Gestern trafen der Halbleiterproduzent Intel (Börse Frankfurt: INL) und die US-Aufsichtsbehörde Federal Trade Commission (FTC) eine Vereinbarung, durch die der Kartellrechtsprozeß gegen den Chiphersteller quasi in letzter Minute gekippt wurde (ZDNet berichtete). Das Verfahren hätte heute begonnen.
Da die FTC-Führung den Vertrag erst noch binnen 10 Tagen ratifizieren muß, haben beide Seiten Stillschweigen darüber vereinbart. Branchenbeobachter sind sich aber einig: Intels verändertes Geschäftsgebaren trug einen Gutteil dazu bei, dem Unternehmen einen möglicherweise genauso peinlichen Prozeß wie im Falle des Partners Microsoft zu ersparen.
„Sie haben ihre Art, Geschäfte zu machen, definitiv verändert“, weiß zum Beispiel der Chefanalyst Mike Feibus vom Consulting-Unternehmen Mercury Research zu berichten.
Als Beispiel nennt er die Neuregelung der Lizenzbestimmungen für die P6-Bus-Technik: Erst die Herausgabe des P6-Bus-Interfaces ermöglichte es Drittanbietern, passende Chipsets herzustellen. Die P6-Mikroarchitektur kommt etwa bei den Celeron- und den Pentium-II- und Pentium-III-Prozessoren zum Einsatz.
Ein anderes Beispiel ist der Rückzug des Halbleiterproduzenten aus dem Grafikmarkt: Nachdem Intel im vergangenen Jahr mit dem i740-Grafikchip groß in dieses Marktsegment eingestiegen war, fürchteten die dort etablierten Hersteller wie S3 um ihre Position. Der i740 wurde zusammen mit der Entwicklungsfirma Real3D entworfen, unterstützt die AGP-Technik (Accelerated Graphics Port) und enthält Funktionen zum parallelen Verarbeiten der Grafikdaten sowie zum Beschleunigen von 3D-Anwendungen.
Nachdem die Geschäfte sich aber nicht so erfolgreich entwickelten, wie von Konzernchef Craig Barrett erwartet, gab dieser im November 1998 die Neuausrichtung auf integrierte Billig-Grafikchips bekannt.
Der Analyst Ashok Kumar von Piper Jaffrey führt die „smartere“ Geschäftspolitik auf den Wechsel an der Spitze des Unternehmens zurück: „Mit Barrett wurde Intel gutmütiger und sanfter. Er ist für Vereinbarungen und Kompromisse weitaus offener“ (als sein Vorgänger Andy Grove, der sich selbst als den „paranoidsten Mann der Branche“ bezeichnete).
Die FTC hatte die Kartellrechtsklage im Juni vergangenen Jahres eingereicht, nachdem sie das Geschäftsgebahren Intels seit September 1997 untersucht hatte. Der Microsoft-Alliierte muß sich des Vorwurfs erwehren, technische Informationen als Druckmittel gegen die Computer-Anbieter Intergraph, Digital Equipment (DEC) und Compaq genutzt zu haben, um sein De-facto-Monopol auf dem Prozessormarkt zu festigen.
Dem Kartellverfahren gegen den Chip-Weltmarktführer hätte Richter James Timony vorgesessen, der seine harte Linie gegen Intel schon im Vorfeld unter Beweis gestellt hatte. Erst im vergangenen Monat lehnte er das Ersuchen Intels, den Chefankläger Richard Parker nicht zuzulassen, kurzerhand ab.
Kontakt: Intel, Tel.: 089/991430
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