Geld verändert alles, behauptet der Volksmund. Offenbar hat er auch diesmal wieder recht, betrachtet man sich das Linux-Lager: Bis vor kurzem als Hort der geteilten Freuden bekannt, brechen nun mit dem Linux-Boom und den damit einhergehenden Geldströmen offene Rivalitäten aus. Der Chef des Linux-Distributors Caldera, Ransom Love, behauptet jetzt sogar, der Konkurrent Red Hat sei keinen Deut besser als der gemeinsame Erzfeind Microsoft.
Red Hat bedient in den USA gut die Hälfte aller Linux-Anwender mit seiner Version des kostenlosen Betriebssystems. Das ruft Neid hervor – Kritiker behaupten, die Geschäftspraktiken von Red Hat unterschieden sich kaum von denen einer bekannten Softwarefirma aus Redmond.
„Es ist die blanke Ironie, daß die Firma, die sich selbst als führend im Open Source Movement bezeichnet, so „geschlossene“ Geschäftspraktiken an den Tag legt“, stichelt der Caldera-Chef Ransom Love. Er bezieht sich damit auf jüngste Maßnahmen von Caldera, wie ein Red-Hat-spezifisches Linux-Trainings- und Zertifizierungsprogramm, das auf Open-Source-Spezifikationen wenig Rücksicht nimmt. Auch die zögerliche Akzeptanz von Red Hat gegenüber den gemeinschaftlich entwickelten Standards wie die Linux Standard Base (LSB), die die verschiedenen Linux-Dialekte am Auseinanderdriften hindern soll, stößt Love sauer auf.
LSB ist ein branchenübergreifender Versuch, Basiselemente des Betriebssystems wie Programmbibliotheken oder Spezifikationen zur Benutzeroberfläche allen Linux-Distributoren gleichermaßen zugänglich zu machen. Somit können Entwickler ihre Programme für alle verschiedenen Linux-Dialekte auslegen. LSB hilft somit in erster Linie den kleineren Linux-Anbietern wie Caldera oder Suse, da die etablierten Branchengrößen wie Oracle, IBM oder Informix bei der Portierung ihrer Software zuallererst den weitverbreitetsten Linux-Dialekt berücksichtigen.
Aus Sicht der „kleineren“ Anbieter versucht Red Hat, seine Linux-Version am Markt durchzudrücken – was Wunder, haben doch bislang IBM (Börse Frankfurt: IBM), Compaq (Börse Frankfurt: CPQ) und Oracle massiv Geld in die Firma investiert, andere „traditionelle“ Anbieter wie Silicon Graphics (SGI; Börse Frankfurt: SIG) unterstützen sie.
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