Der Streit ist ein Dauerbrenner. Seit Jahren zanken die Deutsche Telekom (Börse Frankfurt: DTE) und ihre Konkurrenten um die Abrechnung von so genannten Call-by-Call-Gesprächen. Während es die Telekom wurmt, Einzelgespräche ihrer Wettbewerber auf die eigene Rechnung schreiben zu müssen, beklagen die freien Anbieter neben zu hohen Kosten für das Inkasso zu späte und unrichtige Abrechnungen. Die Bonner Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (Regtp) soll nun für ein Ende des Zwists sorgen. Der Schlichterspruch der Wettbewerbshüter wird in den kommenden Tagen erwartet.
Sollte der Kompromiss auf eine Übernahme der Abrechnung durch die Telekom-Wettbewerber hinauslaufen, könnten auch die Kosten für Call-by-Call steigen. Beim so genannten freien Call-by-Call kann der Kunde ohne Anmeldung über eine 010xx-Vorwahl mit einer anderen Telefongesellschaft telefonieren. Nach der Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes war die Telekom verpflichtet worden, in solchen Fällen die Abrechnung für die neuen Wettbewerber zu übernehmen. Dabei stand der Gedanke im Vordergrund, die neuen Anbieter nicht gleich von Anfang an mit der personal- und kostenintensiven Buchung zu belasten. Zudem schreibt die bisherige Rechtslage vor, dass der Telefonkunde ein Recht auf eine einheitliche Telefonrechnung hat, auch wenn er über verschiedene Anbieter telefoniert.
Die Telekom bekommt nach Angaben des Branchenverbandes VATM, in dem ihre Konkurrenten zusammengeschlossen sind, für die Fremdberechnung 4,5 Prozent vom Umsatz sowie 0,7 Pfennig je Rechnungszeile. Diesen Betrag sehen die Wettbewerber als viel zu hoch. Das letzte Telekom-Angebot lag laut VATM bei 47 Mark pro tausend Abrechnungsposten plus 16 Pfennig pro Rechnung. „Auch hier ist für die Anbieter keine Marge mehr drin“, sagt VATM-Sprecher Jürgen Grützner. Der VATM wollte erreichen, dass die Telekom die Kosten auf 13 Mark für tausend Posten und 9 Pfennig pro Rechnung senkt.
Auch die Abrechnungspraxis brachte praktisch vom ersten Tag an Probleme. Die Telekom-Wettbewerber beklagen, dass sie von der Telekom häufig erst Tage später die notwendigen Daten erhalten. „Es gab Fälle, in den Kunden von uns gemahnt werden, obwohl sie schon gezahlt haben“, sagt Grützner. Für Unmut bei der Telekom sorgte dagegen, dass sie sich vielfach mit Kundenbeschwerden herumschlagen musste, die nichts mit ihren eigenen Tarifforderungen zu tun hatten. Ende 1999 versuchte sich das Unternehmen deshalb aus der Abrechnungspflicht zu winden, wurde aber von der Bonner Regulierungsbehörde verpflichtet, die bisherigen Inkasso-Verträge bis Ende vergangenen Jahres weiter zu erfüllen.
Da Verhandlungen zwischen Telekom und Wettbewerbern über eine Neuregelung zu nichts führten, riefen die Beteiligten schließlich die Regulierungsbehörde als Schlichter an. Alles scheint nun darauf hinauszulaufen, dass die Abrechnung schrittweise von den Telekom-Konkurrenten selbst übernommen wird. Mehrere Unternehmen sind laut Grützner schon in der Lage, eigene Rechnungen zu schreiben und einzutreiben. Vielfach sei in den Geschäftsbedingungen im Vorgriff auf die Änderung schon festgeschrieben, dass der Kunde sein Recht auf eine einheitliche Rechnung aufgibt – bei Gesprächen über mehrere Anbieter künftig also auch mehrere Telefon-Rechnungen bekommen wird.
Der VATM geht davon aus, dass 30 größere Anbieter die Abrechnung für die gesamte Branche übernehmen werden. Kleinere Firmen stünden damit nicht vor dem Aus. Klar sei aber, „dass die Abrechnung teurer wird als bei der Telekom“, die aufgrund der großen Menge von Rechnungen billiger buchen könne. Angesichts von Margen beim Call-by-Call, „die jetzt schon gegen Null gehen“, dürfte laut Grützner die Zeit für Preissenkungen vorbei und einige Anbieter sogar zu Erhöhungen gezwungen sein.
Kontakt:
Regulierungsbehörde, Tel.: 0228/149921
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