferenz vermitteln muss“, so Cherry. „Longhorn bringt umfangreiche Veränderungen mit sich, aber Entwickler wollen vor allem wissen: ‚Worin bestehen diese Veränderungen? Warum sind sie unbedingt erforderlich? Und was bringt mir das Ganze?'“

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ZDNet.de Redaktion

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