Nach fünf Monaten Kartellrechtsprozeß gegen Microsoft (Börse Frankfurt: MSF) ist Richter Thomas Jackson endgültig der Kragen geplatzt. Mehrere Topmanager der Firma von Bill Gates haben sich so sehr in Widersprüche verwickelt, daß selbst Sympathisanten des Unternehmens stark an einem Sieg gegen das Justizministerium zweifeln.
Nun sagte der vorletzte Zeuge, der in Deutschland geborene und mit mitteleuropäischem Akzent sprechende Microsoft-Topmanager Joachim Kempin, den zweiten Tag aus.
Kempin behauptete, er kenne keine Statistiken zum Einsatz von Browsern. Als kurze Zeit später doch eine entsprechende Statistik vorgelegt wurde, die noch dazu von Microsoft selbst stammte, bezeichnete Kempin die Studie als unglaubwürdig.
Die Statistik belegte unzweideutig, daß die Mehrheit der Internet-Nutzer den Browser Internet Explorer einsetzt, weil er auf ihrem Rechner vorkonfiguriert ist. Kempin dagegen behauptete, nur wenige Käufer würden den vorinstallierten Client aufrufen, die meisten holten sich ein anderes Produkt aus dem Web.
Als die Aussage der Statistik bekannt wurde, unterbrach Richter Jackson die Befragung des Zeugen durch den Chefankläger David Boies und herrschte ihn an: „Noch vor wenigen Minuten wirkten Sie sehr widerwillig, uns eine Studie dazu auszuhändigen. Nun sagen sie, daß sie der Studie keinen Glauben schenken. Worauf stützen Sie Ihre Aussage, auf´s Hörensagen?“
Boies und Kempin verbrachten einen Gutteil des Donnerstags damit, festzustellen, ob Kempin überhaupt den Ausführungen des Gerichts überhaupt folgen könne. Mehrere Male bat Kempin, die Frage möge wiederholt werden, er verstehe sie nicht. Schließlich meinte Boies: „Bei Microsoft sprechen Sie aber schon Englisch, oder?“
Als letzter Zeuge der Verteidigung wird Robert Muglia sein Glück versuchen.
Kontakt: Microsoft, Tel.: 089/31760
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