Intel (Börse Frankfurt: INL) hat am Freitag mitgeteilt, seinen Billigchip Timna nach mehrjähriger Entwicklungszeit kurz vor dem Start einzustampfen. Nun suchen Analysten nach dem Grund für die neuerliche Pleite beim Prozessorenweltmarktführer.
Der Grund der Fehlinvestition liegt nach Ansicht von Marktbeobachtern sowohl in den von Intel genannten technischen Problemen als auch einer veränderten Marktsituation. Zum einen hätte es die Firma bis zuletzt nicht geschafft, die Verbindung von CPU und Synchronous DRAM via Memory Translator Hub (MTH) hinzubekommen. Zum anderen seien mittlerweile nicht mehr Billig-PCs, sondern Designerstücke nach dem Vorbild von Apples (Börse Frankfurt: APC) „iMac“ die nachgefragtesten Rechner auf dem Markt.
„Ich vermute, Intel hat die Marktrealitäten erkannt und festgestellt, dass es ein Produkt entwickelt hat, das niemand mehr nachfragt“, erklärte der Chefanalyst Linley Gwennap von der Linley Group, Mountain View, Kalifornien. „Zum Zeitpunkt der ersten Planung fielen die Preiose für PCs wie ein Stein, aber heute bietet außer E-Machines kein Unternehmen mehr 399-Dollar-Systeme an.“ Diese Ansicht vertritt auch der IDC-Analyst Roger Kay: „Drüher wollten die Käufer vor allem E-Mail. Heute muss ein Rechner aber deutlich mehr bieten.“
Intel selbst ließ erklären, man werde die Timna-Lücke mit Celerons und 815-Chipsets füllen. Diese seien nicht ganz so günstig wie der geplante Low-cost-Chip Timna, erfüllten aber weitgehend die selben Funktionen.
Timna hätte verschiedene bislang externe Komponenten wie Grafik- und I/O Hub 2 (ICH2)-Controller sowie eine Weiterverwendung des Celeron/PIII-Kerns P6 enthalten und sollte trotzdem kleiner als ein Celeron mit einem 810er Chipset sein. Dadurch sollten die Herstellungskosten für einen PC im unteren Marktsegment deutlich geringer ausfallen als bisher.
Timna sollte zum ersten Mal Anfang 2001 in PCs auftauchen. Für das Ende des zweiten Quartals waren mobile Versionen geplant.
Nachdem Intel den Pentium III mit 1,13 GHz wieder vom Markt nehmen und den Pentium 4 zum wiederholten Male verschieben musste, ist das Ende von Timna noch vor seinem Start ein weiterer herber Rückschlag für den Weltmarktführer in Sachen Chips.
Vor wenigen Tagen musste der Konzern zudem seine Zahlen für das laufende Quartal nach unten korrigiert. Die Aktie von Intel brach daraufhin um 22 Prozent ein.
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