Der Microsoft-Topmanager James Allchin wird von Chefankläger David Boies im Kartellrechtsprozeß gegen Microsoft fachmännisch zerlegt. Ein offenbar von Microsoft manipuliertes Video-Tape läutete am Dienstag das Waterloo der Softwareschmiede ein.
Auf dem im Gerichtssaal gezeigten Video demonstriert der Microsoft-Manager Yusuf Mehdi, wie ein speziell von Professor Edward Felten entwickeltes Deinstallationsprogramm den Browser Internet Explorer aus dem Betriebssystem Windows entfernt. Danach, so Mehdi, laufe Windows allerdings dreimal langsamer als vorher. Das Video sollte beweisen, daß die Integration des Browsers in das Betriebssystem unbedingt notwendig sei. Die Herstellung des Videos hatte Allchin überwacht.
Doch dann legte David Boies los: Zunächst erkundigte sich der Ankläger, ob den Microsoft-Zeugen sich der Tragweite einer Falschaussage bewußt seien. Schließlich hätten sie einen Eid abgelegt.
„Was auf dem Schirm zu sehen war,“ erwiderte Allchin kurz angebunden, „ist die Wahrheit“.
Boies holte dann zu einem vernichtenden Schlag aus: Er wollte von Allchin wissen, wie es sein könnte, daß das in dem Video gezeigte System nach dem Einsatz der Felten-Software in der Task-Leiste immer noch die Bezeichnung „Internet Explorer“ stehen habe. Die Felten-Software würde diesen doch aus dem System verbannen. Somit könne das gefilmte, langsame System kein mit diesem Programm behandeltes sein.
Schlucken von Allchin.
„So weit ich sehen kann,“ räusperte er sich, „haben sie wohl das falsche System gefilmt“.
„Wie um alles in der Welt kann man von diesem Programm als Felten-Programm sprechen, wenn sie genau wissen, daß es das nicht ist“, verlangte Boies zu wissen.
„Sie haben`s einfach mehrmals gefilmt und haben dann versehentlich das falsche Tape erwischt“, antwortete Allchin. „Ich kann ja nicht jedes einzelne Bit kontrollieren.“
Boies haute dem Zeugen anschließend noch ein paar von ihm geschriebene E-Mails um die Ohren, die zeigten, daß Allchin zunächst gar nicht begeistert von der Integration des Explorer in Windows war. Heute dagegen behauptet er, das eine würde ohne das andere nicht funktionieren.
Kontakt: Microsoft, Tel.: 089/31760
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