Kriterien für die Ausmusterung älterer Browser

1. Analysieren, welche Browser die derzeitige Zielgruppe benutzt

Der erste Schritt um festzustellen, ob man die Unterstützung für ältere Browser einstellen kann, besteht in der Analyse der Browser-Statistiken in Bezug auf die aktuelle Zielgruppe. Das Ergebnis dieser Analyse wird Einfluss darauf haben, wie man den Wechsel angeht.

Wenn man z. B. feststellt, wie es bei meiner Website der Fall war, dass über 80 Prozent der Besucher (wenn man Crawler ausschließt, ist der Prozentsatz sogar noch höher) aktuelle Versionen von Internet Explorer, Netscape oder Opera verwenden, fällt die Entscheidung ziemlich leicht, die aktive Unterstützung für ältere Browser einzustellen.

Wenn man zudem Intranets oder andere interne Webanwendungen entwickelt und das Unternehmen nur einen bestimmten Browser unterstützt, ist die Entscheidung schon längst gefallen.

Wenn man andererseits herausfindet, dass ein signifikanter Anteil der Zielgruppe noch immer ältere Browser verwendet, muss man sich entscheiden: Soll man auch weiterhin diese älteren Browser mit Workarounds und Browserweichen aktiv unterstützen? Oder sollte man diese Benutzer ermutigen, ein Upgrade auf eine aktuelle Version vorzunehmen? Bevor man diese Frage beantwortet, sollte man aber noch die beiden nächsten Schritte in seine Überlegungen einbeziehen.

2. Analysieren des vorhandenen Codes der Website

Der nächste Schritt um festzustellen, welche Browser man aktiv unterstützen sollte, ist die Analyse des Codes der eigenen Website. Am schnellsten lässt sich dies durchführen, indem man den Code durch einen Validator schickt, wie z. B. den vom W3C. Dieser wird feststellen, ob Ihr Code zu den W3C-Standards konform ist.

Wenn man gültigen, standardkonformen Code schreibt oder eine Website ganz neu entwickelt, ist man in einer hervorragenden Ausgangsposition. Sollte ein Code jedoch nicht den W3C-Standards entsprechen, ist ein größerer Aufwand erforderlich, um den Wechsel zur ausschließlichen Unterstützung der aktuellen Browser zu vollziehen. Wie sollte man auch von seinen Besuchern ein Upgrade ihrer älteren Browser auf einen standardkonformen Browser erwarten können, wenn sich noch nicht einmal die eigene Website an diese Standards hält? Wer also nach Schritt 1 zum Wechsel bereit ist, muss an dieser Stelle die Kosten beurteilen, die zunächst einmal für die Aktualisierung der Website auf die W3C-Standards anfallen.

Zusätzlich zur Validierung des eigenen Codes mithilfe eines W3C-Validators kann man auch einen Dienst wie BrowserCam in Anspruch nehmen, um die URLs der eigenen Website in unterschiedlichen Browsern anzeigen zu lassen. Selbst wenn man ältere Browser nicht aktiv unterstützt, kann es hilfreich sein, sich anzusehen, wie viele Abstriche andere Browser und Betriebssysteme bei der Darstellung der eigenen Webseiten machen. Bei meiner Website hatte ich Glück: Probleme gab es nur mit Netscape 4.78, der Schwierigkeiten bei der Umsetzung von CSS hat.

3. Bewertung der Kosten

Zuletzt muss man bei der Entscheidung, welche Browser man aktiv unterstützt, die entsprechenden Kosten berechnen. In diesem Fall muss man sowohl die eigenen Kosten und die für das Unternehmen wie auch die Kosten für den Endbenutzer in Betracht ziehen.

Ich selbst habe schon unzählige Stunden damit verbracht, an Seiten oder Stylesheets herumzufeilen, damit sie mit älteren Browsern funktionierten. Die dafür aufgewendete Zeit und das Geld können schnell beträchtlichen Umfang annehmen. Da die meisten Unternehmen heutzutage mit wesentlich kleineren Projekt-Budgets auskommen müssen, ist mehr denn je sicherzustellen, dass Ressourcen nicht verschwendet werden.

Außerdem muss man bei den Kosten berücksichtigen, dass die Unterstützung älterer Browser auch Innovationen verhindert. Wenn man sich immer nur um die Unterstützung des kleinsten gemeinsamen Nenners bemüht, schränkt das möglicherweise die Features und Funktionalitäten einer Website ein, die das Unternehmen und die Benutzer für ihren Erfolg benötigen.

Was die Kosten für die Benutzer betrifft, ist die Sache einfach: Außer der Zeit für Download und Installation der aktuellen Version eines Browsers fallen keine direkten Kosten für einen Benutzer an, der sich für ein Upgrade entscheidet.

Die Entscheidung

Sobald man alle notwendigen Daten zusammen hat, kann man eine Entscheidung fällen. In meinem Fall war es eine leichte Entscheidung, denn meine Website entspricht den W3C-Standards und mehr als 80 Prozent meiner Zielgruppe verwenden aktuelle Browserversionen.

Falls Ihr Code noch nicht standardkonform ist, sollten Sie sich darum kümmern. Allerdings wird man kaum über Nacht seinen gesamten alten Code ausrangieren können. Vielmehr wird man sich überlegen müssen, wie teuer die Anpassung an Standards wird, ehe man entscheidet, welche Browser man unterstützen will. Diese Kosten können je nach Aufbau der derzeitigen Website höchst unterschiedlich ausfallen. Wenn man z. B. bereits ein CSS2-basiertes Layout verwendet, wird dieser Prozess wesentlich einfacher sein, als wenn man jede einzelne Seite der Website bearbeiten muss.

Wie auch immer, die Übernahme von W3C-Standards durch Entwickler und Browser-Anbieter ist dringend erforderlich, falls die Debatte um die Browser-Unterstützung jemals enden soll. Weitere Informationen über die Web-Standards-Bewegung finden Sie auf Webstandards.org. Der Abschnitt „Learn“ erläutert Web-Standards und wie man sie umsetzt.

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ZDNet.de Redaktion

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