Rund um die Tastatur: Mit den kreisförmig angeordneten Zifferntasten wird das Wählen zu einer ganz neuen Erfahrung.

Es ist schon eine Weile her, seit Nokia zum letzten Mal ein Aufsehen erregendes Handy auf den Markt gebracht hat. Mit dem 3650 ist es jetzt aber endlich soweit: Dieses Mobiltelefon verfügt über eine eingebaute Kamera, die nicht nur Fotos in niedriger Auflösung aufnehmen kann, sondern sogar kurze Videoclips. Zusätzlich ist es mit Bluetooth ausgestattet, einer eingebauten Freisprecheinrichtung und einem Erweiterungssteckplatz für Speicherkarten. Das 3650 ist zwar sicherlich nicht gerade billig, sein Preis von unter 469 Euro ist jedoch für ein mit den neuesten Funktionen ausgestattetes Handy durchaus wettbewerbsfähig. Allerdings sieht sich dieses Handy einer harten Konkurrenz von anderen multifunktionalen High-End-Modellen ausgesetzt – etwa dem Sony Ericsson P800, das ähnliche Funktionen in einem für manche User vielleicht ansprechenderen Design bietet.

Design
Auf den ersten Blick wirkt das Nokia 3650 mit seiner kreisförmig angeordneten Tastatur und dem großen 10-zeiligen Display mit 4.096 Farben eher wie ein tragbarer Minifernseher als wie ein Handy. Dieses einzigartige Design hat einen Preis: die Größe. Mit seinen Maßen von 129,5 x 55,9 x 25,4 Millimeter und einem Gewicht von 130 Gramm ist das 3650 zu groß für Hosen- und Hemdtaschen. Doch obwohl es damit sogar das P800 von Sony Ericsson übertrifft, wiegt das 3650 fast 30 Gramm weniger.


Maße und Funktionen ganz groß: Das einzigartige Design ist für die meisten Hosentaschen zu sperrig.

Der eigentliche Knüller ist die Fähigkeit des 3650, Fotos und kurze Videos aufzunehmen. Das 3,5 mm VGA-Objektiv befindet sich auf der Rückseite des Handys. Es gibt kein eingebautes Blitzgerät, wie ihn das Sanyo SCP-5300 mitbringt, doch ist dies auch nicht unbedingt nötig. Wie bei vielen der heutigen Kamerahandys dient das Display des 3650 gleichzeitig als Sucher. Um Fotos zu machen, startet man die Kamera-Applikation und drückt den Vier-Wege-Wippschalter, der dann als Auslöser fungiert. Auch mit Hilfe der internen Menüs kann man Schnappschüsse machen. Speicherprobleme sind kein Thema für das 3650: Fotos lassen sich im integrierten Speicher von 3,4 MB unterbringen – oder aber auf der mitgelieferten 16 MB MultiMediaCard, die unter dem Akku installiert ist. Selbstverständlich kann man auch eine andere Speicherkarte mit höherer Kapazität verwenden.

An der Seite des Handys befindet sich ein Infrarotport, und an der Oberseite ist – nach klassischer Nokia-Art – der Ein-/Ausschalter angebracht. Bei aktivierter Bluetooth-Verbindung erscheint ein schwarzer Punkt im oberen Bereich des Displays. An der Unterseite des 3650 befinden sich die Anschlüsse für das Ladegerät und die Freisprecheinrichtung. Leider gibt es keine Tasten zur Einstellung der Lautstärke an der Seite des Gerätes, was bedeutet, dass man zur Anpassung der Lautstärke oder Aktivierung der Freisprechfunktion das Handy mitten im Gespräch vom Ohr nehmen muss.

Neben dem großen Display des 3650 – das in Bezug auf die Qualität mit dem des Sony Ericsson T68i und P800 auf einer Stufe steht, aber nicht so scharf ist wie das des Samsung SPH-A500 – stellt die kreisförmige, hintergrundbeleuchtete Tastatur einen echter Blickfang dar. Im Gegensatz zu allen anderen Tastaturen, die es bisher gab, ist diese ähnlich wie die Wählscheiben bei alten Telefonen angeordnet. Das verlangt eine geringfügige Eingewöhnungszeit. Die anderen Tasten sind eher standardmäßig, die spezielle Menütaste wird allerdings von einer blauen, elliptischen Grafik geschmückt.

Funktionen
Das 3650 verfügt über alle Standardfunktionen – darunter Anruferanzeige, Konferenzschaltung, Voicemail, Textnachrichten, Wecker, Telefonbuch (Namen und Nummern können sowohl auf der SIM-Karte als auch auf MultiMediaCards gespeichert werden), Kalender, Taschenrechner, Aufgabenliste, Währungsumrechner und drahtlosen Internetzugang für WAP- und XHTML-Seiten. Außerdem gibt es Sprachanwahl für bis zu 25 Nummern, eine integrierte Freisprecheinrichtung und eine Möglichkeit für Sprachaufzeichnungen (Diktiergerät).


Extraplatz: Durch die Verwendung von MultimediaCards höherer Kapazität lässt sich der Speicher des Handys ausbauen.

Auf diesem Handy läuft das Betriebssystem Symbian 6.1. Das System unterstützt J2ME-Anwendungen, wodurch es sich leicht an die persönlichen Bedürfnisse des Users anpassen lässt und auch für Unternehmensanwender nützlich ist. Man kann Anwendungen, Spiele, Bildschirmschoner und polyphone Klingeltöne auf das Handy laden. Auch die Menüstruktur lässt sich neu anordnen – es besteht die Wahl zwischen einer listenförmigen oder einer PDA-ähnlichen grafischen Benutzeroberfläche. Zusätzlich kann dieses Handy SMS und MMS verschicken und E-Mails in den Formaten SMTP, POP3 und IMAP4 senden und empfangen. Via Infrarot oder Bluetooth lässt sich das Handy mit dem PIM auf dem PC abgleichen, allerdings muss man dazu eine kostenlose Software von Nokias Website herunterladen.


Etwas verwaschen: Die Bildqualität ist nicht ganz so brillant wie bei anderen Kamerahandys.

Wie bereits erwähnt, ist die eingebaute VGA-Foto- und Videokamera (Auflösung: 640×480 Pixel) das wichtigste Verkaufsargument des Nokia 3650. In der höchsten Auflösung von 176×208 Pixeln kann man in drei verschiedenen Modi fotografieren: bis zu 300 Bilder im Portrait-Modus, 18 Bilder im Nacht-Modus oder 15 Fotos im Standard-Modus. Im Videomodus sind bis zu einer Größe von 95 K Aufnahmen mit 15 Bildern pro Sekunde (fps) möglich. Obgleich das Video nicht wirklich ruckelfrei und die Aufnahmezeit auf 30 Sekunden beschränkt ist, handelt es sich trotzdem um eine nette Spielerei. Zwar lassen sich mit dem integrierten RealOne-Player Musikclips hinzufügen, beim Aufnehmen von Videos selbst kann man jedoch keinen Ton aufzeichnen. Die Entscheidung, ob er Bilder und Videos im internen Speicher des Handys oder auf der externen MultiMediaCard ablegen möchte, wird dem User leicht gemacht. Wie bei vielen solcher Geräte ist die Bildqualität bestenfalls mittelmäßig und nicht zum Ausdrucken geeignet.

Sind die Bilder erst einmal im Kasten, stehen verschiedene Dinge zur Auswahl, die sich mit ihnen anstellen lassen. Wie beim Sanyo SCP-5300 kann man auch beim Nokia 3650 ein Foto einem im Telefonbuch gespeicherten Namen zuordnen, als Hintergrundbild speichern, als E-Mail verschicken oder an andere MMS-fähige Handys im gleichen Netz versenden. Nokia liefert eine Testversion von FotoFit mit, einer Software, mit der Gesichter aus gespeicherten Aufnahmen mit Bildern berühmter Leute verschmolzen werden können. So entsteht beispielsweise ein Foto, auf dem das Gesicht eines Freundes mit dem Körper von Abraham Lincoln zu sehen ist. Daten lassen sich auch über Bluetooth und Infrarot senden und empfangen. In den ZDNet-Tests wurden Bilder via Infrarot an einen Laptop gesendet und via Bluetooth von einem Sony CLIE PEG-NZ90 und einem Palm Tungsten W empfangen.


Bullauge: Die Linse der Foto- und Videokamera befindet sich an der Rückseite des Handys.

Performance
Beim Test des Triband-Handys (GSM 900/1800/1900) im Netz von T-Mobile in San Francisco erwies sich die Klangqualität bei Anrufen als insgesamt gut. Die Gesprächspartner hörten den Anrufer klar und deutlich, und Entsprechendes galt normalerweise auch umgekehrt. Gelegentlich erwies es sich als schwierig, den besten Punkt des Lautsprechers dieses Nokias zu finden, weshalb das Handy erst neu ausgerichtet werden musste, um besseres Hören zu ermöglichen. Die Klangqualität der Freisprecheinrichtung entspricht der des Nokia 7210, ist also recht ordentlich.


Starke Leistung: Für ein Handy mit Farbdisplay ist die Akkulaufzeit dieses Nokias beeindruckend.

Das Nokia 3650 funktioniert in GPRS-Netzen und ist bereit für die schnelle, mobile Datenkommunikation. In den Tests verlief der Verbindungsaufbau problemlos, und wenn auch nicht berauschend schnell, so war die Geschwindigkeit beim Surfen doch spürbar schneller als bei gewöhnlichen Mobiltelefonen der zweiten Generation.

Der Akku erreichte eine Gesprächsdauer von 4 Stunden, lag jedoch 24 Stunden unter der angegebenen Standby-Zeit von 200 Stunden. Trotzdem sind diese Werte für ein Handy mit Farbdisplay immer noch beeindruckend. Es sollte angemerkt werden, dass die Akkulaufzeit bei häufiger Verwendung der Kamerafunktionen stark sinkt.

Fazit: Das 3650 ist ein hochmodernes Mobiltelefon, das für einen durchaus erschwinglichen Preis über alle nötigen Funktionen verfügt.

ZDNet.de Redaktion

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