Angesichts von Milliardenkosten für den Bau der neuen UMTS-Mobilfunknetze drängen mehrere Anbieter die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, eine Kooperation der Firmen zuzulassen. „Jeden Tag drücken uns die Zinsen in Millionenhöhe“, sagte Eplus-Geschäftsführungsmitglied Horst Lennertz am Donnerstag bei einem UMTS-Kongress in Berlin. Auch Viag Interkom forderte eine Erlaubnis für die Zusammenarbeit mehrerer Anbieter. Das Berliner Wirtschaftsministerium zeigte bei der Veranstaltung vorsichtiges Entgegenkommen.
Einige Anbieter wie die Büdelsdorfer Firma Mobilcom verwiesen aber auch auf Probleme bei der gemeinsamen Nutzung von Antennen. Firmen-Chef Gerhard Schmid sprach sich gegen eine „Einheitsautobahn“ aus. Experten schätzen die Kosten für den UMTS-Netzaufbau auf bis zu zehn Milliarden Mark (5,1 Milliarden Euro) pro Anbieter. Sie addieren sich für die Firmen zu den Ausgaben für die im vergangenen Sommer ersteigerten Lizenzen, die sich pro Unternehmen im Schnitt auf rund 16 Milliarden Mark (8,2 Milliarden Euro) beliefen.
Nach den Lizenzbestimmungen müssen die einzelnen Betreiber bis Ende 2003 sicherstellen, dass sie mit ihren Netzen eine Abdeckung von 25 Prozent in Deutschland erreichen. Zudem muss der Lizenznehmer die „Netzfunktionsherrschaft“ haben. Dieser Begriff müsste nun von der Regulierungsbehörde so interpretiert werden, dass die Anbieter Teile ihrer Netze gemeinsam betreiben können.
Die Bonner Behörde hat grundsätzlich Gesprächsbereitschaft zu dieser Frage signalisiert und erwartet nun Vorschläge, wie eine Kooperation aussehen könnte. Zwar sei klar, „dass die Lizenzbedingungen strikt eingehalten werden müssen“, betonte Wirtschaftsstaatssekretär Alfred Tacke. Allerdings müsse geprüft werden, wo Flexibilität im Rahmen der Bestimmungen möglich sei. Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT), Franz Schoser, sagte, es sei grundsätzlich richtig zu überlegen, wie man bei den Antennen der Netze kooperieren kann“. Allerdings dürfe dies nicht zur Ausschaltung des Wettbewerbs führen.
Die neuen Basisstationen seien teure High-Tech-Anlagen, betonte Karl-Wilhelm Rohrsen, Geschäftsführer von Viag Interkom. „Schon aus finanziellen Gründen sind die Netzbetreiber daher daran interessiert, mit so wenig Basisstationen wie möglich auszukommen.“ Eplus-Manager Lennertz verwies auch auf die schon jetzt dichte Bebauung in den Ballungszentren und Bedenken aus der Bevölkerung wegen möglicher gesundheitlicher Gefahren durch die Mobilfunkstrahlung. Mit UMTS werde sich die Zahl der Antennen nach vorsichtigen Schätzungen voraussichtlich verdoppeln, sagte Lennertz. Eine gemeinsame Nutzung von Standorten würde die Antennenzahl so niedrig wie möglich halten. „Wenn uns der Regulierer nicht hilft, müssen wir sie sogar verdreifachen.“
Mobilcom-Chef Schmid warnte jedoch vor der Gefahr, dass mit der gemeinsamen Nutzung von Netzen sich auch die Dienste der Anbieter zu sehr ähnelten. „Wir werden ohne die Abgrenzung in der Infrastruktur keine richtige Abgrenzung bei den Services haben.“ Qualität und Schnelligkeit seien die Trümpfe der neuen Technik und nur dafür seien die Kunden bereit zu zahlen. „Wenn wir 500 Millionen weniger in das Netz investieren und dann nur 50 Kunden haben“, lohne sich das nicht. Mobilcom wolle deshalb einen „Infrastrukturwettbewerb“. Der Präsident der Regulierungsbehörde, Matthias Kurth, der die Veranstaltung moderierte und sich nicht direkt zu dem Wunsch der Firmen nach Kooperationen äußerte, rief dazu auf, die Chancen von UMTS realtistisch zu betrachten. Nach der Euphorie des vergangenen Jahres, sei es nun auch nicht angebracht, in „Katzenjammer“ zu verfallen.
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Regulierungsbehörde, Tel.: 0228/149921
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