Microsoft (Börse Frankfurt: MSF) hat sich mit Hewlett-Packard (HP; Börse Frankfurt: HWP) und anderen kleineren Unternehmen zum „J-Consortium“ zusammengeschlossen. Die Gruppe will einen alternativen Standard zu Java von Sun (Börse Frankfurt: SSY) etablieren. Nach Aussagen vom J-Consortium-Mitglied Transvirtual Technologies, will man eine „herstellerneutrale Version von Java“ durchsetzen, „die Unternehmen daran hindern soll, eigene Wege zu gehen und verschiedene Standards zu setzen.“
„Wir wollen nicht, daß Java von einer einzigen Firma kontrolliert wird und daß auch andere Unternehmen ein Mitspracherecht haben“, sagte der Transvirtual-Chef Tim Wilkinson. Die Gruppe hat in erster Linie den Embedded- und Endkunden-Markt im Auge, wo Sun es bislang versäumte, feste Standards zu setzen. Wie berichtet will Sun nun sogar den Umweg über die EU antreten, um „Java 2“ zu standardisieren.
Das J-Consortium ist ein Teil der Real-Time Java Working Group, die HP und Microsoft im vergangenen Jahr gegründet hatten. Die Working Group war im Januar bei dem Versuch, das Standardisierungsgremium National Committee for Information Technology Standardization (NCITS) zu überzeugen, ihren Vorschlag zum Real Time Java für Embedded-Produkte zu unterstützen, abgeblitzt.
NCITS, ehemals unter dem Namen X3 bekannt und ehemalige Überwachungsbehörde für die Spezifikationen der Programmiersprachen C, C++ und Fortran, hatte HP und Microsoft eine gründliche Abfuhr erteilt. Weder wolle man den beiden Unternehmen mehr Kontrolle über den Einsatz von Java in industriellen und anderen Embdedded-Umgebungen zubilligen, noch wolle man sie bei weiteren Entwicklungen unterstützen.
Zur Vorgeschichte: Auf der Embedded Systems Conference in San Jose, Kalifornien, im November 1998 hatten HP und 25 weitere Hersteller die Real-Time Java Working Group ins Leben gerufen. Sie wird von Sun als „Splittergruppe“ bezeichnet. Beide Unternehmen streiten seitdem verbissen über die Spezifikationen zum Real-Time Java für Embedded-Produkte.
Mit entsprechenden Erweiterungen könnte Java auch in Real-Time-Systemen eingesetzt werden, wie sie etwa beim Navigieren eines Flugzeuges vom Tower aus eingesetzt werden. Java und das Java Development Kit lassen solche präzisen Manöver beim derzeitigen Stand der Technik nicht zu. Schuld daran ist laut HP der Java-Entwickler Sun, der zuviel Kontrolle über die Programmiersprache ausüben würde.
Im Frühjahr 1998 hatte HP eine eigene Embedded-Java-Virtual-Machine auf den Markt gebracht, die umgehend von Microsoft, Integrated Systems, Lynx Real-Time Systems, Microware and QNX in Lizenz genommen wurde. Wie im von Sun initiierten sogenannten Java-Prozeß mit Microsoft bekannt wurde, hatte die Firma von Bill Gates bei der Entwicklung der abweichenden Java-Version maßgeblich die Hände im Spiel.
Microsoft arbeitet unter dem Projektnamen „Cool“ bereits seit längerem an einem eigenen Java.
Kontakt: Hewlett-Packard, Tel.: 07031/140; Microsoft, Tel.: 089/31760; Sun Microsystems, Tel.: 089/460080
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