Jerry Sanders, Chef von Advanced Micro Devices, hat in einem seiner seltenen Interviews Auskunft über die zukünftige Strategie sowie seinen andauernden Kampf gegen den übermächtigen Gegner Intel (Börse Frankfurt: INL) gegeben.
ZDNet: Sie haben von Ihrem Vorhaben gesprochen, im Bereich Workstation/Server mit ihrem Projekt „Sledgehammer“ Marktanteile zu gewinnen. Haben Sie keine Bedenken, dass ein Konzern wie Dell ihre bisherigen Produkte links liegen lässt und ingnoriert?
Sanders: Nein, habe ich nicht. Der Erfolg der Athlon-Prozessoren spricht für sich selbst. Neun von zehn Computer-Herstellern verwenden heute den Athlon. Ich glaube nicht, dass Michael (Dell, Anmerkung der Redaktion) gar nicht so sehr auf die Kompatibilität der Prozessoren angespielt hat.
Ich habe ihn gefragt, ob es ihm ausschließlich darum ging und er sagte „Ja“. Soweit ich ihn verstanden habe, meinte er, dass es bisher nicht genügend kompatible Produkte zu Athlon gibt. Dabei sind wir die ersten, die das zugeben. Zum Beispiel haben wir noch keine Zwei-Prozessor-Lösungen. Wir haben noch keine Treiber für jede auf dem Markt befindliche Videokarte et cetera.
Zur Zeit haben wir Dell noch nicht genug anzubieten, damit sie ihre Haltung gegenüber Intel aufgeben. Ich glaube aber, dass sie irgendwann die Vorteile des Wettbewerbs sehen werden. Das wird schon.
ZDNet: Es gibt einige Analysten die sagen, mit der Playstation 2 wäre das Ende der PC-fixierten Ära angebrochen. Stimmen Sie dem zu?
Sanders: Das hängt davon ab, ob Sie glauben, dass das Wohnzimmer das Web oder das Büro kontrollieren wird. Wir gehen davon aus, dass die größte Chance darin liegt, dass man im Büro webbasierte Office-Applikationen verwendet. Geschäfts-Programme werden nicht auf der Playstation laufen. Es wird zwar noch mehr Consumer-Anwendungen geben und wir haben auch Pläne dafür, aber darüber möchte ich zur Zeit noch nichts sagen.
ZDNet: Geht es in Ihren Plänen auch um die Xbox von Microsoft (Börse Frankfurt: MSF)?
Sanders: Ich kann dazu momentan nichts sagen, aber ich sehe, dass die Xbox ein sehr beeindruckendes Konkurrenzprodukt zur Playstation 2 ist.
ZDNet: Erzählen Sie uns doch ein wenig über das vergangene Quartal und wie AMD von Intels Problemen profitiert hat.
Sanders: Nun, das haben wir nicht. Intel konnte nicht mit unserer Performance mithalten. Sie haben sich Ihre Schwierigkeiten selbst zuzuschreiben. Unser Problem bei AMD dagegen: Wir waren hauptsächlich durch unsere Infrastruktur beschränkt. Auch das Erdbeben in Taiwan im September hat uns schwer getroffen. Wir hatten keine Reserven und waren davon abhängig, dass geliefert wird, denn wir hatten ein neues Chipset und ein neues Motherboard für den Athlon entworfen. Was Intel da getan oder gelassen hat, war unrelevant für unser Geschäft.
ZDNet: Können Sie uns mehr über die Speicher-Architektur des neuen Athlon erzählen?
Sanders: Wir konzentrieren uns momentan auf Double-Data-Rate-SDRAM (DDR). Das werden wir ab der zweiten Hälfte des Jahres unterstützten. Wir haben aber auch eine Lizenz für Rambus, das heißt, wir könnten uns auch für eine Rambus-Lösung entscheiden.
Aber um nochmal auf den Wettbewerb mit Intel zurückzukommen: Die hatten noch Probleme mit ihrem DRAM, die auf Entwickler-Seite lagen. Das kannte man bisher nicht von Intel. Ich bin der Meinung, dass sie bisher keinen Wettbewerb gewohnt waren.
Aber wir unterschätzen Intel nicht, weil sie alles tun, um uns aus dem Geschäft zu drängen. Das versuchen sie seit 1986. In den 80er gab es 15 x86-Anbieter in der ganzen Welt, heute ist es nur ein anderer außer Intel und das sind wir.
ZDNet: Sie konzentrieren sich momentan auf die Vermarktung von „Mustang“ (Mustang ist ein neuer High-end-Chip, den AMD im dritten Quartal dieses Jahres bringen will. Er passt in den Sockel A und beherbergt einen ein bis zwei MByte großen L2-Cache. / Anm. d. Red.) und „Sledgehammer“ im oberen Preissegment. Erwarten Sie da einen langsamen Start, weil die Firmen nicht mit der AMD-Technologie vertraut sind?
Sanders: Nein, das glaube ich nicht. Ich denke, dass es ziemlich einfach ist, in den Consumer-Markt einzusteigen. Man kauft einmal eine CPU und sie funktioniert oder eben nicht. Wenn ich an die Industrie verkaufe, habe ich viel mehr Unbekannte. Intel versucht alles, um uns von den Großkunden fernzuhalten. Wie Sie wissen, werden ja mehr PCs in Büros verkauft als an Konsumenten. Und obwohl wir im US-Markt 50 Prozent der Notebooks und 40 Prozent der Desktops mit Prozessoren ausstatten, haben wir weltweit nur einen Marktanteil von 16 Prozent. Das war so, weil wir keine ideale Lösung für den kommerziellen Bereich hatten. Mit Athlon haben wir das Problem aber gelöst. Ich glaube, dass wir bis Jahresende weitere Marktanteile gewinnen werden.
ZDNet: Sie wollen also nach wie vor 30 Prozent Marktanteil weltweit erreichen?
Sanders: Wir peilen einen Marktanteil von 30 Prozent bei den Prozessoren bis Ende 2001 an.
ZDNet: Sie kämpfen jetzt also an drei Fronten: Im Niedrigpreis-Bereich mit Spitfire (Der Chip mit dem Codenamen Spitfire soll als Athlon-Nachfolger den Billig-PC-Markt aufrollen. Er ist für den Sockel A vorgesehen und verfügt voraussichtlich über einen integrierten L2-Cache mit 128 KByte / Anm. d. Red.), Athlon in der Mitte und Sledgehammer und Mustang im oberen Teil des Marktes. Sind das nicht zu viele Fronten für AMD?
Sanders: Na, das werden wir sehen.
ZDNet: Analysten wie Ashok Kumar glauben, dass sie wieder richtig gut im Geschäft sind, befürchten aber gleichzeitig, dass sie sich übernehmen.
Sanders: Wenn wir versuchen würden, Intel nachzuahmen, hätten wir vielleicht ein Problem. Aber das tun wir nicht. Wir wollen der Sammelpunkt für alle sein, die eine Alternative zum Intel-Monopol suchen. Wir glauben, dass die Kunden, die auf der Suche nach Alternativen sind, uns helfen werden, erfolgreich in den Server-, Mobil- und Desktop-Prozessoren-Märkten zu sein.
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AMD, Tel.: 089/45053161
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