Bertelsmann will beim elektronischen Handel im Internet weltweit die Nummer eins werden. Der Vorstandsvorsitzende des Gütersloher Konzerns, Thomas Middelhoff, erklärte in der Süddeutschen Zeitung: „Ich wurde in den vergangenen Jahren oft ausgelacht, wenn ich von der überragenden Bedeutung des Internet gesprochen habe. Da hieß es dann, der Middelhoff spinnt wieder. Seit einer Woche lacht niemand mehr über mich.“
Bertelsmann sei für das Multimedia-Zeitalter gut gerüstet. Man sei „erheblich weiter“ als viele andere Konzerne, betonte Middelhoff. Künftig sollen alle Produkte, also Bücher, Musik und Zeitschriften, per E-Commerce an den Verbraucher gebracht werden.
Auf die Frage, warum Bertelsmann bei der Fusion von Time Warner und AOL (Börse Frankfurt: AOL) nicht zum Zuge gekommen sei, erklärte der Vorstandsvorsitzende: „AOL wurde viel zu rasch viel zu teuer für eine Übernahme.“ Der Börsenwert des Online-Dienstes sei im vergangenen Jahr auf über 200 Milliarden Dollar gestiegen. Der AOL-Chef Steve Case sei selbst nach Gütersloh gekommen „und bot uns eine Fusion an“, so Middelhoff. AOL sei aber allein nach dem Börsenwert zweieinhalb mal so teuer wie Bertelsmann gewesen. Bertelsmann hätte durch den Zusammenschluss seine Unabhängigkeit verloren, begründet der Chef des Unternehmens die Ablehnung.
Durch das Joint-venture mit AOL werde man in Europa und Australien das Online-Geschäft weiter ausbauen. Andere Online-Dienste sieht Middelhoff dabei nicht als Konkurrenten an: „Ich habe schon immer gesagt, dass unsere wahren Konkurrenten Internet-Händler wie Amazon sind und nicht andere Online-Dienste.“
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