Bei der Sitzung der ICANN im kalifornischen Marina del Rey hat der Auftritt des Chefs von Dot TV, Lou Kerner, für gehöriges Aufsehen gesorgt. Im August konnten Unternehmen und Organisationen Vorschläge für neue Top Level Domains (TLDs) abgeben, die momentan während des Meetings diskutiert werden. Jeder, der eine Idee eingesandt hatte, durfte bei dem Treffen in Kalifornien drei Minuten vor dem ICANN-Board sprechen. Lou Kerner, der sich für „.nom“ stark gemacht hatte, nutzte seine Zeit im Rampenlicht für eine Abrechnung mit der ICANN und ihren Methoden.

Während die anderen 43 Gäste der ICANN höflich ihren Vorschlag präsentierten, sprach Kerner Klartext: Der Zeitplan der ICANN, der vermutlich am Freitag veröffentlicht wird, sei entgegen der ursprünglichen Planung beschleunigt worden. Von Anfang an sei die Einteilung der ICANN schlecht gewesen, weil sie mehr Vorschläge erhalten hatten, als erwartet. Zudem habe der gesamte Entscheidungsprozess unter einem „fundamentalen Mangel an echten Fortschritten“ gelitten.

Kerner schaffte es, während seiner drei Minuten auch den eigentlichen Entscheidungsprozess zu kritisieren: Die Begründungen für die TLD-Vorschläge seien von den Mitarbeitern der ICANN extrem zusammengekürzt worden. Diese hatten Kerners Anregung während eines nichtöffentlichen Verfahrens niedergebügelt. Nachdem er sein Statement verlesen hatte, erhielt Kerner langanhaltenden Applaus der Hunderten von Sitzungsteilnehmern.

Nach seiner Ansprache vor der ICANN-Versammlung führte Kerner seine Anschuldigungen weiter aus: „Keiner hat mich deswegen jemals angerufen“, sagte er. „Der einzige Anrufer fragte mich, ob ich vor Gericht gehen würde, falls mein Antrag abgelehnt würde.“ Kerner war nicht der erste, der die ICANN kritisierte. Aber er war der erste, der seinem Ärger laut und deutlich in Gegenwart des Boards Luft machte.

„Es ist nicht zu spät, die Missstände abzustellen“, sagte der Manager. „Andernfalls werden faule Kompromisse werden geschlossen und schwerwiegende Rechtsstreitigkeiten losgetreten. Wir kommen mit einer grundlegenden Botschaft: Es ist nicht zu spät.“ Daraufhin sagte ICANN-Vorsitzende Esther Dyson: „Sie haben ihre drei Minuten verschwendet.“ Später kommentierte Dyson den Vorfall: „Nein, ich glaube nicht, dass der Vergabeprozess ungenügend ist. Ob ich ihn für ideal halte? Nein. Wir sind keine Risikokapitalgeber. Wir versuchen momentan, die Risiken zu verringern.“

Die Entscheidung über die neuen TLDs soll am Freitag getroffen werden.

ZDNet.de Redaktion

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