Der Elektrokonzern Siemens (Börse Frankfurt: SIE) hat sein Vorhaben verteidigt, im nächsten Jahr funktionierende Teddybären mit eingebauter Mobilfunk-Einheit für kleine Kinder auf den Markt zu bringen. Die im Rahmen des „Projekt Leonie“ entwickelten Geräte sollten an Eltern vermietet werden, die ihren Kindern Funkkontakt zu sich oder Lehrern ermöglichen wollten, erklärte die Mobilfunksparte des Unternehmens am Freitag in München.
„Von Dänemark und Schweden über Großbritannien und Frankreich bis Australien wird Siemens mit schweren Vorwürfen und Beschuldigungen konfrontiert“, klagte Firmensprecher Axel Schafmeister. Die dänische Tageszeitung „Berlingske Tidende“ hatte am Dienstag über den Plan berichtet und empörte Reaktionen bei Kinderschützern ausgelöst. Siemens verkaufe seine Mobiltelefone nicht an Kinder, betonte der Konzern. Der umstrittene neue Dienst, bei dem digitale GSM-Mobilfunktechnik und das elektronische Peilsystem Global Positioning System (GPS) kombiniert werden sollten, befinde sich derzeit noch in Deutschland in der Erprobungsphase.
Die Ergebnisse des bis März laufenden Tests in rund 50 Münchner Familien bestimmten, welche Dienstleistungen künftig angeboten würden, erklärte der Handy-Hersteller. Bei dem Test sollen Kinder über Plüschbären mit zwei Handy-Tasten Telefonkontakt mit einer Leitstelle aufnehmen können und dann je nach Einstellung etwa mit Eltern oder Erziehern verbunden werden. Eine genaue Lokalisierung des Kindes über GPS sei dann als zusätzliche Dienstleistung auf Wunsch der Eltern möglich, erklärte Siemens.
Das wissenschaftlich orientierte Vorhaben richte sich unter anderem an Eltern mit Kindern, die sich in Abwesenheit der Erwachsenen unsicher fühlten. Nach Angaben der in Kopenhagen erscheinenden „Berlingske Tidende“ sollen die tragbaren Mobilfunk-Spielzeuge rund 200 Gramm wiegen und etwa in einen Teddy oder einen Rucksack eingebaut werden. Der Generalsekretär des dänischen Kinderschutzbundes, Peter Grevsen, warf Siemens vor, Kinder für kommerzielle Zwecke ausnutzen zu wollen.
Erst vor wenigen Wochen hat die Studie von britischen Wissenschaftlern für Aufsehen gesorgt, wonach die Strahlung von Mobiltelefonen vor allem für Kinder gefährlich ist. Dieser so genannte Elektrosmog steht seit geraumer Zeit im Verdacht, Krebs und andere Krankheiten auszulösen. Bisher gab es etwa gleich viele Untersuchungen, die ein Risiko nachwiesen wie solche die eine Gefahr bestritten. Die britischen Forscher haben erstmals die Gefahr für die Zielgruppe Kinder definiert. Deshalb werden auf englische Handys jetzt Warnhinweise ähnlich denen auf Zigarettenschachteln gedruckt.
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