Nach dem Auspacken der HP-Chassis fällt sofort die ungeheure Dichte unterstützter Blades ins Auge. Das Gehäuse mit nur 3 HE bietet Platz für 20 Blades. Das Gerät wurde als ein rein extern verwalteter Server konzipiert.
Sind die Server eingesteckt und mit dem Softwarebündel, bestehend aus den beiden Software-Suites Altiris Express Deployment Solution und SmartScart Scripting Toolkit, gestartet, besteht überhaupt kein Anlass mehr, das Chassis oder die Blades anzurühren. Über die Managementkonsole lässt sich der jeweils benötigte Blade-Server auswählen und booten. In der Pre-Boot eXecution Umgebung (PXE, „Pixie“ ausgesprochen) kann man dann entweder eine vorgegebene Betriebssysteminstallation aus der verfügbaren Liste wählen (etwa Windows 2000 Server oder Suse-Linux) oder mit einem der vorhandenen Tools eines der bereitgestellten Skripts modifizieren oder ein neues von Grund auf erstellen.
Selbstgeschriebene Skripts können zusätzliche Treiber, Anwendungen, Patches und alle anderen benötigten Konfigurationen beinhalten. Einfacher geht es wirklich nicht: Per Drag & Drop wird das Skript aus seinem Fenster gezogen und im gewünschten Server abgelegt, und umgekehrt. Das Skript kann sogar in einer einzigen Aktion auf mehrere Server gezogen werden. Innerhalb von nicht einmal 30 Minuten war die Remote-Installation des gewählten Betriebssystems – mit einem einigermaßen standardmäßigen Windows 2000 Server-Skript und einem leeren Blade – komplett abgeschlossen. Mit der Remote-Software lassen sich Blades anschließend individuell auswähen, und in einem grafischen Remote-Bedienfenster können alle erforderlichen Wartungen oder Feinabstimmungen durchgeführt werden, sofern diese nicht schon bei der ursprünglichen Installation im Skript enthalten waren.
Läuft der Blade dann ganz nach Wunsch, kann man ein Abbild davon erstellen und dieses für die Zukunft aufbewahren oder in neuen bzw. vorhandenen Blades einsetzen. Die Software Altiris protokolliert sämtliche Remote-Managementvorgänge für jeden einzelnen Blade. Muss ein Blade nach einem Ausfall ersetzt werden, ist dieser anhand der von der Software erstellten Verlaufsdatei rekonstruierbar.
Die Anschlussmodule wurden tatsächlich nur einmal benutzt, und zwar zur Überprüfung des Installationsstatus. Weder Tastatur noch Maus mussten physisch an den Server angeschlossen werden.
Ein kleiner Haken an diesem Chassis und den Blades ist, dass bei den einzelnen Blades nur eine einzige 2,5 Zoll große Festplatte integriert ist und folglich die Daten nicht auf diesem Blade gespiegelt werden können. Demnach muss man versuchen, die Datenspiegelung zwischen zwei Blades durchzuführen (und damit die Speicherdichte des Systems halbieren und die Serverkosten verdoppeln, sollte die Spiegelung aller Daten erforderlich sein). Alternativ hierzu kann eine separate Speicherlösung angeschlossen werden, die dann wiederum mehr Platz in Anspruch nimmt.
Darüber hinaus schränkt der Einsatz der 2,5 Zoll großen Festplattenlaufwerke die Datenkapazität und die Schnelligkeit der installierbaren Festplatten ein. Angesichts der Tatsache, dass die Prozessoren nur 900 MHz schnell sind und lediglich eine Netzwerkfähigkeit von 10/100 MBit/s (insgesamt 200 MBit/s) bieten, werden Kunden wohl eher an der Größe und den Features interessiert sein als an der gebotenen Leistung und Speicherkapazität. Außerdem unterstützt das Gerät weder Floppy-Disk- noch CD-ROM-Laufwerke – doch wie bereits erwähnt, besteht daran auch keinerlei Bedarf, da die Installation, Konfiguration und Verwaltung ausschließlich über ein Remote-System durchgeführt wird.
Im Großen und Ganzen ist diese Lösung ideal für ein Unternehmen, das seine Remote-Serverfunktionen mit geringer Bandbreite und geringem Risiko über mehrere Server auf relativ geringem Raum verteilen möchte. So zum Beispiel bei Web-, Name- und E-Mail-Servern, eventuell auch bei einigen Unternehmensanwendungen wie CRM-Paketen oder Projektanwendungen für Arbeitsgruppen. In diesem Fall wäre das Spiegeln mehrerer Blades oder eine inkrementelle Datensicherung in Ordnung. Auch für ein Unternehmen mit Bedarf an Clustering-Fähigkeiten – zum Beispiel einer Rendering-Farm oder einem Test-Labor – wäre diese Lösung nützlich. Besonders dank ihrer einfachen Wiedereinsetzbarkeit und Rekonstruierung ist diese Umgebung für solche Anwendungen ideal.
HP hat auch einen größeren, Intel Xeon-basierenden Blade-Server im Angebot, den BL20p, der eher der getesteten IBM-Plattform entspricht.
Bemerkenswert beim HP ist die Verarbeitungsqualität und das technische Know-how, das in das Chassis und in die einzelnen Blades selbst eingeflossen ist. Selbst der von HP bereitgestellte neue Quad Xeon (= Overkill) Deployment Server ist bis hin zum übersichtlichen LED-Diagnosesystem an der Chassisabdeckung und den eingelassenen Tragegriffen ein technisches Meisterwerk. Ein extrem hohes Maß an Kontinuität bei den HP-Servern ist gegeben: Alle HotSwap-Geräte haben burgunderrot gekennzeichnete Halterungslaschen bzw. Clips; die schraubfreien sind blau gekennzeichnet. Dieses System steht ziemlich konkurrenzlos da, wenn ein Unternehmen nach einer Standardbetriebsumgebung (SOE) für seine Serverplattform sucht.
Hersteller und Produkt | Hewlett-Packard | ProLiant BL10e |
Preis | Chassis ca. €7000 – €9.400 | Blade-Server ca. €2200 – €2350 |
Anbieter | Hewlett-Packard | www.hewlett-packard.de |
Kompatibilität | nicht bewertet | – |
Zukunftssicherheit | 7 | einzelner Prozessor, einzelne 40 GByte-Festplatte ohne Erweiterungsmöglichkeit |
Investitionssicherheit | 7 | sehr kompakt, daher große Einsparungen beim Einsatz von Remote-Hosting-Programmen, außerdem Verwaltungskostenersparnisse |
Service | 8 | 3 Jahre Vor-Ort-Garantie auf Chassis, 1 Jahr Vor-Ort-Garantie auf Blades. Vielfältige zusätzliche Supportprogramme sind erhältlich |
Gesamtwertung | 7,0 |
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