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700.000 MP3-Sites vor dem Aus?

Wenn es nach dem Willen des Bundesverbandes der Phonographischen Wirtschaft (www.ifpi.de) geht, dann werden illegale MP3-Sites in Deutschland bald nicht mehr zu erreichen sein. Der Verband will Provider und Online-Dienste zwingen, eine Filtersoftware zum Preis von bis zu 200.000 Mark zu installieren, die entsprechende Sites blockt.

„Wir haben mit allen großen Providern Kontakt aufgenommen, zum Teil warten wir noch auf Rückläufe und Termine“, bestätigte der Geschäftsführer des Verbandes, Martin Schaefer, gegenüber ZDNet. Betroffen von der Regelung wären nach Schaefers Schätzungen mehr als 700.000 Sites weltweit.

RPS (Rights Protection System) unterbindet den Zugriff auf einzelne Internet-Sites mit unerlaubt angebotenen Inhalten. Welche Sites das sind, wird von den Plattenfirmen festgelegt, die ihre Rechte verletzt sehen: „Die betroffenen Unternehmen stellen einen Antrag und müssen auch für Schäden aufkommen, die durch eine eventuelle falsche Nennung entstehen“, so Schäfer. Auf diese Weise soll ein Missbrauch vermieden werden.

Dieses Schutzsystem ließe sich in Deutschland bereits heute vollständig umsetzen, da hier die entsprechenden rechtlichen Rahmenbedingungen im wesentlichen vorliegen und die Netzinfrastruktur für diesen technischen Ansatz vorhanden sei, argumentiert der Verband.

Er setzt dabei auf das Teledienstegesetz, in dessen fünften Paragraph es heißt: „Diensteanbieter sind für fremde Inhalte, die sie zur Nutzung bereithalten, nur dann verantwortlich, wenn sie von diesen Inhalten Kenntnis haben und es ihnen technisch möglich und zumutbar ist, deren Nutzung zu verhindern.“ Schaefer ist der Auffassung, dass die Installation der Filter-Soft- und Hardware, die mit 50.000 bis 200.000 Mark zu Buche schlagen soll, für die Online-Dienste und Provider zumutbar sei. Wenn sich diese nicht daran halten wollen, könnte ein Prozess die Folge sein.

Den fürchtet beispielsweise AOL (Börse Frankfurt: AOL) nicht: Man sei an einer konstruktiven Lösung interessiert, erklärt der Sprächer des Online-Dienstes, Alexander Adler, gegenüber ZDNet. „Allerdings muss man den Eindruck vermeiden, dass die Provider Schuld an dieser Situation sind“. Ganz offensichtlich reagiere die Musikindustrie zu spät auf das Problem und versuche jetzt, verlorenen Boden wieder gutzumachen. Prinzipiell könne sich AOL vorstellen, ein System dieser Art zu installieren: „Wir sind aber skeptisch, ob das funktioniert“. Detaillierte Informationen über das System lägen AOL noch nicht vor, ein Brief vom Phonoverband sei bis jetzt noch nicht eingegangen, erklärt Adler.

Der Verband gibt indes an, mit einem Berliner Provider RPS bereits erfolgreich getestet zu haben. Bei korrekter Installation müssten die Surfer keine Geschwindigkeitseinbußen hinnehmen, nur wenn Hard- und Software nicht einwandfrei abgestimmt sind, könnte das Tempo um drei Prozent abnehmen. Wenn Online-Dienste und Provider zustimmen, könnte RPS oder ein vergleichbares System schon in wenigen Monaten dafür sorgen, dass illegale MP3-Sites in Deutschland nicht mehr zu erreichen sind, so Schaefer.

Vor der Geschwindigkeit des Webs fürchtet sich sein Verband nicht: „Jeder, der seine MP-Files von einem Server auf den nächsten verlegt, muss seine Abnehmer informieren – und das bekommen wir mit“, erklärt Schaefer.

Kontakt:
IFPI, Tel.: 040/5897470

ZDNet.de Redaktion

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