Microsoft (Börse Frankfurt: MSF) hat das Bezirksgericht in Salt Lake City, Utah, ersucht, weite Teile der Klage des amerikanischen Linux-Distributors Caldera abzulehnen. Insgesamt habe man neun Einsprüche gegen die Klage formuliert. Der Prozeß soll laut Plan im Juni dieses Jahres beginnen.
„Es gibt einfach keinen Grund für die Klage“, erklärt Tom Burt, einer der vielen Anwälte, die Microsoft beschäftigt. Alle Klagepunkte seien schon im Kartellrechtsprozeß zur Genüge behandelt worden.
Im Juli vergangenen Jahres hatte das Gericht Microsoft dazu verurteilt, den Code von MS DOS und Windows 95 an Caldera auszuhändigen. Daraufhin hatte Microsoft „dummerweise“ Teile des Quellcodes von Windows verlegt. Gerade die Teile des Programms, die belegen hätten können, daß der Softwareriese gegen Caldera und das sich nun in seinem Besitz befindliche Betriebssystem DR DOS sabotiert hatte, sind verschwunden. Daraufhin reichte Caldera Privatklage ein.
Caldera führt an, daß die Softwareschmiede mit unlauteren Mitteln gegen das Betriebssystem DR-DOS vorgegangen sei: „Wir sollten das System echt kaputt machen…“, lautete die Ansicht von Microsofts Vice-President David Cole über DR DOS, festgehalten in einem Memo an andere Topmanager des Unternehmens.
Das Memo, das nun in die Hände des US-Justizministeriums gefallen ist, war zwischen September 1991 und Februar 1992 verfaßt worden, in einer Zeit also, als gerade die „Christmas-Beta“-Version von Windows 3.1 ausgeliefert worden war. In dieser zigtausendfach ausgelieferten Vorversion waren falsche Warnhinweise an die Nutzer eingearbeitet, wenn Windows auf einer anderen Plattform als MS-DOS aufsetzte. Dadurch sollte der Eindruck erweckt werden, Windows könne nicht auf DR DOS laufen. In der Vollversion verzichtete Microsoft dann auf diese Maßnahme.
Aber Cole schlug noch mehr vor: Windows solle so konstruiert werden, daß es in Kombination mit DR DOS abstürze – dies müßte jedoch so geschickt gemacht werden, daß andere DOS-Anbieter den Fehler nicht beheben könnten. „Vielleicht können wir ein paar geschickte Schachzüge machen, um die Konkurrenz auf die Tretmühle zu schicken“, so Cole in dem Memo.
Cole, der Senior Vice-President Silverberg und andere Microsoft-Spitzen diskutierten dann, wie diese „Schachzüge“ vor der Presse und somit der Öffentlichkeit zu verbergen wären. Auf alle Fälle müßte die Schuld an der Fehlfunktion Digital Research angelastet werden. Auch innerhalb des eigenen Unternehmens sollten möglichst wenige von den Sabotageakten wissen.
Als besonders heikel für Microsoft könnte sich der Vermerk Silverbergs erweisen: „Für die Entwickler ist es das wichtigste, die Abhängigkeit des Betriebssystems Windows von MS DOS weiter auszubauen“. Das Justizministerium argumentiert derzeit, Microsoft habe auch bei der Internet-Zugangssoftware „Explorer“ den Versuch unternommen, die Abhängigkeit vom Betriebssystem künstlich herzustellen. So solle das Quasi-Monopol bei Betriebssystemen auf das Internet ausgedehnt werden.
Diese und alle anderen E-Mails sind von Wendy Rohm in ihrem Buch „The Microsoft File: The Secret Case Against Bill Gates“ zusammengetragen worden.
Die Fachzeitschrift „Sm@rt Reseller“ hat ein Programm entwickelt, das die von Microsoft fingierten Fehlermeldungen angeblich beweisen kann. Nach Informationen der Zeitschrift ist der Code dieser Meldungen nicht nur in einer Betaversion von Windows 3.1 enthalten gewesen, sondern steckt auch in jeder anschließend ausgelieferten, regulären Kopie des Betriebssystems. Microsoft habe die Meldung dort zwar unterdrückt, aber das Testprogramm bringe sie wieder zum Vorschein. Die Prüf-Software läßt sich bei ZDNet als komprimierte Datei herunterladen.
Um sie nach dem Entpacken auszuprobieren, muß die TSR-Datei AARD.COM auf DOS-Ebene gestartet werden, bevor Windows geladen wird. Nach dem Windows-Start erscheine die Fehlermeldung, berichtet „Sm@rt Reseller“. Eine ähnliche Meldung hätten Software-Experten auch bei Microsofts C-Compiler QuickC entdeckt, der im April 1990 auf den Markt kam.
Kontakt: Kontakt: Microsoft, Tel.: 089/31760
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