Am zweiten Tag des von Bristol Technology angestrengten Kartellrechtsprozesses gegen Microsoft (Börse Frankfurt: MSF) wird die Taktik der Verteidigung deutlich: Der Microsoft-Anwalt David Tulchin versuchte, Bristol als Heuchler darzustellen.
Tulchin wies die Geschworenen darauf hin, daß Bristol auf eine strenge Kontrolle der eigenen Software-Codes bestehe – gleichzeitig aber das Gegenteil von Microsoft erwarte. Er legte dem Gericht eine Liste mit Aussagen von der Internet-Site von Bristol vor. Besonders wies er auf die Aussage hin, Bristol plane „alle Märkte anzugreifen und zu erobern“. Genau das werfe das Unternehmen der Firma von Bill Gates vor.
Bristols Cheftechnologe Ken Blackwell tat diesen Satz als reine Rhetorik ab: „Vielleicht ist das ja nur die Maus, die brüllt, aber wir mögen es nun mal, unsere Ziele hochzustecken“, erklärte er den Geschworenen.
Bristol hatte im August 1998 Klage gegen Microsoft erhoben und eine Veröffentlichung des NT-Codes verlangt. Auf diese Weise hätten auch kleinere Softwareschmieden eine Chance, wettbewerbsfähige Produkte für den Markt zu entwickeln.
Bristol führt vor Gericht an, 1991 wesentlich zur Entwicklung des Betriebssystems Windows NT beigetragen zu haben. Die Firma hatte eine Lizenz für NT 3, für NT 4 hatte Microsoft dann jedoch „willkürlich“ die Gebühren drastisch erhöht. Der Softwareriese habe damit gegen den Sherman Antitrust Act verstoßen, indem er seine Monopolstellung bei Betriebssystemen ausnutze, um Konkurrenten aus dem Markt zu drängen.
Bristol Technology ist ein Hersteller von plattformübergreifenden Entwicklungswerkzeugen, die Unix- und Windows-basierte Anwendungen miteinander verbinden. Bekanntestes Produkt der Firma ist „Wind/U“.
Eine weitere, dritte Kartellrechtsklage gegen das Unternehmen ist durch den Linux-Distributor und Besitzer von DR-DOS, Caldera, anhängig.
Interessierte finden zu den Kartellrechtsverfahren gegen Microsoft ein eigenes Diskussionsforum bei ZDNet.
Kontakt: Microsoft, Tel.: 089/31760; Bristol, Tel.: 0031-334505050
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