Eugene Kaspersky: Die Surfer sind zu anonym


In Paris erläuterte der Gründer der russischen Firma für Antiviren-Software Kaspersky Labs ZDNet gegenüber seine Ansichten zur aktuellen Situation bei der Computerkriminalität. Der Sicherheitsexperte ist Absolvent des Moskauer Instituts für Kryptographie, Informatik und Telekommunikation (1987). Sechs Jahre lang war er Forscher am KAMI, einem Forschungszentrum zu neuen Informationstechnologien mit Sitz in Moskau, bevor er 1997 seine eigene Firma gründete. Nach anderen Quellen soll er einige Zeit für Geheimdienste tätig gewesen sein.

Kaspersky setzt sich für eine stärkere Reglementierung im Internet und vor allem für Repressionen ein: „Strenge Vorschriften“ und „entsprechende Sanktionen“ müssen den „Internetkriminellen“ auferlegt werden, um die „Anarchie, die im Web herrscht“, zu beenden. Die Reform könnte damit beginnen, dass jedem Surfer eine Nummer zur eindeutigen Identifizierung zugeteilt wird, damit die Spur von Kriminellen verfolgt werden kann. Dadurch würde die Privatsphäre der Surfer nicht beschädigt und „mindestens 99% der Cyber-Kriminalität (sic) würden verschwinden“.

ZDNet: Der SQL Slammer Wurm hat die Virenschutzprogramme umgangen. Welche Verantwortung tragen Sie als Herausgeber solcher Programme an dieser Epidemie?

Eugene Kaspersky: Wir übernehmen unseren Teil an der Verantwortung, doch handelt es sich um einen besonderen Fall. SQL Slammer ist kein klassischer Wurm, der sich per E-Mail verbreitet [Der Wurm befindet sich nur im Arbeitsspeicher und kommt nie auf die Festplatte, A.d.R.]. Für diese Angriffsform reicht ein normales Antivirus-Programm nicht mehr aus. Man muss auch eine Firewall einrichten, die wir liefern. Noch setzen viel zu wenige Unternehmen diesen Schutz ein.

Wie schätzen Sie als Sicherheitsexperte die gegenwärtige Entwicklung der Virenangriffe ein und was erwarten Sie für die Zukunft?

Virenangriffe werden immer stärker globale Dimensionen haben und können daher als eine Form von Terrorismus betrachtet werden. Die ersten Viren haben Daten zerstört, was heute nur selten der Fall ist.

Ziel der Virenautoren ist heute, das Internet so weit wie möglich lahm zu legen. So hat SQL Slammer in Südkorea, wo wie in vielen Ländern das Web im Begriff ist zum wichtigsten Kommunikationsmedium zu werden, jeglichen Zugang zum Internet blockiert. Wegen der möglichen Folgen ist die Blockade des Internets eine Form von Terrorismus.

Page: 1 2

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

KI-gestütztes Programmieren bringt IT-Herausforderungen mit sich

OutSystems-Studie: 62 Prozent der Befragten haben Sicherheits- und Governance-Bedenken bei Softwareentwicklung mit KI-Unterstützung.

14 Stunden ago

Studie: Ein Drittel aller E-Mails an Unternehmen sind unerwünscht

Der Cybersecurity Report von Hornetsecurity stuft 2,3 Prozent der Inhalte gar als bösartig ein. Die…

4 Tagen ago

HubPhish: Phishing-Kampagne zielt auf europäische Unternehmen

Die Hintermänner haben es auf Zugangsdaten zu Microsoft Azure abgesehen. Die Kampagne ist bis mindestens…

5 Tagen ago

1. Januar 2025: Umstieg auf E-Rechnung im B2B-Geschäftsverkehr

Cloud-Plattform für elektronische Beschaffungsprozesse mit automatisierter Abwicklung elektronischer Rechnungen.

5 Tagen ago

Google schließt schwerwiegende Sicherheitslücken in Chrome 131

Mindestens eine Schwachstelle erlaubt eine Remotecodeausführung. Dem Entdecker zahlt Google eine besonders hohe Belohnung von…

5 Tagen ago

Erreichbarkeit im Weihnachtsurlaub weiterhin hoch

Nur rund die Hälfte schaltet während der Feiertage komplett vom Job ab. Die anderen sind…

5 Tagen ago