Nach der jüngsten Warnung der amerikanischen Plattenindustrie, sie würden bald ein Exempel an einem Napster-User statuieren und jemanden verklagen, ist die Beunruhigung unter deutschen Benutzern der Software groß. Grundsätzlich lässt sich feststellen: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein deutscher Napster-User ins Gefängnis wandert, ist äußerst gering. Der Aufwand, einen deutschen MP3-Tauscher ausfindig zu machen, die Verletzung des Urheberrechts nachzuweisen und ihn dann vor Gericht zu bringen, ist dagegen sehr hoch.
„Im Grunde genommen ist jede Kopie illegal“, sagte Rechtsanwalt Reinhard Gaertner gegenüber ZDNet. „Sobald ich zum Beispiel Lieder einer rechtmäßig gekauften CD nicht nur für den privaten Gebrauch vervielfältige, mache ich mich gemäß dem Urheberrecht strafbar.“ Das heißt jeder, der sich bei Napster die akutellsten Hits einer Gruppe herunterlädt, beginge eine Urheberrechtsverletzung.
Den illegalen Kopierern droht bei einer Verurteilung die Beseitigung der vervielfältigten Daten, ein Verbot des Kopierens sowie bei nachgewiesener Fahrlässigkeit eine mögliche Schadenersatz-Zahlung. „Die Bemessungsgrundlagen richten sich dabei oft nach dem üblichen Gewinn, der dem Plattenlabel entgangen ist“, so Gaertner.
Per IP-Adresse und Daten vom Provider ist es zwar prinzipiell möglich, die Identität eines Surfers zu ermitteln. Aber selbst in Amerika, wo Napster an den Universitäten sehr stark verbreitet ist, will die Plattenindustrie nur gegen diejenigen User hart durchgreifen, die MP3-Sammlungen auf Zip-Drives gespeichert verkaufen. Die Plattenfirmen der Vereinigten Staaten überlegen laut Aussage von führenden Managern, solche halbgewerblichen Raubkopierer hinter Gitter zu bringen (ZDNet berichtete). Laut Rechtsanwalt Gaertner sieht zwar auch das deutsche Urheberrecht eine Androhung von Gefängnisstrafe vor. Aber diese würde nur in ganz seltenen Fällen vollstreckt, etwa, wenn jemand seinen Lebensunterhalt durch Raubkopien bestreitet.
Anwender von Napster sind automatisch Teil einer MP3-Community: Napster legt auf dem lokalen System ein Verzeichnis mit freizugebenden Musikstücken an, auf die auch andere Napster-Anwender zugreifen können. Nach der Eingabe von Informationen wie Computername und Verbindungstyp wird eine Verbindung zum Napster-Server hergestellt. Dann stehen den Usern auch die Songs ihrer Kollegen zur Verfügung.
Eine Suchfunktion erlaubt das schnelle Durchstöbern des aktuell herunterladbaren Bestandes, wobei Chat-Räume, aufgeteilt nach Musikrichtungen, den Informationsaustausch zwischen angemeldeten Usern ermöglichen.
ZDNet bietet den Napster für Windows zum Download an. Eine Version für Linux steht unter fileforum.efront.com/… zum kostenlosen Download bereit.
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