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Caldera-Prozeß: Einspruch abgelehnt

Der US-Bezirksrichter Dee Benson aus Salt Lake City, Utah, hat das Ersuchen
Microsofts (Börse Frankfurt: MSF) abgelehnt, den vom US-Unternehmen Caldera
angestrengten neuen Kartellrechtsprozeß noch vor Beginn zu stoppen. Vier
Ersuche, das Verfahren einzuschränken, wurden abgeschmettert, über drei weitere
muß der Richter noch befinden.

Prozeßbeginn ist aller Voraussicht nach am 17. Januar 2000.

Im Juli vergangenen Jahres hatte das Gericht Microsoft dazu verurteilt, den
Code von MS DOS und Windows 95 an Caldera auszuhändigen. Daraufhin hatte
Microsoft „dummerweise“ Teile des Quellcodes von Windows verlegt. Gerade die
Teile des Programms, die belegen hätten können, daß der Softwareriese gegen
Caldera und das sich nun in seinem Besitz befindliche Betriebssystem DR DOS
sabotiert hatte, sind verschwunden. Daraufhin reichte Caldera Privatklage ein.

Caldera führt an, daß die Softwareschmiede mit unlauteren Mitteln gegen das
Betriebssystem DR-DOS vorgegangen sei: „Wir sollten das System echt kaputt
machen…“, lautete die Ansicht von Microsofts Vice-President David Cole über
DR DOS, festgehalten in einem Memo an andere Topmanager des Unternehmens.

Das Memo, das nun in die Hände des US-Justizministeriums gefallen ist, war
zwischen September 1991 und Februar 1992 verfaßt worden, in einer Zeit also,
als gerade die „Christmas-Beta“-Version von Windows 3.1 ausgeliefert worden
war. In dieser zigtausendfach verkauften Vorversion waren falsche Warnhinweise
an die Nutzer eingearbeitet, wenn Windows auf einer anderen Plattform als
MS-DOS aufsetzte. Dadurch sollte der Eindruck erweckt werden, Windows könne
nicht auf DR DOS laufen. In der Vollversion verzichtete Microsoft dann auf
diese Maßnahme.

Aber Cole schlug noch mehr vor: Windows solle so konstruiert werden, daß es in
Kombination mit DR DOS abstürze – dies müßte jedoch so geschickt gemacht
werden, daß andere DOS-Anbieter den Fehler nicht beheben könnten. „Vielleicht
können wir ein paar geschickte Schachzüge machen, um die Konkurrenz auf die
Tretmühle zu schicken“, so Cole in dem Memo.

Cole, der Senior Vice-President Silverberg und andere Microsoft-Spitzen
diskutierten dann, wie diese „Schachzüge“ vor der Presse und somit der
Öffentlichkeit zu verbergen wären. Auf alle Fälle müßte die Schuld an der
Fehlfunktion Digital Research angelastet werden. Auch innerhalb des eigenen
Unternehmens sollten möglichst wenige von den Sabotageakten wissen.

Als besonders heikel für Microsoft könnte sich der Vermerk Silverbergs
erweisen: „Für die Entwickler ist es das wichtigste, die Abhängigkeit des
Betriebssystems Windows von MS DOS weiter auszubauen“. Das Justizministerium
argumentiert derzeit, Microsoft habe auch bei der Internet-Zugangssoftware
„Explorer“ den Versuch unternommen, die Abhängigkeit vom Betriebssystem
künstlich herzustellen. So solle das Quasi-Monopol bei Betriebssystemen auf das
Internet ausgedehnt werden.

Diese und alle anderen E-Mails sind von Wendy Rohm in ihrem Buch „The Microsoft
File: The Secret Case Against Bill Gates“ zusammengetragen worden.

Die Fachzeitschrift „Sm@rt Reseller“ hat ein Programm entwickelt, das die von
Microsoft fingierten Fehlermeldungen angeblich beweisen kann. Nach
Informationen der Zeitschrift war der Code dieser Meldungen nicht nur in einer
Betaversion von Windows 3.1 enthalten gewesen, sondern steckt auch in jeder
anschließend ausgelieferten, regulären Kopie des Betriebssystems. Microsoft
habe die Meldung dort zwar unterdrückt, aber das Testprogramm bringe sie wieder
zum Vorschein.
Die Prüf-Software läßt sich bei ZDNet als komprimierte Datei herunterladen.

Um sie nach dem Entpacken auszuprobieren, muß die TSR-Datei AARD.COM auf
DOS-Ebene gestartet werden, bevor Windows geladen wird. Nach dem Windows-Start
erscheine die Fehlermeldung, berichtet „Sm@rt Reseller“. Eine ähnliche Meldung
hätten Software-Experten auch bei Microsofts C-Compiler QuickC entdeckt, der im
April 1990 auf den Markt kam.

Kontakt: Microsoft, Tel.: 089/31760

ZDNet.de Redaktion

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