David Smith, 30, der mutmaßliche Autor des „Melissa“-Virus, stand gestern erstmals vor Gericht. Im Bezirksgericht in Monmouth, New Jersey, wurde ihm und seinem neuen Anwalt Edwin Borden von Richter John Riccardi zehn Minuten lang die Anklage vorgelesen. Ebenfalls anwesend war der Staatsanwalt Christopher Bubb.
„Es handelte sich um eine reine Formalität“, erklärte Gerichtssprecher Paul Loriquet. „Sowas nennt man bei uns ‚First Appearance‘.“
Der Fall wird nach Abschluß der Ermittlungen an ein übergeordnetes Gericht in Trenton, der Hauptstadt von New Jersey, weitergegeben. Dort wird dann entschieden, ob Smith wegen Störung des öffentlichen Kommunikationssystems der Prozeß gemacht wird. Ihm drohen dann bis zu 40 Jahre Haft und 480.000 Dollar Strafe.
Smith, bekleidet mit dunkelblauem Anzug, weißem Hemd und Krawatte, sagte wenig und verschwand umgehend wieder mit einem Taxi. Smith bezeichnet sich selbst als unschuldig – und bekommt dabei prominente Unterstützung: Der schwedische Entwickler Jonathan James, der dem FBI bei der Ergreifung von Smith geholfen hatte, behauptete vorgestern, der wahre Autor des Virus sitze in Deutschland.
Seine Recherchen hätten ergeben, daß ein männlicher Entwickler mit deutschem Zungenschlag hinter Smith stehen könnte. Er habe dem FBI bereits mitgeteilt, wo dieser Mann zu finden sei. Zu der Vermutung kam James, weil Teile des Quellcodes von Melissa in Deutsch verfaßt seien.
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