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MS-Kartell-Aussagen ins Netz gestellt

Nach monatelangem Tauziehen hat das US-Justizministerium die Aussagen der Zeugen im Kartellrechtsprozeß veröffentlicht. Wenige Stunden nachdem die Schriftstücke vom Justizministerium ins Netz gestellt worden waren, ging auf dem Server der Regierung nichts mehr.

Folgende Zeugenaussagen sind einzusehen: Scott Vesey (Boeing), Stephen Decker, Celeste Dunn, John Rose (alle Compaq), Scott Bosworth, Jeffrey Howard, Dana O’Neal, John Soyring, Bernard Sprang (alle IBM), Steven Von Rump (MCI Worldcom), Philip Barrett, Bruce Jacobsen (beide Real Networks), Michael Dertouzos, David Farber, Edward Felton, Richard Schmalensee, Frederick Warren-Boulton, Glenn Edward Weadock (alle traten als Experten auf), David Colburn (America Online), John Romano (Hewlett-Packard), James Allchin, Brad Chase, Bill Gates, Joachim Kempin, Paul Maritz, Bob Muglia, Cameron Myhrvold (alle Microsoft), Mark S. Donahue, Jon Kies, Mal Ransome (alle Packard Bell NEC). Weitere Dokumente sollen folgen.

Ende Januar hatte ein amerikanisches Berufungsgericht entschieden, daß auch die auf Video aufgezeichnete Aussage von Microsoft-Boß Bill Gates in voller Länge veröffentlicht werden darf. Damit hat es den Einspruch der Anwälte von Microsoft endgültig abgewiesen. Der Richter Douglas Ginsburg begründete die Entscheidung mit einem Gesetz aus dem Jahre 1913, das den Einblick der Öffentlichkeit in Zeugenaussagen aus Kartellrechtsprozessen vorsieht. Das Gericht bestätigte damit eine frühere Entscheidung des Bezirksrichters Thomas Jackson, der den Vorsitz im Antitrust-Prozeß gegen das Unternehmen führt.

Microsoft hatte bislang immer behauptet, die im Gericht gezeigten Szenen würden alleine dazu dienen, den Microsoft-Boß zu verunglimpfen. Tatsächlich gaben die Sequenzen stets zu Heiterkeitsstürmen Anlaß, da Gates sich – um es einfach zu sagen – doof stellte.

Bei der Befragung durch Chefankläger David Boies ging es beispielsweise Anfang Dezember 1998 um den Umgang des Softwarekonzerns mit der plattformunabhängigen Programmiersprache Java. Tatsächlich drehte sich bei der Befragung aber alles um die Bedeutung des Ausdruckes „pissing on“ (etwa: „ans Bein pinkeln“ oder „auf etwas …“). Diese Phrase war Bestandteil einer unternehmensinternern E-Mail an Gates und beschreibt den beabsichtigten Umgang des Softwarekonzerns mit Java.

Boies: „Nun, Mr. Slivka (ein Projektleiter bei Microsoft) erklärt hier, daß Microsoft möglichst bei jeder Gelegenheit den JDK (Java Development Kit) 1.2 in den Schmutz ziehen sollte. Sehen Sie das auch so?“

Gates: „Wo soll das stehen?“

Boies (zitiert aus der E-Mail): „JDK 1.2 beinhaltet die JFC (Java Foundation Class), auf die wir bei jeder sich bietenden Gelegenheit pissen sollten.“

Gates: „Ich weiß nicht, ob er meint: Pissen auf JFC oder Pissen auf JDK 1.2, noch weiß ich, was genau er mit „Pissen auf“ meint.“

Frustriert über die ausweichende Antwort von Gates fragte Boies schließlich, ob es sich bei dem Ausdruck vielleicht sogar um ein Microsoft-internes Codewort für Liebenswürdigkeiten handele.

Microsoft, Tel.: 089/31760

ZDNet.de Redaktion

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