Ist denn ein Palm ohne Graffiti eigentlich noch ein Palm? Schwierige Frage, denn klar ist, dass die Handschriftenerkennung zum Erfolg des PDA beigetragen hat. Ohne Graffiti kann man Notizen nicht mehr fast so leicht wie mit der Hand schreiben, vor allem aber ist es unmöglich, mit einem einzigen Stiftdruck vom Terminkalender zum U-Bahn-Plan zu wechseln oder mit einem Graffiti-Shortcut einen Text einzufügen. Palm-Benutzer finden sich möglicherweise nicht mehr zurecht. Und neue Benutzer werden sich fragen, was denn eigentlich mit der Ergonomie und der hohen Bedienungsfreundlichkeit ist, von der man ihnen vorgeschwärmt hat.
Doch hätte Handspring es anders machen können? Es sieht so aus, denn ein anderes Treo-Modell, der 180g, hat noch die Handschriftenerkennung. Das genügt, um blinde Anhänger zufrieden zu stellen. Die anderen werden anstelle des Graffiti-Feldes unterhalb des Displays eine Minitastatur entdecken. Mit der hat man Zugriff auf die klassischen PDA-Funktionen, vor allem aber auch auf die neuen der Telefonie. Und hier wird sie richtig interessant.
Mit nur einer Hand und bei etwas Übung kann man schnell eine Nummer wählen oder die Daten eines Gesprächspartners aufrufen, indem man nur die ersten Buchstaben seines Namens eintippt. Auf der Straße oder in öffentlichen Verkehrsmitteln ist das eindeutig praktischer, als wenn man erst den Stift zur Hand nehmen müsste.
Andererseits muss man oft zwei Tasten drücken, um eine Funktion aufzurufen, die man früher mit einem einzigen Stiftdruck erreichte. Schlimmer aber ist, dass alle Shortcuts umgekrempelt wurden, so dass man alles neu erlernen muss: Öffnen der Menüs, Anlegen neuer Dokumente, Schließen von Dialogboxen, Tippen eines Buchstaben mit Akzent, den die Tastatur standardmäßig nicht anbietet.
Was die Knöpfe zum Starten der Anwendungen angeht, so heißt es Good bye für den Zugriff auf den Terminkalender mit dem ersten Knopf, denn mit dem ruft man jetzt die Wählhilfe und das Adressbuch auf. Der zweite Knopf ist jetzt dem Terminkalender zugeordnet, was wiederum gewöhnungsbedürftig ist. Der dritte Knopf ist dem Blazer vorbehalten, Handsprings Web- und Wap-Browser, und der letzte den SMS. Auch wenn man die Knöpfe den Programmen beliebig zuordnen kann, muss man sich doch auf eine gewisse Eingewöhnungszeit gefasst machen.
Sehr kurze Akkulaufzeit
Ein anderer großer Schwachpunkt ist die Ausdauer der Akkus. Während man bei den traditionellen PDAs unter Palm OS nicht auf den Ladestand der Akkus zu achten brauchte, muss man hier sehr vorsichtig sein, denn nach 2,5 Stunden Telefonieren oder 60 Stunden Stand-by ist es aus. Das heißt konkret, dass man den Tag nicht übersteht, wenn morgens die Batterieladung zu schwach ist.
Doch hat der Treo glücklicherweise auch zahlreiche Vorzüge. So kann man ihn wegen seiner Größe und seines geringen Gewichts problemlos in die Hemd- oder Hosentasche stecken. Nur seine Außenantenne schadet seiner Erscheinung etwas, doch dafür verschafft sie ihm eine exzellente Klangqualität.
Die Lautstärke ist beim Telefonieren sehr hoch, der Freisprechmodus erlaubt es, den Apparat auf einem Tisch oder anderswo abzulegen, während man weiterspricht, was nützlich ist, will man andere an einem Gespräch teilhaben lassen. Mit dem mitgelieferten Freisprechset kann man auch telefonieren, während man etwas auf dem Treo notiert oder Informationen aufruft. Die Verwendung im PDA-Modus während eines Telefonats ist überhaupt kein Problem.
Die Verbindung mit dem Internet ist ebenfalls sehr einfach, ein Assistent auf dem Computer (Windows oder Mac) erleichtert die Sache erheblich, doch stellt sich der Erfolg nicht immer ein. Wie dem auch sei, selbst manuell ist der Vorgang nicht komplizierter als mit einem gewöhnlichen PDA unter Palm OS.
Ein ausgereiftes Handy
Die Telefonie-Anwendungen sind ausgereift, es ist überhaupt kein Problem, jemandem aus dem Adressbuch anzurufen, da die Auswahl über den Namen oder über die Initialen funktioniert. Die Größe des Touchscreens erleichtert alle Vorgänge wie zum Beispiel die Möglichkeit, einen Gesprächspartner in die Warteschleife zu stellen.
Ein Schnellwahlmodus bietet bis zu 50 leicht erreichbare Nummern, und eine Anruferliste, die nur durch den Speicher des PDA begrenzt ist, merkt sich jedes Telefonat, egal ob ein- oder ausgehend, auch wenn es vor drei Monaten stattgefunden hat. Ein echtes Plus für professionelle Benutzer.
Was die Spezifikationen angeht, findet hier keine Revolution statt: Handspring hat keine Erweiterungsmöglichkeit vorgesehen, bietet jedoch 16 MB Speicher, um auf alle Eventualitäten eingestellt zu sein. Der 33-MHZ-DragonBall-Prozessor leidet nicht unter der hinzugekommenen Telefon-Funktionalität, und die Benutzung des Gerätes ist ebenso flüssig wie bei jedem anderen Apparat. Das Monochrom-Display ist gut lesbar, die Hintergrundbeleuchtung wurde verstärkt, um auch im Dämmerlicht gute Lesbarkeit zu gewährleisten.
Die Synchronisierung geschieht über USB, doch zum Laden braucht man wieder ein extra Ladegerät. Dafür gibt es keine Docking-Station, sondern ein einfaches Kabel, denn offiziell zieht Handspring die Mobilität eines Kabels der Schwerfälligkeit eines Craddle vor. Da ein Kabel auch billiger ist, trifft sich das gut, denkt man an den Preis für das Gerät.
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