Die am Dienstag angekündigte Allianz von Bertelsmann und Napster hat zu einem Aufschrei in der Gemeinde der Napster-Anwender geführt. Der Deal wird voraussichtlich zu einer monatlichen Gebühr für die Nutzung des Dienstes führen (ZDNet berichtete).

„Wenn ich Kohle zahlen muß, ist Schluss“, erklärte etwa ZDNet-Leser Volker Rachow in einer Reaktion auf den am Montag bekannt gegebenen Bertelsmann-Deal. Viele andere Nutzer haben ebenfalls ihren Wechsel zu vergleichbaren Tauschsystemen angekündigt, um weiterhin an kostenlose MP3s zu kommen.

Die Anwender fragen sich, was Napster mit seiner Allianz mit der Musikindustrie bezweckt: „Warum soll ich für etwas zahlen, wenn ich es auch umsonst haben kann“, fragte etwa der Napster-Fan „daemon“ in einer Newsgroup. Wenn Napster/Bertelsmann den Dienst kostenpflichtig machen, werde eine Massenabwanderung stattfinden, sagen viele Nutzer voraus. In den Chat-Foren der Napster-Site war am Tag nach der Ankündigung die Rede von „Betrug“ und „Lüge“. Napster habe „die Seite gewechselt“ und sei vom „Big Business geschluckt“ worden, werfen die bisherigen Nutzer dem Management vor.

„Wenn Ihr anfangt, Geld zu verlangen, werden wir eben eines der vielen anderen Angebote nutzen, wo Musik weiter umsonst ist“, gibt ein Napster-Fan eine weit verbreitete Meinung wieder. Napster erfährt damit das selbe Dilemma, unter dem viele kommerzielle Online-Musikhändler leiden. Der Branche fällt es angesichts der Konkurrenz kostenloser Angebote schwer, schwarze Zahlen zu schreiben. Der Hamburger Verband der Phonographischen Wirtschaft beklagt allein für das vergangene Jahr Lizenzausfälle von 140 Millionen Mark. Zwar gebe es für den Online-Verkauf von Musik „mit Sicherheit einen Markt“, sagt Verbandssprecher Hartmut Spiesecke gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Solange illegale Angebote aber nicht wirksam bekämpft werden könnten, sei dies „ein Geschäft mit ungleichen Waffen“. Es sei einfach schwierig, „neben einer sprudelnden Ölquelle eine Tankstelle zu betreiben“.

Gestern erklärte die US-Musikindustrie, sie wolle auch nach der Beteiligung des Medienkonzerns Bertelsmann an Napster weiter gerichtlich gegen die Tauschbörse vorgehen. Der Branchenverband RIAA (Recording Industry Associaton of America) begrüßte zwar die Zusammenarbeit beider Unternehmen, wird das gegen Napster laufende Verfahren wegen der Verletzung von Urheberrechten aber nicht einstellen lassen.

ZDNet bietet den Napster für Windows zum Download an. Eine Version für Linux steht unter fileforum.efront.com/… zum kostenlosen Download bereit. Darüber hinaus hat ZDNet ein Napster-Special erstellt. Wissenswertes rund um das Format bietet ein MP3-Special.

Kontakt:
Bertelsmann , Tel.: 05241/800

ZDNet.de Redaktion

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