In Bangalore, der indischen Hochburg für Informationstechnologie (IT), greifen hochbezahlte Internet-Spezialisten zunehmend auf die Hilfe von traditionellen Sternguckern zurück. Astrologen benötigen die sonst eher auf harte Fakten und hochmoderne Elektronik spezialisierten Technik-Spezialisten vor allem dann, wenn es um ein „günstiges“ Datum für den Start eines bestimmten Produkts oder die Auswahl von geeigneten Vorstandsmitgliedern geht.
„IT-Profis bitten mich auch, ihre Probleme an der Marketing- und Finanzfront zu lösen oder sogar, eine Bestandsaufnahme ihres gesamten Unternehmens vorzunehmen“, sagt K.N. Somayaji. Der 40-jährige Astrologe verfügt über keine anerkannte Ausbildung, dafür aber über eine stattliche Kundenliste. Er betreibt eine Forschungsakademie zu Hindu-Schriften und sitzt im Beirat von Zeenext.com und Indiatimes.com. Außerdem ist er als Berater für Indiens größte Privatfirma, die Reliance-Gruppe der Familie Ambani tätig.
„Die Ambanis kommen wegen ihrer Pläne zur Eroberung neuer Märkte und anderer geschäftlicher Aktivitäten zu mir“, sagt Somayaji. „Ich stelle Horoskope und treffe Entscheidungen. Eine ganze Reihe von kränkelnden Firmen habe ich bereits wieder auf die Beine gestellt.“ Durch Empfehlungen zum Kauf oder Verkauf von bestimmten Papieren übt Somayaji überdies nach eigenen Angaben Einfluss auf das Geschehen an der Börse aus.
Auch für andere in Bangalore angesiedelte Astrologen boomt das Geschäft. Mittlerweile gibt es mehr als 4000 Informationstechnologiefirmen in der Stadt, die auch als Indiens Silicon Valley bekannt ist. Vor einem Jahr kamen täglich zwischen drei und vier neue „Dot.coms“ dazu – junge Internet-Firmen mit innovativen Ideen und häufig nur wenigen, aber hochqualifizierten Mitarbeitern. In den vergangenen Monaten haben viele Internetdienste-Anbieter allerdings angesichts der Weigerung von Banken, weitere Kredite zu gewähren, rote Zahlen geschrieben oder Pleite gemacht.
Phani Prakash von der Firma „Divine Cosmic Research“ wird nach eigenen Angaben von E-Mails indischer und ausländischer Kunden „überschwemmt“. „Software-Asse fragen mich um meine Meinung in Sachen Produkt- und Lösungsentwicklung. Meistens wollen sie Rat, wie sie eine neugegründete Firma flott bekommen oder wer dem Vorstand angehören sollte“. Er kombiniere dann jeweils mehrere Faktoren wie das Profil der Ratsuchenden, ihre Tierkreiszeichen und Aszendenten und erstelle dann eine „umfassende Analyse“. Viele Klienten fragen laut Prakash, ob sie sich an einer neuen Firma beteiligen, in Indien bleiben oder ins Ausland gehen sollen. Die meisten Anfragen wickelt der Astrologe übers Internet ab.
Beide Astrologen sehen Indien als künftige „IT-Supermacht“ und die Informationstechnologie als einen wichtigen Antriebsmotor für die indische Wirtschaft. Somayaji wagt eine öffentliche Prognose: Indiens Top-IT-Firmen Wipro und Infosys werden seiner Meinung nach Einbrüche verzeichnen. „Wipro könnte die Hälfte seines Imperiums verlieren. Auch Infosys wird künftig weniger Profite machen, weil es nicht aggressiv genug ist. Das wird den Wachstum der Firma behindern“, sagt der Astrologe voraus.
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Dazu trägt unter der Infostealer Lumma-Stealer bei. Hierzulande dominiert der Infostealer Formbook die Malware-Landschaft.