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Streit zwischen Apple und Gravis

Es herrscht Unstimmigkeit zwischen der Deutschlandfiliale von Apple (Börse Frankfurt: APC) und einem der führenden Apple-Händler Gravis. Grund: Apple-Deutschland-Chef Peter Dewald will keinen Kundendienst für modifizierte Macintosh-Rechner wie den G3 MT/400 Gravis Edition übernehmen. Gravis versteht dies als Affront und als Versuch, Händler zugunsten des Online-Direktvertriebes aus dem Markt zu drängen.

In einer öffentlichen E-Mail hatte Dewald erklärt: „Am Markt für Produkte von Apple werden zur Zeit Power Macintosh G3 Rechner in einer veränderten Version angeboten. Dadurch handelt es sich nicht mehr um ein original Apple Produkt, sondern um ein verändertes Produkt, welches von Apple nicht getestet wurde. Apple übernimmt deswegen keine Herstellergarantie für veränderte Produkte, Gewährleistungsansprüche müssen somit gegebenenfalls gegenüber dem jeweiligen Anbieter geltend gemacht werden.“

Gravis-Chef Archibald Horlitz antwortete ebenfalls mit einer öffentlichen Mail, in der er an Dewald schrieb: „Der überragende Teil der über Fachhändler vertriebenen Apple Produkte wird durch Hinzufügen von Hauptspeicher, Grafikkarten, Massenspeicher, Netzwerkkarten etc. individuell konfiguriert, da Apple diese Produkte nicht (mehr) anbietet. Erlischt nun bei diesen „umfrisierten Produkten“ die Apple Herstellergarantie und auch die gesetzliche Gewährleistung? Oder will sich Apple hier eventuell „nur“ einen dramatischen Wettbewerbsvorteil für den Apple Store verschaffen, in dem auch Produkte von Drittherstellern zum Einbau angeboten werden?“

Den „dramatischen Wettbewerbsvorteil“ will der Marketing-Chef von Gravis, Jörg Mugke, auf Nachfrage durch ZDNet nicht ganz so dramatisch sehen: „Natürlich wird sich der Handel ändern. Wir haben aber keine Befürchtungen, gegen den Online-Store zu konkurrieren. Der Internet-Handel deckt nur einen gewissen Prozentsatz des Gesamtmarktes ab. Und schließlich bieten wir selbst unsere Produkte online an.“

Allerdings könnten jüngste Meldungen durchaus Befürchtungen wecken: PC-Hersteller Compaq hatte erst vorgestern mitgeteilt, 36 seiner bislang 40 Händler auszubooten. Heute teilte Oracle mit, seinen Online-Verkauf weiter auszubauen.

Der Stein des Anstoßes, der G3 MT/400 Gravis Edition kommt mit einer exklusiv von IBM gefertigten 400-MHz-G3-ZIF-Karte, 1 MByte Backside Cache, 128 MByte RAM, 14 GByte IBM IDE-Festplatte mit 7.200 upm, Proraid Ultrawide SCSI Karte, ATI Rage 128 Grafikbeschleuniger, 16 MByte Video RAM und CD-ROM-Laufwerk. Er kostet 5000 Mark.

Gravis war der einzige deutsche Hersteller von Mac-Clones, also in Lizenz gefertigten Apple-Rechnern, bis der neue/alte Chef Steve Jobs die Lizenzvergabe wieder stoppte und die Mac-Clones vom Markt verschwinden ließ.

Den Kunden kann der Ausgang des Streits aber egal sein: Gravis gewährt auf den Rechner einen zweijährigen Vor-Ort-Service, Apple bietet in der Regel nur ein Jahr Garantie.

Kontakt: Apple Computer, Tel.: 089/996400; Gravis, Tel.: 030/390220

ZDNet.de Redaktion

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