Der Kongreß-Abgeordnete und in den USA bekannte Kartellrechtsexperte Tom Campbell sprach sich gestern für eine Zerschlagung Microsofts (Börse Frankfurt: MSF) aus, sollte Richter Thomas Jackson den Softwarekonzern für schuldig erklären.
Der republikanische Abgeordnete hat seinen Wahlkreis im Silicon Valley – was seinen Worten zusätzliches Gewicht verleiht. Zudem ist er Professor an der Stanford Law School mit Schwerpunkt Kartellrecht. Seine Meinung: „Das einzige Heilmittel, das Sinn macht, ist struktureller Art. In diesem Fall muß die Abteilung für Betriebssysteme von der für die Entwicklung von Software zuständigen abgekoppelt werden“, so Campbell. Anders ausgedrückt: Microsoft sollte mindestens in einen Software- und einen Windows-Bereich aufgeteilt werden. Nach Ansicht Campbells wäre auch eine Dreiteilung sinnvoll, aber nur schwer praktikabel.
Vor Campbell hatten sich bereits verschiedene andere Organisationen und Personen aus Wirtschaft und Politik für eine Zerlegung ausgesprochen, darunter die US-Softwareverbände Computer and Communications Industry Association (CCIA) und Software and Information Industries Association (SIIA).
Das US-Justizministerium und die Generalstaatsanwälte von ursprünglich 20 US-Bundesstaaten (jetzt: 19) hatten Microsoft im Mai 1998 wegen Verstößen gegen das amerikanische Wettbewerbsrecht verklagt. Auslöser war die Zwangskopplung von Browser und Betriebssystem, die das Unternehmen PC-Herstellern abverlangte.
Ende September hatten beide Parteien ihre Schlußplädoyers gehalten. Noch für diesen Monat, spätestens für Anfang November, rechnen Prozeßbeobachter mit einer ersten Einschätzung der Beweislage durch den Richter Thomas Jackson. Dagegen dürfen die Parteien laut US-Recht aber nochmals Stellung beziehen. Das endgültige Urteil wird erst Anfang nächsten Jahres ergehen. Weitere Instanzen können folgen.
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