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CES: Intel-Boss bläst zum Angriff auf den Consumer-Markt

Der CEO von Intel (Börse Frankfurt: INL), Craig Barrett, hat in diesem Jahr sein Debut auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas gegeben. Der Anlass: Intel will nicht mehr nur als Weltmarktführer für Mikroprozessoren in Erscheinung treten, sondern auch verstärkt in den Markt für Endverbraucher-Geräte einsteigen. Natürlich haben die Manager einen Hintergedanken: Je mehr Peripherie am PC hängt, umso mehr muss der Prozessor leisten umso eher kaufen sich die Verbraucher einen neuen Rechner.

Frage: Können Sie uns kurz erklären, warum Intel tiefer in den Markt für Endverbraucher eindringt?

Barrett: Nun, Intel hat sich schon immer mit neuen Anwendungen und Anwendern für den PC befasst und diesen als zentrales interaktives digitales Gerät angepriesen. Wir beschäftigen uns seit geraumer Zeit mit Produkten für den Endverbraucher, beispielsweise PC-Kameras, seit der Zeit in der wir Videokonferenzen machen.

Der Beweggrund ist die selbe Motivation, die wir seit Jahren haben, also: Neue User und neue Betätigungsfelder für den Computer. Sie können den Ursprung dieser Entwicklung auf die Intel Architecture Labs zurückverfolgen, als wir an den verschiedenen Aspekten von Streaming Media, Videokonferenzen und anderem geforscht haben.


Craig Barrett / Foto: Intel

Wireless-Verbindungen sind ein weiterer Schwerpunkt unserer Forschungstätigkeit. Uns geht es in Wirklichkeit um den Spaß an der Arbeit mit dem PC. Damit bewerben wir sowohl unsere eigene Firma als auch die ganze Branche.

Frage: Trotzdem scheinen Sie viel stärker in den Bereich der verkaufsfertigen Produkte einzusteigen.

Barrett: Ich kann das „viel tiefer“ nicht ganz nachvollziehen. Seit Jahren sind wir im Bereich der PC-Kameras aktiv. Recht viel tiefer können Sie da nicht eindringen. Seit Jahren bieten wir drahtlose und konventionelle Heimnetzwerke an. Jetzt sind wir zum ersten Mal bei der CES aufgetaucht. Vielleicht ist das ein stärkeres Engagement.

Diese neuen Produkte erscheinen mir eher durch die Entwicklung unseres Unternehmens bedingt denn als eine revolutionäre Änderung. Ich denke wir fügen dem PC einfach mehr Wert bei und arbeiten verstärkt mit dem Rest der Industrie zusammen um das zu erreichen. Wahrscheinlich wird dieser Vorgang am besten klar, wenn man bedenkt, dass Mikroprozessoren und Chipsets nach wie vor unser Hauptgeschäft sind und wir die anderen Produkte dazu benutzen, um ihnen den Weg in den Markt zu bereiten.

Frage: Welchen Vorteil haben ihre Produkte gegenüber denen der Mitbewerber? Die Bekanntheit der Marke? Die Chips?
Barrett: Ich hoffe, dass wir aufgrund unserer Bekanntheit im Bereich Computer und Rechnerarchitektur eine gewisse Aufmerksamkeit erlangen. Damit kennen wir uns traditionell aus: Den Aufbau von Rechnern und ihren Gebrauch. Das hat uns in den Tagen der ersten Videokonferenzen angetrieben und uns in den Bereich der PC-Kameras geführt. Und das hat uns auch in den Bereich Heimnetzwerke gebracht.

Es geht uns darum, diese Produkte einfacher in der Bedienung zu machen, so dass die Anwender mehr damit anfangen können und mehr Spass damit haben.

Frage: Liegt da für Sie die Herausforderung? Warum sollten die Kunden eine Intel-Kamera kaufen und nicht eine von Kodak oder Minolta?
Barrett: Diese Geräte sind doch vereinfacht ausgedrückt eine Erweiterung des PCs und Intel ist nun einmal bekannt im Zusammenhang mit PCs. Ich bin überzeugt, dass Intel innerhalb und rund um die digitale Community wohlwollend wahrgenommen wird.

Eine bekannte Marke zu besitzen ist ganz nett, aber im Endeffekt braucht man gute Produkte, die die Kunden gerne benutzen. Ich glaube nicht, dass wir US-Marktführer bei den PC-Kameras wegen des Namens „Intel“ geworden sind, sondern weil wir Geräte mit einer hohen Auflösung anbieten, die sich auch als tragbare Kamera verwenden lassen. Es ist das richtige Produkt zur richtigen Zeit.

Frage: Ihr Produkt hat nicht eine so hohe Auflösung wie die Geräte von Nur-Kamera-Herstellern. Zielt Intel in dem Fall auf den Massenmarkt?
Barrett: Wir denken hier eher an neue User in ihrer Gesamtheit. Wir adressieren nicht den Markt der Profi-Fotografen, die im Jahr vielleicht ein paar hundert Kameras kaufen. Pro Jahr werden 150 Millionen Computer verkauft und sie wollen natürlich Peripherie-Geräte in einer Größenordnung von Dutzenden von Millionen umsetzen.
In dem Bereich müssen Sie sehr kritische Preisvorstellungen erfüllen. Schließlich wollen sie den Heimanwender- und Hobby-Bereich abdecken.

Frage: Wenn Sie sich entscheiden in einem neuen Bereich aktiv zu werden, welchen Wert legen Sie darauf, dass die Kunden dazu animiert werden, sich einen schnelleren PC zuzulegen?
Barrett: Wir wollen die gesamte Computer-Industrie einen Schritt weiter bringen. Aber prinzipiell haben wir im Hinterkopf, dass die ganze analoge Welt dabei ist, sich in eine digitale zu verwandeln. Dazu zählen Audio, Video, eine umfangreiche Animation, viele interaktive Dinge, eine hohe Bandbreite und alle diese Sachen müssen in Prozessorleistung umgelegt werden.
Im Endeffekt bleibt die Frage: Was will der Verbraucher? Der will eine umfangreiche Medien-Darbietung, sie wollen das alles lebensecht und sie wollen interaktiv am Angebot teilnehmen. Und all diese Sachen brauchen eine hohe Prozessorleistung.

Frage: Also stellen Sie wirklich diese Verbindung her: Wenn ihr all diese Sachen wollt, müsst ihr euch einen Pentium 4 kaufen, um sie verarbeiten zu können?
Barrett: Warum nicht? Der Pentium 4 wurde nicht entwickelt, damit Word schneller läuft oder ein Excel Spreadsheet schneller lädt. Er wurde gebaut, damit multimediale Inhalte schneller berechnet werden können, egal ob sie aus dem Internet kommen, ob sie mit einem Peripherie-Gerät erstellt werden oder man mit einer digitalen Videokamera seine Aufnahmen editiert. Mehr Prozessorleistung für bessere Anwendungen.

Frage: Ihr Experiment mit den Videokonferenzen war kommerziell nicht sehr erfolgreich. Was haben Sie aus dieser Zeit gelernt?
Barrett: Ich finde am aufschlussreichsten war es, dass es sich nicht auszahlt, ein Visionär zu sein, vor allem wenn die nötige Infrastruktur noch nicht da ist. Wir haben versucht, Videokonferenzen durchzusetzen zu einer Zeit, als die nötige Bandbreite noch nicht zur Verfügung stand und die Prozessoren diesen Mangel noch nicht kompensieren konnten. Darüber hinaus wollten wir noch die Gewohnheiten der Kunden ändern.
Wir fanden heraus, dass man nicht den Markt betreten kann und von den Kunden verlangt, dass sie sich anpassen. Sie können soviel Geld Sie wollen auf den Markt werfen – solange das Produkt nicht zu den Lebensgewohnheiten der Leute passt, werden sie es nicht kaufen. Das war eine harte Lektion, aber wir haben sie vor fünf Jahren erlebt und ich habe nicht vor, dieses Experiment zu wiederholen.

Kontakt:
Intel, Tel.: 089/9914303

ZDNet.de Redaktion

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